Wintersaison bricht Rekorde
Wir gehen gerade über vor Rekordmeldungen über den vergangenen Winter. Die Bundesländer übertreffen sich darin, die beste Wintersaison aller Zeiten zu bejubeln. Dabei war doch das Wetter über weite Strecken zu warm und punktuell gab es durchaus Schneemangel. Trotzdem gab es Rekorde und die Nächtigungen der vergangenen Wintersaison kletterten um 4 % auf knappe 66 Mio.
Es ist jedenfalls ein erfreuliches Zeichen, wenn trotz an manchen Orten festzustellenden Schneemangels die Wintersaison erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Gedanklich ist der Winter bei den Österreichern mit Schnee verbunden. Aber ein erheblicher Teil der Winternächtigungen findet in den Städten – vor allem in Wien mit einem Plus von 5 % – statt. Ein weiterer wesentlicher Anteil entfällt auf den Thermentourismus (2015/16 mit einem starken Plus im Burgenland und der Steiermark), der ja bekanntermaßen auch wenig mit Schnee zu tun hat.
Die Wintersaison ist also mehr und mehr dabei, sich vom Schnee unabhängig zu machen. Für jene Gebiete, die kaum mehr auf eine mehrmonatige verlässliche Schneedecke vertrauen können und die daher alpines Skifahren nur als Ergänzungsangebot für eine Wintersaison anbieten, sind alternative Strategien offenbar erfolgreich verlaufen.
Die international konkurrenzfähigen und auch unter möglichen Erwärmungsgesichtspunkten chancenreichen Skigebiete dagegen sind zu erhalten und ihr vorhandenes Potential abzusichern oder weiter zu verbessern. Dazu gehört auch eine Absicherung der Saison durch Beschneiungsanlagen, denn der Schneefall kommt nicht immer auf Befehl.
Der Erfolg des heurigen Winters ist wohl auch durch die politische Krise im Nahen Osten angekurbelt worden, wo eine erhebliche Zahl von Winterurlaubszielen ausgefallen ist. Der heurige – trotz Schneemangels – erzielte Rekordwinter kann aber trotzdem als Beginn einer Wende angesehen werden die zeigt, dass auch ein Winter mit wenig Schnee funktionieren kann.
Die Häufung der Meldungen über den Rekordwinter hängt primär mit dem Vorliegen der definitiven Ergebnisse der amtlichen Tourismusstatistik zusammen, ein Stück weit dürfte sie aber auch darauf zurückzuführen sein, dass der Start in den Winter mehr als durchzogen war und nun die Freude und die Genugtuung jetzt umso größer sind. Ein großer Wermutstropfen in diesem „Ende gut, alles gut Winter“ ist allerdings der Umstand, dass die Erträge der Betriebe mit dem Zuwachs an Nächtigungen nicht Schritt halten konnten (siehe dazu den im TP-Blog gleichzeitig erschienenen Beitrag von Renate Danler).
Wichtig und in einer Gesamtbeurteilung zu berücksichtigen ist der Hinweis von Franz Hartl, dass ein erheblicher Teil des Tourismus in den Wintermonaten in Städten, Thermen und auch andernorts stattfindet. Ohne im Detail nachzurechnen dürften dennoch deutlich mehr als die Hälfte der Winternächtigungen in Österreich auf die Wintersportdestinationen entfallen, wo der Tourismus auf weite Strecken das Rückgrat der regionalen Wirtschaft bildet.
Franz Hartl spricht einige Faktoren an, die zum positiven Ergebnis beigetragen haben. Da sind zum einen die internen, die auf den Leistungen der heimischen Tourismuswirtschaft fußen und die Österreich eine hohe touristische Kompetenz verleihen, und da sind zum anderen die externen Faktoren, die der Tourismus zwar nicht zu beeinflussen vermag, denen er aber bis zu einem gewissen Grad mit gezielter Strategie und konkreten Maßnahmen begegnen kann.
Zu den internen Faktoren zählen die Investitionen der Seilbahnunternehmen in die Weiterentwicklung der Skigebiete und in die technische Beschneiung, die Leistungen der Betriebe hinsichtlich Qualität, Flexibilität und Gastlichkeit, die vielfältigen ergänzenden Angebote zum Pistenskilauf, die professionelle Marktbearbeitung mit punktgenauer Werbung und nicht zuletzt die allgemeine Sicherheit. Daraus resultiert ein starker und wettbewerbsfähiger Tourismus mit hoher Kompetenz für den Winter und der Fähigkeit, auch Ausnahmesituationen bravourös zu meistern.
Dazu kommen die externen Einflüsse, die im abgelaufenen Winter – von den hohen Temperaturen und fehlenden Schneefällen im ersten Saisonabschnitt abgesehen – überaus günstig waren. Zu nennen sind die Konstellation der Feiertage um Weihnachten und Neujahr, die zeitliche Abfolge der Ferienzeiten in den Kernmärkten, das Schaltjahr mit dem zusätzlichen Tag im Ferienmonat Februar sowie der frühe Ostertermin. Weiters zählen dazu die geopolitische Lage mit den hohen Sicherheitsrisiken in klassischen Winter-Sonnenländern sowie der anhaltend hohe Schweizer Franken, der Schweizer Gäste nach Österreich lockt und Winterurlauber aus anderen Herkunftsländern nach Österreich umlenkt. Ein derartiges Bündel an begünstigenden Faktoren gibt es nicht alle Jahre. Umso wichtiger sind das Vertrauen in die eigenen Stärken und die weitere Vertiefung der touristischen Kompetenzen.
Ein wesentliche Rolle wird dabei der Faktor Kommunikation spielen. Da erscheint es wenig zielführend, nur schöne Bilder zu produzieren und sich über das mediale Bashing zu beklagen, das bei trister Schneelage immer wieder einsetzt. Ebenso wenig ist es hilfreich, NGO’s oder bestimmte Medien als Feindbilder aufzubauen. Gefragt ist vielmehr eine vorausschauende und wertschätzende Kommunikation, denn der nächste Winter kommt bestimmt, und auch in Zukunft ist mit Zeiten zu rechnen, in denen der Naturschnee auf sich warten lässt. In solchen Situationen gilt es realistische Bilder zu vermitteln und gegenüber breiten Skifahrerkreisen glaubwürdig dazulegen, dass auch dann, wenn die Berge nicht in eine geschlossene Schneedecke gehüllt sind, Winterstimmung aufkommen und – dank technischer Beschneiung – perfekt Ski gelaufen werden kann.
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