Lieferdienste: Heiss gekocht – schaler Nachgeschmack?
Wie die aktuelle Diskussion rund um das Thema von Lieferdiensten à la Lieferando oder Foodora zeigt, kann aus einem anfänglichen Segen rasch ein Fluch werden. Während die Lieferdienste während Corona für viele Gastronomen sprichwörtlich das Überleben sicherten, zeigt sich nun immer mehr, dass der „Home-eating“ Trend zum immer größeren Problem der Restaurants und Wirtshäuser wird.
Nachgeschmack: Lauwarm und letschert
Wohl weniger für hochwertige, spezialisierte und unique Gastronomen als vielmehr für die unzähligen, letztlich qualitativ austauschbaren Pizzabuden oder Einheitsbrei anbietenden Produzenten. Denn wer hochwertiges und vor allem frisch zubereitetes am Teller haben möchte, kann wohl kaum erwarten, dass dies nach mehr oder weniger langem Radtransport gut und heiß durch die Wohnungstür verabreicht wird…. Was die Hauszustellung per Lieferando & Co betrifft, hat Sepp Schellhorn mit seinen „lauwarmen, letscherten Nudeln“ in gewohnt pointierter Art wohl einmal mehr recht!
Inhaltlich erinnert die Diskussion an die immer wieder aufkochenden Debatten über die Marktmacht von Booking&Co, ohne die aber auch für viele Vermieter relativ früher denn später das Licht in der Unterkunft ausgehen würde. Aus Konsumentensicht ist der Erfolg all dieser Plattformen mehr als logisch – alles aus einer Hand, leichte Erreichbarkeit, Riesenauswahl, einfaches Bezahlen – Herz was will man mehr?
Lieferdienste: No way out?
Die wie rauskommen aus der Bredouille? Welcher Wirt hat letztlich Zeit und Ressourcen, sich selbst bei den Konsumenten derart in den Vordergrund zu rücken, dass man auch gefunden und gekauft wird? Einmal mehr hat der Konsument daher selbst die Wahl, ob wir in Zukunft „allein zu Haus“ lauwarmes Essen am Teller haben wollen, oder vielleicht doch entweder selbst den Weg ins Wirtshaus, oder zumindest zum selbst Abholen, idealerweise zu Fuß oder per Fahrrad oder am Heimweg von der Arbeit, (wieder)finden sollten? Denn in vielen Orten zeichnet sich schon seit langem ein Rückgang an offenen Wirtshäusern und Restaurants ab, was wieder dem geselligen Ambiente im Land des Tourismusweltmeisters Österreich ebenfalls nicht zuträglich ist….ein wahrer Teufelskreis, und dennoch können wir alle mithelfen, diesen Trend zumindest zu verzögern.
Denn aufhalten wird man all das, zumindest im größeren Stil, wohl kaum können, wie auch im Handel und vielen anderen Bereichen. Durch die Vielzahl an Onlineplattformen à la Amazon, Temu und unzähligen anderen gelangen jedenfalls immer mehr Kleinunternehmer an den Rand ihrer Möglichkeiten….so bleibt letztlich bei vielem, was anfänglich ausschließlich als Segen galt, doch ein schaler und manchmal auch bitterer Nachgeschmack hängen……guter Rat scheint da einmal mehr teuer? Oder kennen Sie/du gute Gegenbeispiele? Würde wohl nicht nur mich brennend interessieren…..
Ein Patentrezept gibt es sicher nicht. Es ist wohl die Summe aus Ambiente, Freundlichkeit des Personals, Küchenqualität und Preis, die entscheidend dafür ist, ob man sich lieber auf den Weg ins Lokal macht, oder doch bequemlichkeitshalber das letschert Lauwarme „genießt“. Diese vier Teile des Erfolgs benötigen allerdings 4 Profis bzw.Liebhaber. Die sind in einer Person nur selten vereinbar. Zwei müßten sich idealiter ergänzen und mehrere Köche verderben u.U. den Brei. Es wird für Kleinunternehmen schwierig werden. Die Zukunft bietet daher für immer weniger Betriebe immer mehr Chancen!
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