Die Suche nach dem Markenkern
Das Wirtschaftsministerium hat nach Ankündigung der Bundesregierung bekanntlich einen Markenfindungsprozess gestartet. Am Freitag, 13. April, titelte die APA: „Marke Österreich“ soll in einem Jahr fertig sein. Utl.: Mitterlehner präsentiert „Nation Branding“-Prozess – Es geht nicht um Werbekampagne sondern um Identität Österreichs. Die Beantwortung dieser Fragen soll die Grundlage für konkrete Maßnahmen zur Verbesserung des Österreich-Bildes sein.
Wofür steht dieses Österreich also neben Walzerklang und Wintertraum? Mehr Red Bull und Swarovski und weniger Almdudler-Pärchen vielleicht? Abgesehen davon, dass Red Bull und Swarovski im Rest der Welt mit Österreich so wenig zu tun haben (wollen) wie der Teufel mit dem Weihwasser, ist das umgekehrt kein Problem. Red Bull lässt sich auch mit dem Selbstgebrannten auf der Alpen-Berghütte prächtig mischen und Swarovski ist bei aller blog-Spitze mit Verlaub auch ein touristischer Megabringer! Danke!
Also zum Kern der Sache: Die „Swiss Post“ hat kürzlich ein Inserat geschaltet. Und da war es. Ein kleines Schweiz-Logo mit dem Schriftzug: „Swiss quality worldwide“. Das ist doch ein Markenkern! Der Markenkern passt zur Schweiz wie das Loch zum Emmentaler (wobei Ausnahmen bekanntlich die Regel bestätigen…). Also denken wir weiter: Für Deutschland ließe sich so ein Slogan auch gut entwickeln. Erinnern wir uns an Miele: „Verlässlichkeit für viele Jahre“. Gut so. Jetzt sind wir dran! Ergänzen Sie bitte spontan: Österreich….
Was ist es geworden?
… wird scho werden. … a bissl was geht immer. … so grantig, dass es schon wieder freundlich ist … ?
Die WKO-Außenwirtschaft (AWO) hat am 1. Juni ihr neues Dachmarkenkonzept vorgestellt und wirbt mit dem Überraschungseffekt: „Surprisingly ingenious!“. Also etwa überraschend genial. „Damit haben Sie aber nicht gerechnet, dass wir so geniale Produkte haben, gell?!“, möchte man dem potentiellen Kunden im Ausland wohl damit sagen. Smile!
Wir sind schon gespannt auf die Vorschläge der beauftragten Brandexperten. Dass sich Österreicher selbst und Österreich anders sehen als vom Ausland wahrgenommen bzw. vice versa, haben schon Studien gezeigt. Fragt sich nur, wer jetzt was lernen soll: Das Ausland unser „wahres“ Image oder wir Österreicher mehr über uns? So oder so, Therapie schadet nie.
Falls Sie Interesse haben, mit zu diskutieren, dann besuchen Sie doch den TCA am 20. Juni.
… to be continued (um im Englischen zu bleiben)
Therapeutisch wird der Prozess vor allem dann, wenn die Defizite ans Licht kommen, die Versäumnisse der letzten Jahre und Jahrzehnte. Wissenschaft und Forschung, beispielsweise, kaum ein Silberstreif am Horizont – auch wenn Anton Zeilinger bei der Documenta in Kassel die Ästhetik der Quanten zelebriert:
http://www.welt.de/print/die_welt/wissen/article106497788/Die-grosse-Schoenheit-der-Quanten.html
Industrie? Ja, es gibt einige Erfolgstories (wie Rainer Ribing bereits gebloggt hat), nach dem Motto klein aber fein.
Kunst & Kultur? Sport? TOURISMUS? Ja, in diesem Kontext schneidet der österreichische Tourismus gar nicht so schlecht ab, vor allem im Winter! Also doch Walzerklang und Wintertraum? Oder schaffen wir es (endlich), abseits touristischer Klischees unsere Kompetenzen ins rechte Licht zu rücken? Touristisch hätten wir einiges zu bieten…
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