20. April 2015 | 15:15 | Kategorie:
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Belastungspaket für den Tourismus

Ja, wir haben das Thema bis dato im Blog nicht behandelt. Was mich betrifft, wollte ich ein greifbares Ergebnis abwarten und nicht über Angebliches spekulieren. Dazu schien es mir nicht sehr zielführend, die ohnehin schon aufgeheizte Stimmung auch noch auf den Blog zu ziehen. Ob andere Autoren es ähnlich sahen, kann ich mangels gegenseitiger Absprache nicht beurteilen. Tatsache ist, dass wir bis dato nicht darüber diskutiert haben. Nun ist aber mit dem Rücktritt von WK-Spartenobmann Harald Ultsch und seinem offenen Brief (zum Inhalt siehe unten) ein Ereignis dazu gekommen, über das nicht spekuliert werden muss. Hier wurden klare Worte gefunden, denen man sich anschließen kann oder nicht:

 

Sehr geehrter Herr Vizekanzler Mitterlehner,  Sehr geehrter Herr Finanzminister Schelling, Sehr geehrter Herr Präs. Leitl,

die letzten Tage und Wochen haben meinen Eindruck verstärkt, dass Österreich im Begriff ist, noch weiter „abzusandeln“ um es mit den Worten des Präsidenten zu formulieren. Die aktuelle Steuerreform wurde wieder ohne gründliche Berechnungen wie schon in der Vergangenheit durchgepeitscht, nur um einen angekündigten Termin zu wahren. Die Hoffnung, mit Ihnen als Wirtschaftsfachleute eine neue Qualität von Gesetzgebung zu bekommen, muss leider begraben werden.

Im Nachhinein werden diese haarsträubenden Berechnungen bekannt. Es herrscht wie früher das Interessenslobbying. Der Größere und Stärkere setzt sich durch. Damit wird der Tourismus, in dessen Stabilität man sich in Zeiten der Krise sonnte, zum wiederholten Male als Melkkuh missbraucht. Industrie und Lebensmittelhandel konnten sich durchsetzen, von den Bauern nicht zu reden.

Bevor ein Arbeitszeitruhegesetz an die nötige Realität eines typischen Halbpensionsbetriebes angepasst wird, wird ein Lohndumpinggesetz beschlossen, welches undifferenziert von der Bauwirtschaft auf den Tourismus übertragen wird. Auch Husch-Pfusch mit horrenden Strafen unabhängig von Vorsatz und Betriebsgröße!

Diese Argumentation lässt sich mit Grunderwerbssteuer, Allergene, Pauschalreiserichtlinien, Behindertengesetz usw. beliebig fortsetzen.

Während sich Produktionsbetriebe in das Ausland verabschieden, meint man, dass mit Hotels und Restaurants nichts passieren kann. Aber die Folge sind Aussetzung oderReduzierung von Investitionen, Umwandlung von Vollhotels in Appartments oder wie bei unseren Betrieben die weitere Expansion nur im Ausland. Bei einem Anteil von 90% aller Vorleistungen im Inland werden dies auch andere Branchen und deren Mitarbeiter zu spüren bekommen.

Die Nachfolge von Betrieben ist massiv gefährdet und Sie brauchen sich nicht wundern, wenn alle Register gezogen werden, um ausländische Käufer zu bedienen.

In diesem Umfeld ist es mir nicht mehr möglich, neben meinen Betrieben mit 150 Mitarbeiterinnen, interessenspolitisch tätig zu sein und ich ziehe daher heute die Konsequenzen anlässlich der bevorstehenden Wiederwahl als Spartenobmann.

Ich verabschiede mich von allen meinen Funktionen in der Wirtschaftskammer und selbstverständlich auch als Mitglied des Wirtschaftsbundes.

Harald Ultsch

Obmann der Sparte Tourismus und Freizeit in Tirol

Innsbruck, am 20.4.2015

21. April 2015, 9:19

Nein, es ist nicht nur die Wut der Funktionäre, Enttäuschung registrieren unsere Berater bei allen Unternehmern jetzt täglich in den Betrieben und es macht sich eine gefährliche Lethargie breit. Und so habe ich unsere Tourismuswirtschaft in all meinen Berufsjahren noch nicht erlebt! Diese Lethargie ist wahrscheinlich das Gefährlichste für Österreichs Volkswirtschaft.

Was tun? Auch wenn der Groll im Halse steckt, gilt es für Profis einen möglichst kühlen Kopf zu bewahren und Maßnahmen vorzubereiten. Die Berater von Kohl & Partner haben ein „Abwehr-Maßnahmen-Paket“ ausgearbeitet, um die Belastungen möglichst gut abzufedern. Und: So schwer es auch fällt, es gilt die Stimmung im Betrieb hoch zu halten. Bei sich selbst und bei den Mitarbeitern. Kein Jammern über die steuerlichen Belastungen, denn Jammern zerstört bekanntlich die Gastlichkeit. Eine entspannte Atmosphäre schaffen, eine fröhliche Stimmung, mit guter Laune punkten. Nicht davon ausgehen, dass die Gäste die schwierige Situation der Unternehmer verstehen.

PS: Wenn Minister und Staatssekretär persönlich versprechen, dass es keine Mehrwertsteuererhöhung geben wird – worauf soll man sich dann noch verlassen?

