11. Februar 2019 | 08:54 | Kategorie:
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Lehren als Hebammenkunst

Kürzlich durfte ich beim Digitalisierungs-Workshop in Klagenfurt im Rahmen der Plan-T Entwicklung mitwirken. Getroffen habe ich dabei nicht nur den Autor des folgendes Textes sondern es ergab sich, unter den Anwesenden, eine interessante Diskussion, was eine akademische Lehre im Tourismus leisten kann/soll und muss. „Konzeptionelles, kreatives und vernetztes Denken und Handeln muss unbedingt dabei sein“, so der Tenor. Gerhard FRANK zeigt im folgenden Text, wie sich dieses Potential unter Studierenden heben lässt.

 

„Sich selbst organisierendes Lernen“

Eine These am Beginn: Kein nachhaltiges Lernen ohne intrinsische Motivation. Erfahren Lernende in ihrem Tun Sinn, machen sie das Thema zu ihrer Sache. Von innen her befeuert, kann sich das Lernen von selbst entfalten. Von innen nach außen. Ausgehend von dem, was an jeweiligem Wissen und Können da ist. Kann sehr unterschiedlich sein. Macht nichts! Ob eine/r kurze oder lange Beine hat, entscheidet nicht darüber, ob er / sie später einmal Radfahren kann.

Welche Rolle spielt dabei der / die Lehrende? Die Rolle einer Hebamme, würde ich meinen. Klingt irgendwie logisch, fast selbstverständlich, wird aber selten praktiziert. Lehren als Hebammenkunst wurzelt im Verstehen und willentlichen Nutzen der endogenen Kräfte im Erleben, die in jedem Menschen bereit stehen.

So begann der Hospitality Kurs mit einer einfachen Frage an die Student/innen: Wovon träumen Sie (mit offenen Augen), wenn Sie an Ihre Rolle in Ihrem Leben denken? Damit war etwas Wertvolles in den Student/innen angestoßen: ihr imaginatives Erleben, das bekanntlich Berge versetzen kann.

Jede/r hat ein Bild von sich und seinem Leben, besetzt mit starken Gefühlen. Nur selten wird es angesprochen. Wer bin ich? Und was möchte ich mit meinen Talenten, meinem Können erreichen und bewirken? Geht man als Lehrender von diesem Punkt aus, darf man damit rechnen, dass sich die Lernenden in der Regel selbst auf den Weg machen. Egal wie alt oder jung sie sind.

Entwickeln Sie Ihr Traumhotel!

Nächster Schritt: Aufgabenstellung. Teams aus je zwei Student/innen zogen Kärtchen. Darauf stand jeweils ein Begriff: Baumhotel, Waldhotel, Wellnesshotel usw. Die an die Student/innen gestellte Aufgabe: Sie sind für diese Hotels ab nun verantwortlich; entwickeln Sie bitte in den nächsten drei Monaten Ihr Konzept für Ihr persönliches Traum-Hotel – Grundriss des Hotelgeländes, exemplarische Ausstattung, exemplarische Erlebnisangebote, Exemplarisches zum Rollenverständnis des Personals, Entwurf eines Narrativs fürs Branding.

Der Rest war wunderbares Entfaltungsgeschehen, befeuert von der Kreativität der Studierenden und begleitet von den aufmunternden Fragen und Bemerkungen der Hebamme. Deren wichtigste Funktion: Jeder einzelne der acht Kurse hatte einen speziellen konzeptionellen Schwerpunkt, wurzelnd im erlebniswissenschaftlichen Konzept von Hospitality. Die inhaltlichen Details dazu wurden von der Hebamme in kurzen Impulsen am Beginn jedes Kurses beigetragen. Alles machte Sinn, weil die Lernenden schon darauf warteten. Auf den nächsten Schritt in einem spielerischen Lernprozess, der die Student/innen mit grundlegenden erlebniswissenschaftlichen Zusammenhängen vertraut machte: dem Brennstoff der zukünftigen Tourismuswirtschaft.

Ein hoffungsvolles Detail am Ende: Die von den Student/innen entwickelten Konzepte wiesen alle in eine postfossile, enkeltaugliche Zukunft. Ein weiterer Beweis erlebniswissenschaftlichen Könnens.

 

Text: Dr. Gerhard FRANK
eMail: gerhard@frank-erlebnis.com
Website: www.transitionexperts.at | www.erlebniswissenschaft.com | www.puparium.org

Dr. Gerhard FRANK unterrichtet als nebenberuflich Lehrender in der Lehrveranstaltung „Service Design and Hospitality“ an der Master-Studienrichtung „Gesundheitstourismus und Freizeitmanagement“ an der FH JOANNEUM Bad Gleichenberg.

 

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