Bloß nicht Hotel

Früher da war die Welt noch einfach. Ein Hotel hieß Hotel. Wenn es nur Frühstück gab, war es ein Garni. Und wenn es eher familiär geführt und nicht allzu groß war, wurde es Pension genannt. Das war es dann aber auch schon. Die meisten hatten zwei bis drei Sterne, vier Sterne hatten die wenigsten und fünf nur eine Handvoll pro Land. Und weil es noch nicht allzu viele davon gab, musste man sich auch nicht groß unterscheiden. Hotel „Post“ genügte um sich vom „Roten Ochsen“ zu unterscheiden.

Mittlerweile geht ihre Zahl jedoch in die Tausende und das Internet hat es nicht einfacher gemacht, unterscheidbar zu sein. Die gute alte Zeit, wo man auf Empfehlung von Freunden via Telefon, Brief oder Fax gebucht hatte und dann mindestens zwei Wochen blieb ist endgültig vorbei. Vorüber ist aber auch die Zeit, wo sich der Gastgeber auf das Gastgeben konzentrieren konnte.

Heute muss sich der Hotelier auf das Marketing konzentrieren, um im Meer der Angebote nicht unterzugehen.

Da verschwindet auch die Bezeichnung „Hotel“ zusehends und wird gerne durch Anglizismen ersetzt. Das dient wohl dazu sich der Sprache der angepeilten Zielgruppe anzunähern. Ein CO-WORKING-SPACE deutet stattdessen auf eine ausgewogene Work-Life-Balance hin oder ist es einfach nur ein PLACE-TO-BE. Natürlich gibt es auch ein Hideaway – ein Versteck in der Ferne weit weg von den Dingen, die einem lästig sind. In eine ähnliche Richtung gehen Retreat oder Escape. Rückzug, Flucht vor dem Alltag. Auch FAMILY-RESORT zeigt, dass man in der neuen Zeit angekommen ist und die alte Bezeichnung abgelegt hat wie eine Schlangenhaut.

Der Name eines Betriebes ist natürlich wichtig, auch hier geht der Trend zum Verzicht auf den Zusatz Hotel. Dafür gibt es den sächlichen Artikel: DAS TEGERNSEE. DAS TRIEST. DAS RETERS. DAS TIROL. DAS REINISCH. DAS MONDSEE. DAS GASTEIN.

Jenes DAS soll dem Gast suggerieren: Hier bist du nicht in irgendeinem, nein, hier bist du in DEM Hotel. Dieses Versprechen geht oft mit auffällig hohen Zimmerpreisen einher. Ein Insider meint – das wäre wohl durch den hohen Aufwand bei der Namenssuche gerechtfertigt.

Kommentieren

Ihre Daten werden im Rahmen der Kommentarfunktion gespeichert, darüberhinaus aber für keine weiteren Zwecke verwendet. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

11. Juni 2025 • 11:20 Uhr • Touristiker

Ein Beitrag zum Schmunzeln… 🙂 Danke dafür! Bin selbst auch schon zu oft über das DAS gestolpert…