22. April 2015, 12:12

Lieber Harald,

in diesen schwierigen Zeiten freut es mich besonders, dass es noch Persönlichkeiten gibt, welche Rückgrat besitzen und sich in den Spiegel schauen können. Wie Du ja weißt habe ich mich aus ähnlichen Gründen von meinen Funktionen und auch aus dem Wirtschaftsbund verabschiedet.
Dir als tüchtigem Unternehmer wird sicher langweilig und so wünsche ich Dir und Deiner Familie viel Erfolg für die Zukunft

Anton Wrann

26. Mai 2015, 8:01

Sehr geehrter Herr Vizekanzler und Minister Dr. Reinhold Mitterlehner!

Sie haben noch am 9. Jänner in der Tourist Austria wortwörtlich gesagt, dass Anheben des Mehrwertsteuersatzes ist ein Gerücht und der Tourismus verträgt keine weiteren Belastungen und dafür verbürgen Sie sich. Wieviel ist eine Bürgschaft von Ihnen wert?

Sie haben alles anders gemacht, als angekündigt, Sie haben sich von Tourismushassern vorführen lassen. Sie haben sogar noch mitgetan, in dem Sie miteingestimmt haben in das generelle Tourismusbashing.

Die Ausgebeuteten sind wir, die Unternehmer haben netto pro Arbeitsstunde weniger als der Mindestlohn, arbeiten täglich und schauen nur, dass der Betrieb vorankommt, nach 45 Jahren bekommen wir eine Pension unter 1000 Euro – das ist modernes Sklaventum, der Staat bereichert sich an der (Selbst) Ausbeutung der Unternehmer.

Das ist die Gerechtigkeit in schiefer Lage, aber wir sind ja standortgebunden und können nicht abwandern, wir sind der Willkür dieses Staates ausgeliefert.

Alle Experten sagen, infrastruktur und dienstleistungsintensive standortgebundene Gewerbe bitte niedriger besteuern, da die in 80 km Umkreis hohe Umwegrentabilitäten haben, sie stehlen uns mit der MWSt. Erhöhung die Möglichkeit zu investieren, Sie stellen das kleine Unternehmertum in Frage.

Außerdem schwächen Sie den ländlichen Raum noch mehr, denn dort ist der Wirtschaftsdruck doppelt so hoch. Wer den Tourismus so behandelt, entsiedelt die Alpen. An sich bräuchten wir eine wirkliche Steuerreform, die Wirtschaftszonen schafft.

Hören Sie auf mit diesem Bestrafungsstaat, der immer mehr Beamte produziert, die jeden, der aufmuckt mit existenzgefährdeten Strafen niederhält. 95 % der leitenden Angestellten in Österreich haben Angst, vor einer nächsten Kontrolle (Quelle Wirtschaftsblatt)
Der Mensch reagiert auf Druck, mit Gegendruck, nur Anreize lassen ihn lenken. Viele Gesetze sind bewußt so gestaltet, dass man sie nicht mehr einhalten kann, das ist nicht mehr hinnehmbar. Ohne Vertrauen und Vertragen geht gar nichts.

Sie nehmen uns jegliche Perspektive, mit der Wutoma sind Sie anscheinend noch was Trinken gegangen.

Wir fühlen uns als Bürger zweiter Klasse, wir müssen nur funktionieren, wir müssen Steuern zahlen, wir müssen investieren, wir müssen anstellen – keiner fragt uns, ist das alles noch menschenmöglich, wir sind die, die dem Turbokapitalismus hautnah spüren. Das Internet ist Segen und Fluch, aber es macht enormen Preisdruck und wir sind Bewertungsplattformen teilweise auch schutzlos ausgeliefert.

Banken werden gerettet, Industrie umsorgt, wir aber sind die nützlichen Idioten, von einer Politik, die nicht mehr schaut, wie geht es den Leistungsträgern, sondern immer sagt man, das ist denen schon noch zumutbar. Ihr Ziel ist nur noch ein ausgeglichener Haushalt, es geht nicht mehr um die Zufriedenheit der Bürger, sondern wie „der Monarch“ seine Kriegskasse füllen kann.

Nein ist ist uns nicht mehr zumutbar, auch wir haben ein Recht auf Familie, auf Freizeit und auf gerechte Entlohnung unseres 16 h Tages.
Keine 5 Wochen Urlaub, keine Weekends frei und und und

Mitarbeiter werden so teuer, dass wir noch mehr selber machen müssen, aber das kommt auch nicht beim Mitarbeiter an, sondern, der Staat kassiert immer mehr. Machen Sie Überstunden steuerfrei.

Bei aller Liebe ist es recht und billig die Lohnsteuer zu senken, aber es quasi über die Unternehmer eintreiben zu lassen, ist kurzsichtig und wahrscheinlich auch nicht besonders klug, da es eine Vernaderungsgesellschaft fördert, und den Zusammenhalt der Gesellschaft an sich stark beeinträchtigen wird. Das Sozialversicherungssystem gehört reformiert, Ihr Anreizsystem begrüße ich.

Durch diese hohle Gasse muß er kommen – Hermann Gessler konnte auch nicht zuhören, ich bitte Sie, lassen Sie uns nicht zu Wilhelm Tell werden müssen, hören Sie zu, hören Sie auf Ihr Volk, auf die Leistungsträger und ändern Sie Ihre Meinung

Ilmar Tessmann
Biolandhaus Arche
9372 Eberstein

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