Skischule für die Familien von heute?
Der Skilauf – besser gesagt der Schneesport – entwickelt sich erfreulicherweise immer weiter, ja erfindet sich geradezu immer wieder neu. Freeskiing (Park) und Freeriding (Gelände) sind Formen, die den Skilauf in den letzten Jahren „kulturell“ prägen. Eigene Szenen haben sich entwickelt, die vielleicht – ähnlich wie Snowboarden – auch einmal ganz im gesellschaftlichen Mainstream ankommen.
Es ist uns bisher als Branche noch nicht richtig gelungen, das „Geschenk“ dieser Weiterentwicklung des Skilaufs anzunehmen. Wie könnten wir für Familien, wie könnten wir für junge Menschen interessanter werden? Welche Rolle spielen dabei Skigebiete, vor allem die Skischule, aber auch der Ausrüstungsverleih, Lösungen für An- und Abreise oder Unterkunft?
Vielleicht müssen wir speziell die Leistungen der Skischule neu denken:
Familien, die gemeinsam (Eltern und/oder Großeltern mit Kindern) Zeit verbringen wollen, ähnlich wie ein Coach unterstützen? Auch weniger geschickten Jugendlichen das (Bewegungs-)lernen in der „Peergroup“ ermöglichen? Hinweise zu derartigen Produkten und Erfahrungsberichte sind mehr als willkommen!
Zweifellos durchgesetzt haben sich Funslopes, die ein erstaunlich breites Publikum ansprechen. Früher einmal als Waldwegerl in Eigenregie entstanden, ist die Funslope von heute durchinszeniert (siehe mein Video von der Funslope „mit Family Park“ Schönanger in Maria Alm, hier auch das offizielle Video). Die bei Parks übliche Hemmschwelle fällt interessanterweise bei den Funslopes weg. Möglicherweise werden sich Funslopes künftig – ähnlich wie Mountainbike-Trails – durch unterschiedliche Charakteristik und Schwierigkeit unterscheiden. Sie könnten auch „Türöffner“ für Freeskiing und Freeriding sein — vielleicht auch Aufhänger für neue Skischulprodukte?
Hallo Markus,
mit Interesse verfolge ich deine Aktivitäten als Geschäftsführer der Bergbahnen in deiner Heimat. Wie du weißt habe ich meine Skischule verkauft und eine Bewilligung als Privatskilehrer gelöst. Natürlich beobachte ich die Szene mit Aufmerksamkeit und Interesse nach wie vor, ich bin auch fast täglich in den Skigebieten des Montafons mit Gästen unterwegs.
Meiner Meinung nach können sich die Skischulen nur auf das Kerngeschäft (Gruppenkurse) konzentrieren, da alle „neuen Produkte“ als Geschäftsmodell zum Scheitern verurteilt sind, da damit keine Gewinne erzielt werden können. Als mittel- und langfristige Lösung müssen sich die Bergbahnen als Schneesport-Anbieter auch mit der Übernahme der Skischulen auseinandersetzen. Als Gesamtanbieter ist es möglich neue, innovative Produkte zu installieren, die nicht gewinnbringend sind, aber über die Umwegrentabilität (Ausrüstungsverleih, Unterricht usw.) kostendeckend angeboten werden können.
Freeride-Areale, Parks werden in allen Gebieten mit viel Aufwand betrieben, benutzt werden sie aber nur wenig; unter professioneller Anleitung beobachte ich kaum Aktivitäten, da vielfach der Preis für Privatunterricht zu hoch ist, Gruppen können kaum gebildet werden.
Aus meiner Sicht hat die individuelle Betreuung der Gäste das größte Potenzial, wenn die Qualität nachhaltig gewährleistet ist. Gerade deshalb sind die Privatskilehrer am Arlberg und auch jetzt im Montafon als erfolgreiche Anbieter einer qualitativ hochstehenden Dienstleisung erfolgreich unterwegs. Der Preis ist in diesem Fall nicht das erste Kriterium für den Gast. Es wird allerdings noch dauern, bis dieses Modell als Zusatzangebot bei allen Skischulen akzeptiert wird. Nach dem Motto: Die Skischulen bieten die Grundversorgung, die Privatskilehrer stehen für Flexibilität und die individuelle Betreuung. Wenn beide Partner noch nachhaltige Qualität bieten und die Bergbahnen die Infrastruktur bereitstellen, dann sehe ich darin eine erfolgreiche Partnerschaft.
