Nachhaltiger Tourismus – die Belohnung wartet im Himmel?
Die Wirtschaft hat einen klar definierten Auftrag und der lautet in möglichst kurzer Zeit, mit möglichst wenig Risiko, möglichst viel Gewinn zu erzielen. Diesen Auftrag hat sie von ihren Geldgebern. Die Geldgeber sind in der Regel Banken, Fonds, Beteiligungsgesellschaften und Aktionäre, die diesen Auftrag wiederum von den Menschen übernommen haben, die ihnen ihrerseits ihr Geld unter dieser Prämisse zur Verfügung gestellt haben. Das Rating eines Unternehmens und auch eines Landes ist primär auf die Fähigkeit ausgelegt, wie gut es diesem gelingt diesen Auftrag zu erfüllen. Macht man das gut, bekommt man ein gutes Rating und wird dadurch belohnt, dass man sich günstig Geld am Kapitalmarkt organisieren kann. Das gilt auch für Privatpersonen, wie man aus Gesprächen mit seinem Bankberater weiss.
Unter Gewinn versteht man in unserem System monetären Gewinn, also Geldzuwachs. Verführerisch ist, dass sich dieser Gewinn sehr leicht kurzfristig steigern lässt. Das Problem ist, dass dies dann auf Kosten anderer im System geschieht. Auf Kosten der Mitarbeiter, der Umwelt, der Gesellschaft, des Produktes, des Kunden und letztendlich – wie wir jetzt wissen – auch der Geldgeber. Die Folge ist ein Kollaps. Das System wird also primär aus der Perspektive des kurzfristig ausgerichteten Geldgebers getrieben. Der langfristige Geldgeber verliert ebenso.
Mit diesem Bewusstsein sollte es doch ein Einfaches sein das alles zu ändern, oder?
Und, hätten da nicht gerade Klein- und Mittelständische Unternehmen (Hotels inbegriffen) im nichturbanen Raum die besten Voraussetzungen dazu? Da gibt es auf Grund der Größe und Nähe noch persönlichen Kontakt der Eigentümer zu den Mitarbeiten, zum lokalen Umfeld mit Menschen und der Natur, zum Produkt und zu den Kunden. Was geschieht wohl, wenn ein Bäcker im Dorf Mitarbeiter abbaut, am Produkt spart, oder seinen Müll in den Dorfbach leitet? Er verliert sehr schnell an lokaler Reputation (Rating) und bekommt die Konsequenzen unmittelbar zu spüren. Er wird sich das daher genau überlegen.
Dennoch zeigt sich, dass es gerade diese Unternehmen sind, welche unter Druck geraten. Sie haben Schwierigkeiten sich über den Kapitalmarkt zu finanzieren bzw. werden von ihren Geldgebern in die Gewinnoptimierung gedrängt. Argumentiert wird das über deren schlechtes Rating und da liegt der Hase im Pfeffer. Es gibt zwar ein breites Bewusstsein, dass monetäre Gewinnmaximierung nicht zielführend ist, im Rating durch die Finanzierung wird dem – wie die Realität zeigt – nicht Rechnung getragen. Zur Veranschaulichung: in Österreich hat die Tourismuswirtschaft lt. ÖHT einen Fremdkapitalanteil von durchschnittlich 88%! Daraus ist ableitbar, welchen Einfluss die Fremdfinanzierung auf die Branche hat. Für den Einkauf im lokalen Umfeld, bessere Mitarbeiterkonditionen, etc. und damit einem nachhaltigen Wirtschaftsansatz wird es da eng.
Ein gutes Rating und damit Zugang zu Finanzierungen erhalten nach wie vor jene, welche in möglichst kurzer Zeit, mit möglichst wenig Risiko, möglichst viel Gewinn erzielen. Oder anders formuliert: nachhaltiges Wirtschaften wird noch immer nicht honoriert. Es sei denn, man vertraut auf die Belohnung die einem dann der Herrgott im Himmel „hoffentlich“ anvertraut. Oder, man orientiert sich gleich an neuen Finanzierungsformen, die den nachhaltigen Ansatz schon jetzt realisieren können, weil sie sich nicht am internationalen Kapitalmarkt refinanzieren müssen. Eine mögliche Informationsquelle dazu ist die Österreichische Tourismus Bank.
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