Rosenberger – zu spät und zu zaghaft
einst Vorzeigekonzept
Ein Stopp bei einem der Rosenberger-Restaurants gehörte seit den 70er Jahren zum Fixprogramm bei längeren Reisen auf der Autobahn. Basierend auf dem Konzept des Selbstbedienungsrestaurants hatte die Familie Rosenberger das Marktrestaurant entwickelt. Es war eine Weiterentwicklung des Free-Flow-SB-Konzepts. Dabei diente es einigen Ski- und Autobahnrestaurants im In- und Ausland als Vorlage und konnte lange Zeit mit Qualität überzeugen. Nach einer familienbedingten Aufteilung der Kette ging ein Teil der Unternehmen an einen neuen chinesischen Eigentümer.
überraschende Insolvenz
Seit einigen Jahren musste man die bisher gewohnte Dynamik vermissen, eine Weiterentwicklung und Erneuerung des Konzeptes war nicht sichtbar und in einigen der Restaurants wurden Investitionsrückstände sichtbar. Das endgültige Aus kam dann scheinbar doch überraschend und im Dezember des vergangenen Jahres musste die Gesellschaft, die 17 Standorte in Österreich betreibt, Insolvenz anmelden.
Ähnlich wie der Höhenflug des legendären Hendlbraters Jahn in einer Bruchlandung endete, hat auch der über lange Zeit sehr erfolgreiche Vorzeigebetrieb Rosenberger auf Veränderungen zu spät und auch falsch reagiert. Dabei waren die Signale schon unübersehbar: Bei schon seit mehreren Jahren rückläufigem Umsatz waren sowohl EBIT als auch Cashflow über Jahre hindurch negativ und selbst durch einen Zuschuss in Millionenhöhe ist es nicht mehr gelungen, die Zahlungsunfähigkeit aufzuhalten.
Dort wo die Marktwirtschaft funktioniert, ist sie leider auch unerbittlich und manches Mal ist der Erfolg der Vergangenheit der große Hemmschuh für Anpassungen in der Zukunft. Zu lange wird an einem einmal erfolgreichen System festgehalten. Solange die Umsätze noch fließen gibt es ja keinen Grund zu Änderungen. Dabei hat sich das Verhalten des Gästepublikums schon längst geändert und die Versorgungsdichte auf der Autobahn ist auch durch neue Anbieter besser geworden. Als dann schon längst dringend Sanierungsmaßnahmen erforderlich waren, hat man zu spät und durch Zudecken der unmittelbaren Probleme reagiert und zu wenig beherzte und tiefgreifende Änderungen vorgenommen. Für eine echte Neuorientierung fehlt dann oft auch das Geld. Da eine Neuausrichtung immer auch mit Kapitaleinsatz verbunden ist, kann man sich auch keine Fehlversuche leisten.
Ein solcher wäre es vermutlich auch geworden, wenn man die geplante Umstellung auf Burger-Kings realisiert hätte. Aber dazu ist es auch nicht mehr gekommen. Jetzt liegen die Entscheidungen beim Masseverwalter.
Und wer denkt an die Nutzer, z. B. Familien mit Kindern?
Von Erich Holfeld
Eines wird in den Kommentaren zur Rosenberger-Pleite immer vergessen: Bei den Autobahn-Raststätten handelt es sich ja nicht um ein x-beliebiges Restaurant im besiedelten Gebiet, auf das man ohne weitere Sentimentalitäten verzichten könnte. Die Raststätten sind für die Autobahn-Benützer – die übrigens mit ihrer Maut die Autobahnen und damit die prinzipiell attraktiven Standorte an deren Strecken erst ermöglichen – wichtige Versorgungs-Stationen. Nicht nur für Fernfahrer, sondern auch für Familien mit Kindern! Ich lese immer nur g’scheite Abhandlungen über Managmentfehler usw. An die im Stich gelassenen Nutzer, sprich Kunden, denkt hier und anderswo offenbar niemand, eine österreichische Unsitte. Das führt natürlich gleich zur nächsten Frage: An wen wird, nach welchen Kriterien, die ASFINAG (oder ist der Verkehrsmninister direkt zuständig?) die nunmehr frei gewordene Lizenz zum Betrieb dieser Versorgungseinrichtung vergeben werden? Man darf gespannt sein, wer zum Zug kommt. Vielleicht ein „Meistbietender“, der sich wieder übernimmt oder sein Package nach kurzer Zeit an einen „Höherbietenden“ weiterverkauft? In diesem Land halter ich alles für möglich, weil wir uns ja, wie der Verkehrsminister als Wahlkämpfer einmal gesagt hat, „noch wundern werden, was alles geht“.
Manches wird aber nicht gehen: Die Menschen auf Dauer zu verarschen.
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