4. November 2014 | 19:27 | Kategorie:
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Wann ist genug genug?

Tobias Moretti, international erfolgreicher Schauspiel-Export aus Tirol, der vor Jahren mit der legendären Piefke-Saga für heiße Diskussionen im Tourismus gesorgt hatte, hielt anlässlich der Festveranstaltung „125 Jahre Werbung für Tirol“ eine ebenso brillante wie kritische Rede. Die Touristiker, die aus allen Ecken des Landes in das Festspielhaus nach Erl geströmt sind, spendeten starken und lang anhaltenden Applaus.

Angesichts seiner kritischen Worte habe ich mir die Frage gestellt, wem denn der Applaus nun tatsächlich gegolten hat: der Person Tobias Moretti, der Brillanz seiner Rhetorik, seiner Formulierungskunst oder doch auch dem Inhalt?

Den Titel seiner Rede „Wann ist genug genug? Und: Wann isch oans mehr als koans?“ hat er auch angesichts der aktuellen Diskussionen über Projekte zu weiteren touristischen Erschließungen im Lande treffend gewählt. Vor dem Hintergrund der zweifellos anhaltenden Tendenz zur räumlichen Konzentration des Tiroler Tourismus, speziell des Wintersports auf die dafür am besten geeigneten Lagen, hat der zweite Teil seines Vortragstitels wohl seine Berechtigung: Da wird durchaus „onas mehr als koans“ sein. Das gilt insbesondere dann, wenn es um Investitionen in die Abrundung oder Ergänzung von Angeboten geht, aber auch um Zusammenschlüsse von Skigebieten, die gleichsam „auf der Hand liegen“.

Demgegenüber kann in anderen Teilen des Landes, die aus den verschiedensten Gründen seit Jahren (oder noch länger) touristisch dahinstolpern, und die vor ihrer Haustüre zudem wirtschaftliche Alternativen zum Tourismus vorfinden, „oans“ schon zuviel bzw. „koans“ bereits genug sein.

Meines Erachtens sind die politisch Verantwortlichen auf der Landesebene und in den Gemeinden mehr denn je angehalten, sehr gut zu überlegen, wohin in welchen Regionen die Reise gehen soll. Es ist die Frage zu beantworten, ob es, bildlich gesprochen, überall einen Railjet braucht oder ob im einen oder anderen Fall ein Regionalexpress ausreicht, oder ob es sich gar lohnen würde, da und dort einfach zu Fuß zu gehen.

In touristisch prosperierenden Regionen werden wohl am Beginn von Zukunftsüberlegungen jene Faktoren herausgearbeitet werden, auf denen die bisherigen Erfolge beruhen, da sie ja zumindest zum Teil auch die Grundlage für künftige Erfolge bilden. Touristisch weniger erfolgreiche oder gar erfolglose Regionen sind hingegen angehalten, ehrliche Ursachenforschung zu betreiben und darüber nachzudenken, was denn die Gründe für die Mißerfolge der vergangenen Jahre und vielleicht Jahrzehnte sein könnten und welche Rolle dabei die (vermeitlich) fehlende Infrastruktur tatsächlich spielt. Das könnte in nicht wenigen Fällen zu aufschlussreichen Erkenntnissen führen: Etwa dazu, das man „oans“ oder sogar „zwoa“ hatte bzw. hat, aber weder in der Lage war noch ist, daraus wirklich etwas zu machen.

6. November 2014, 13:34

Da und dort häufen sich auch in Zentren die Widerstände der „Bereisten“. Die Gefahr dass die Tourismusgesinnung sinkt, ist vorhanden, wenn die Menschen, nur mehr die Nachteile wahrnehmen und wir nicht versuchen, wie Moretti gesagt hat, authentisch zu bleiben. Mehr ist nicht immer mehr. Tourismusobmänner die sich mit Millionen von Nächtigungen schmücken auf der einen Seite und auf der anderen Seite sehr oft Betriebe, bei denen das alles ganz anders ausschaut. Wer seine Branche liebt, der betrachtet sie auch aber nicht nur kristisch. Es ist gut, wenn Persönlichkeiten wie Tobias Moretti uns den Spiegel vor Augen halten und uns zum nachdenken und innehalten auffordern.

6. November 2014, 17:20

Eine Diskussion über die Grenzen des Wachstums im Tourismus ist längst fällig. Wieviel an Alpen wollen wir dem Skisport zur Verfügung stellen und welche Teile sollen unberührt und so wie die Natur sie geschaffen hat, den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben? Wie sieht es da mit den Seeufern aus, die zunehmend ein begehrtes Objekt für Zweiwohnsitzentwicklung sind und was wollen wir auf Dauer unverbaut sehen? Wieviel an Supermärkten, Auto- und Möbelhäusern oder gar mit Lärmschutzwänden verbauten und versauten Autobahnen wollen wir noch haben. Bisher Fragen über Fragen aber noch wenig Diskussion. Mander s´isch Zeit . . .

24. November 2014, 12:40

Die dringende Notwendigkeit einer derartigen Diskussion ist längst überfällig. Stoff ist genügend vorhanden. Getrauen ob der Folgen eines Aufbegehrens tut sich keiner; zeigt allein schon, dass hier Tobias Moretti als Schauspieler eine Rede hält, um die Dinge auf den Punkt zu bringen.

Fragwürdige Projekte werden mit subtilen „die paar Meter“ Argumenten durchgepeitscht, Grund und Boden für den Einheimischen ist nicht mehr leistbar wobei die Schweiz ein gutes Beispiel ist, wohin die hirnlose Versiegelung führt und die Politik, die oftmals unter der Gesinnungsdecke der Gleicheren steckt, versteckt sich hinter dem Argument „Schaffung von Arbeitsplätzen“, meist Saisonkräfte oder Zugezogene, für die mit Fördermittel Mitarbeiterhäuser aus dem Boden gestampft werden. Man muss nicht einmal genau hinschauen, der Einheimische ist längst im Abseits. Ortskaiser und Seilschaften regieren ungeachtet ökologischer und ökonomischer Folgen nach christlich-sozialem Wertebild. Wehe dem, der sich getraut etwas dagegen zu unternehmen, dem wird gezeigt, wer hier das Sagen hat! So läuft das hierzulande. Wichtig bei allem ist, dass die Party so lange wie möglich weiter geht und wie das bei allen Parties ist, die zu lange dauern, sie werden derb und die Protagonisten räumen meisten nicht selber auf.

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