Danke, dass ihr das Thema „Skischule für Familien“ aufgreift. Denke auch, dass auch hier eine kleinere/größere Richtungskorrektur und Veränderungsbereitschaft gut tun würde. Als „Flachländer“ im Innviertel denke ich vor allem an die vielen Familien und Kindern, denen in den vergangenen Jahren immer mehr die „Hauslifte“ im näheren Umkreis abhanden gekommen sind. Auch unser Lift in Taiskirchen (Nähe Ried im Innkreis) hätte dieses Schicksal ereilt, wenn nicht wir zuerst die Schikurse und dann auch den Lift übernommen und weitergeführt hätten. Wir örtlichen Kleinlifte werden gerne als „Krabbelstube des Schinachwuchses“ bezeichnet – dort wo die Kleinen das Schifahren lernen, damit sie später dann in die größeren Schigebiete fahren können.
Zurück zu „Skischule für Familien“: Damit wir hier wirklich nachhaltig was „zusammenbringen“ haben wir 8 Kleinlifte der Region eine Art Interessensgemeinschaft gegründet. Ziel ist es, uns zuerst mal wirtschaftlich zu stabilisieren (Fixkosten senken…) und eine entsprechende Öffentlichkeitswirkung zu erreichen als Basis für eine Reihe weiterer Maßnahmen und (neu gedachter!) Aktivitäten.
Wollte euch einfach mal spontan davon informieren – vielleicht ergibt sich was draus!
Walter Mühlmann, Schilift Taiskirche, Koordination InnHausLifte (Kooperation der inn- und hausruckviertler Kleinlifte)
Hallo Markus,
die Weiterentwicklung des Schneesports ist eine Notwendigkeit, dem auch jeder andere Wirtschaftsbereich unterliegt. Diese Entwicklung ist wichtig, damit der Wintersport auch bei Kindern und Jugendlichen modern und interessant bleibt, mündet aber in einer Segmentierung, die nur mehr kleine Teilbereiche des Gesamtmarktes anspricht. Das Thema Freeskiing und Freeriding ist ein spannendes und interessantes geworden. Im Bereich Skischule und Skiverleih sind diese beiden Formen allerdings kaum von wirtschaftlicher Bedeutung und auch das Thema Snowboard ist in den Wintersportorten bzw. im Handel nur mehr ein Randthema aufgrund der geringen Mengen, die umgesetzt werden.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Umsetzung dieser Themen auch in Kooperation mit Schulen sehr schwierig ist und sich nur vereinzelt interessierte Kinder und Jugendliche finden. Trotzdem ist es richtig und auch wichtig diese beiden Bereiche aber auch andere Nischen, wie die von dir angesprochenen „Familien Coachings“ oder auch „teach and ski“ (Verbindung vom Lernen einer Fremdsprache mit Sport) im Rahmen der Angebote mitzudenken. Aus wirtschaftlicher Sicht, ist es für Skischulen sehr schwierig, bei dem im Osten herrschenden Preisniveau, mit diesen „Nischenprodukten“ jene Umsätze zu lukrieren, um schwarze Zahlen zu schreiben. Diese Nischen können aus meiner Sicht nur im Rahmen eines Schulterschlusses von Bergbahnen, Skischulen, Skiverleihern, Beherbergern und Tourismus erfolgreich angeboten und umgesetzt werden. Gerade in dieser Zusammenarbeit haben wir bei uns in den östlichen Skigebieten noch recht viel aufzuholen…
Ich glaube, dass die von dir angesprochenen Funslopes sinnvolle und attraktive Angebote seitens Bergbahnen sind, die bei uns im Osten Österreichs noch viel zu wenig umgesetzt werden.
SG
Michael
Vielen Dank für den Beitrag. Mein Freund möchte nun eine Skischule besuchen, da er sich im letzten Winterurlaub kaum auf den Skiern bewegen konnte. Nun möchte er sich selbst etwas beweisen und neben dem Skifahren auch Snowboarden lernen. Glücklicherweise konnten wir ihm, nicht weit von uns, eine Skischule aufsuchen.
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