14. Juli 2015 | 16:09 | Kategorie:
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Begegnungszonen in Tourismusorten

Die Begegnungszone in der Mariahilfer Straße in Wien hat aufgrund der intensiven Diskussionen mit Pro- und Kontra-Argumenten in der Planungs- und Umsetzungsphase für großes Aufsehen gesorgt. Nun scheint sich die getroffene Lösung trotz aller Unkenrufe einer hohe Akzeptanz zu erfreuen, was für weitere  Projekte dieser Art – nicht nur in Wien – einen guten Nährboden darstellt.

Rechtliche Verankerung in Österreich
Nachdem andere Länder Begegnungszonen schon seit längerem in eine rechtliche Form gegossen haben, hat Österreich im Februar 2013 die Bestimmungen dafür in die Straßenverkehrsordnung aufgenommen. Demnach ist eine Begegnungszone eine Straße, deren Fahrbahn für die gemeinsame Nutzung durch Fahrzeuge und Fußgänger bestimmt und auch als solche gekennzeichnet ist. Fußgänger dürfen die gesamte Fahrbahn benützen, den Fahrzeugverkehr jedoch nicht mutwillig behindern. Das Parken von Kraftfahrzeugen ist nur an den dafür ausgewiesenen Stellen erlaubt. Die Fahrgeschwindigkeit ist auf 20 km/h beschränkt, in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation ist eine Erhöhung auf 30 km/h möglich.

Zögerlicher Start in Tourismusorten
Dank der nunmehrigen gesetzlichen Regelung und den vielen positiven Erfahrungen auf internationaler Ebene sind in Österreich in den letzten beiden Jahren zahlreiche Begegnungszonen entstanden, bevorzugt in größeren Orten und Städten. Auch in touristischen Destinationen hat die Idee Fuß gefasst (z.B. Velden), auch wenn die Verbreitung dort deutlich langsamer erfolgt. Stöbert man z.B. in der Dokumentation zur aktuellen WalkSpace Konferenz 2015 in Bregenz, so ist unter einer ganzen Reihe von Beispielen für bereits bestehende oder in Vorbereitung befindliche Begegnungszonen mit der Gemeinde Mittelberg im Kleinwalsertal nur eine einzige Tourismusgemeinde zu finden. Doch es kommt Bewegung in die Sache.

Serfaus – immer einen Schritt voraus
Das aktuellste Beispiel für die Einrichtung einer Begegnungszone in einer Tourismusgemeinde ist wohl Serfaus, das mit der Dorfbahn (U-Bahn vom Ortseingang bis zur Talstation der Seilbahn am Ortsende) und mit restriktiven Regelungen für den Kraftfahrzeugverkehr im Ortsgebiet schon seit Jahren seine nach wie vor ungebrochene Innovationskraft unter Beweis stellt.

Nun hat die touristische Vorzeigegemeinde im Ortszentrum eine große Begegnungszone geschaffen, mit welcher der bisher eingeschlagene Weg konsequent fortgesetzt wird. Denn bei näherer Betrachtung stellt die Einrichtung der Begegnungszone in Serfaus eine Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen an ein bereits gelebtes und bestens funktionierendes innerörtliches Verkehrssystem dar, haben doch die strikten Verkehrsbeschränkungen bereits seit Jahren zu einem geordneten und konfliktfreien Miteinander von Kraftfahrzeugen und Fußgängern geführt. Gestaltungsmaßnahmen im Straßenraum tragen dazu bei, dass die mit der Begegnungszone verbundene Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Ort noch um ein schönes Stück weiter vorangetrieben wird.

Chance für viele Tourismusorte
Auch wenn Serfaus für eine Begegnungszone geradezu prädestiniert ist, kann dieses Beispiel – so wie vieles in Serfaus – Vorbildwirkung für andere Tourismusorte haben. Denn die Einrichtung von Begegnungszonen ist in räumlich unterschiedlich strukturierten Tourismusorten möglich, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind. Prädestiniert dafür erscheinen z.B. Tourismusorte, die den Talschlussorten vorgelagert sind, keine Umfahrungsstraße besitzen und ein hohes Fußgängeraufkommen mit vielen Straßenquerungen im Ortszentrum aufweisen. Detaillierte Angaben dazu bieten das Arbeitspapier „Einsatzkriterien für Begegnungszonen“ der Österreichischen Forschungsgesellschaft Straße-Schiene-Verkehr sowie andere, im Internet auffindbare einschlägige Publikationen.

Zahlreiche positive Effekte
Das Destinationsmanagement und die Gemeindeverantwortlichen interessiert natürlich, welche Nutzen mit der Einrichtung von Begegnungszonen verbunden sind. Und darüber gibt es viel Positives zu berichten.

Dazu gehört einmal das Zurückdrängen der Dominanz des fließenden Verkehrs und, damit verbunden, die Erhöhung der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer. Weitere wichtige Aspekte sind die Verbesserung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, was für die Einheimischen mehr Lebensqualität und für die Gäste mehr Erholungsqualität bedeutet. Da die Einrichtung von Begegnungszonen in der Regel mit einer Neugestaltung – und oft auch Möblierung – des Straßenraums verbunden ist, gewinnen die Atmosphäre und das Ambiente im ausgewiesenen Bereich. Dazu kommen eine Reihe weiterer positiver Effekte wie Entschleunigung, Nachhaltigkeit, dörfliches Miteinander und nicht zuletzt die Vorteile für die lokale Wirtschaft dank der stärkeren Inanspruchnahme des Straßenraums durch die Fußgänger, gepaart mit ihrem längeren Verweilen in dem als eine Ebene – also ohne Gehsteige – gestalteten öffentlichen Raum.

Ich denke, dass zahlreiche Tourismusorte diesen Weg beschreiten und damit zu ihrem eigenen Vorteil einen Beitrag zu den drei Säulen der Nachhaltigkeit (ökologische, soziale, ökonomische) leisten können. Auch gehe ich davon aus, dass es in vielen Fällen so sein wird wie in Serfaus: Es geht ein gutes Stück weit um die Angleichung der Verkehrsregeln an ein ohnehin bereits gelebtes Verhalten der Akteure im Straßenraum, ergänzt durch die Neugestaltung des öffentlichen Raums.

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