17. Oktober 2023 | 10:00 | Kategorie:
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Über die Sinnhaftigkeit regionaler Entwicklungsstrategien…und deren häufiges Scheitern

Erst kürzlich beim, sehr guten BÖTM Top Seminar 2023 in Gosau, hat Prof.Beritelli in seiner Präsentation „DMOs – quo vadis“ seine Ergebnisse und Erkenntnisse präsentiert. Bereits im März 2019 verfasste ich dazu einen Blog Beitrag an dieser Stelle .
Heute möchte ich darauf kurz eingehen, vor allem auf die Frage nach den oftmals zugedachten Aufgaben der DMO, im Fokus die regionale Strategie und deren Umsetzbarkeit.

Die legitime Frage nach den Aufgaben

Seit Beritellis Studie sind einige Jahre vergangen, vieles hat sich verändert, und es wird in Österreich öffentlichkeitswirksam darüber diskutiert, was „normal“ sei und wie leistbar die Ernährung von Kindern mit weltbekanntem Fast-Food ist ( dieser kleine Ausflug sei mir an dieser Stelle erlaubt *g* ).
Auch angesichts der inzwischen verstrichenen Zeit, stellt sich die Frage nach den sinnvollen und notwendigen Aufgaben einer DMO, genauso aber auch einer LTO oder NTO, jedoch weiterhin und aktueller denn je.

Waren es während Corona vielfach Aufgaben, welche sich ein Tourismusmanager (auch ich) selbst in seinen kühnsten (Alp)träumen nicht zu träumen gewagt hätte, rücken vielerorts infrastrukturelle, soziale, landschaftliche oder Lebensraumthemen immer stärker in den Mittelpunkt. Insofern würde ich Prof.Beritelli auch aus eigener Erfahrung absolut recht geben, daß man die Werbekraft und Sinnhaftigkeit örtlicher oder teils auch regionaler Organisationen durchaus im rechten Licht betrachten und einordnen muss. Somit also auch einmal mehr durchaus die Aufgabenverteilung zwischen DMO/LTO/NTO analysiert und teils neu strukturiert werden könnte.

Erwartungshaltungen und Realisierungschancen

Auch die Erwartungshaltung vieler Leistungsträger gegenüber dieser Werbekraft unterscheidet sich oft diametral von der tatsächlichen Erfolgschance. Mit wenigen hunderttausend Euro an Werbebudget europaweit sind wirklich nennenswerte Ergebnisse schwer erreichbar. Vor allem dann, wenn damit mehrere Märkte bearbeitet werden sollen!

Im Kollegenkreis haben wir immer wieder die Frage diskutiert, was eigentlich passieren würde, wenn wir zB ein Jahr lang KEINE Werbemaßnahme durchführen würden? Die Antwort darauf mag sich an dieser Stelle jeder selbst geben….

Lebensraumstrategien werden zum MUSS

Eine absolut wichtige Aufgabe von DMOs, gegenwärtig und in der Zukunft, werden Lebensraumstrategien sein, welche ein möglichst gedeihliches Miteinander von unterschiedlichen Interessen sowie deren Ausrichtung ermöglichen. Dazu bedarf es zwingend eines regionalen Schulterschlusses der regionalen Player, also Gemeinden, Leitinfrastrukturen, Leitbetriebe, Regionalmanagement und eben der DMO.
Denn nur, wenn möglichst alle dieser Player in eine gemeinsam erarbeitete und vor allem gelebte Strategie einzahlen, hat eine solche Strategie die Chance, nicht nur umgesetzt, sondern auch wirksam zu werden. Auch hier tritt häufig eine falsche Erwartungshaltung oder gar Delegation der Aufgabe gegenüber der DMO ein. Teilweise in der Form, daß die DMO mit Erstellung und Umsetzung allein gelassen wird, während die anderen Player parallel dazu ihre eigene Strategie erstellen. Dadurch ist jedoch das Scheitern einer regionalen Strategie seitens der DMO von vornherein programmiert. 

Und wie heisst es manchmal doch so schön: Strategie nennt man hinterher, was sich zuvor als Zufall ereignet hat 😇

Abschließend darf ich jedoch nochmals eine Lanze brechen für DMOs, deren Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit, auch mit entsprechender budgetärer Ausstattung für mich unabdingbar ist. Vielerorts ist sogar diese DMO die einzige Organisation, welche über mehrere Ortsgrenzen hinweg auch regionale, manchmal auch nicht zwingend touristische Aufgaben erledigen kann. Es ist jedoch absolut legitim, zu diskutieren, welche Aufgaben durch eine DMO überhaupt erfüllt werden können und erfüllbar sind.
Nur, wenn eine DMO auch tatsächlich als lebensraumgestaltend anerkennt ist und wirken kann, resultiert daraus gleichzeitig eine (von mehreren möglichen) Antworten auf Prof. Beritellis Frage….DMO-quo vadis?

18. Oktober 2023, 7:31

Mein Vorschlag: DMOs werden ihre (hier sehr gut beschriebenen) Aufgaben dann zielführend erfüllen, wenn sie einen „bottom up“ Prozess moderieren, also die eigentlichen „Gastgeber“ (Betriebe) in einem laufenden (!) Prozess einzubinden willens und imstande sind. Die Moderation eines solchen Prozesses ist allerdings eine didaktische Aufgabe, für die es kaum touristisch orientierte Ausbildungen gibt.

18. Oktober 2023, 17:27

Ich schließe mich der hohen Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den Regionalmanagements und den DMOs an und wage mich weit raus:
Vielleicht kann es in Zukunft gemeinsame Lebensraum-Büros geben?

Mag eine zu idealistische Vorstellung sein, aber wenn man sich ansieht welche Projekte und Themen heute schon in DMOs vorangetrieben werden… Nachhaltigkeit, Mobilität, Employer Branding …

Wie könnte ein Lebensraum-Büro aussehen, strukturiert sein oder finanziert werden? Diese Fragen scheinen unlösbar – auf den ersten Blick – aber wie gesagt, die aktuelle Aufgabenfülle in DMOs haben wohl auch nur die wenigsten Expert:innen auf lange Sicht vorausgesehen.

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