Preise unter Vorjahresniveau
Die Online-Plattform Trivago überrascht mit der Mitteilung, dass zum Jahresbeginn 2014 in vielen deutschen, österreichischen und Schweizer Skiorten die Übernachtungspreise unter den Vorjahreswerten liegen. In Berchtesgaden kann man derzeit um durchschnittlich 35 % billiger nächtigen als im Jänner 2013. In St. Johann in Tirol um 27 % und im Schweizer Gstaad liegt der Preis für eine Übernachtung im Standard-Doppelzimmer um durchschnittlich 24 % unter dem Niveau des Vorjahres.
Der heuer spät einsetzende Schneefall kann da als Erklärung nicht herangezogen werden, denn diese Entwicklung hat schon 2012 eingesetzt und ist das Ergebnis eines längerfristigen Trends. Dazu beigetragen hat die verbesserte Markttransparenz, die von den heute für Marktüberblick und Buchung überwiegend genutzten Online-Plattformen ausgeht. Das wurde von dem mancherorts bestehenden Bettenüberangebot verstärkt. Das Aufkommen der Budget-Hotellerie, die mit einem Low-Service-Konzept auch niedrige Preise bietet, hat die Spirale weiter nach unten in Bewegung gesetzt und letztendlich hat die Wirtschaftskrise dazu geführt, dass der Konsument, der nicht auf seinen Urlaub verzichten wollte, ein vermehrtes Preisbewusstsein an den Tag legte.
Aber ein durchaus wesentlicher Teil der Probleme ist hausgemacht. So mancher Hotelier hat angesichts der noch freien Betten zur Preisreduktion als absatzpolitisches Instrument gegriffen, dabei sämtliche Regeln der Preiskalkulation über Bord geworfen und damit auch gleich die Latte für seinen Mitbewerber niedriger gelegt.
Ein Umdenken ist dringend erforderlich. Die Erosion der Preise hat bereits das wirtschaftliche Ergebnis (GOP/Zimmer) schrumpfen lassen. Noch haben die niedrigen Zinsen die Ertragslücken teilweise zugedeckt, aber Preisdisziplin und Preisstrategie sind dringend erforderlich, um die Voraussetzung für eine gedeihliche Fortentwicklung zu schaffen.
Marke, Qualität und Unverwechselbarkeit müssen als Argument zählen und die Freundlichkeit und Gastfreundschaft darf in überwiegend von Familien geführten Unternehmen nicht zu kurz kommen. Diese Leistung hat ihren Preis, der auch von preisbewussten Konsumenten akzeptiert wird, wenn Dienstleistung und der dafür aufzuwendende Geldbetrag stimmen. Daran kann auch das Diktat von Vermittlungsplattformen wenig ändern.
Da wundert es mich nicht mehr, daß seit 3 König kaum mehr Buchungen hereinkommen. Wir sind aber in der glücklichen Lage uns einige freie Zimmer leisten zu können. Daher machen wir auch nicht bei solchen Preisspielen und Internetplattformen mit.
Das positive an solchen Preisspielen. Wenn jetzt einige glauben auch im Winter so wie im Sommer schon seit langem Preisspiele veranstalten zu müssen wird deren Ende schneller kommen. Die übriggebliebenen müssten dann wieder gute Ergebnisse erwirtschaften können. Sehr hilfreich bei dieser offenbar nötigen Auslese könnte auch die EZB sein wenn diese endlich die Zinsen auf „Normale“ 5 – 6 % anheben würde.
Diese Aussendung kann sich wohl nur auf Trivago selbst beziehen; nachdem immer mehr Betriebe wieder den Rückzug aus den Buchungsplattformen zumindest versuchen ( auch auf Anraten der ÖHV ), bleiben in den meisten Fällen somit wohl nur verkleinerte Kontingente, Restposten oder als Schnäppchen fungierende Restangebote in den diversen Buchungsportalen übrig. Real kann dieser Preisverfall sicher nicht festgestellt werden, zumindest wenn man sich die offiziell verfügbaren Preise auf den Hotelseiten, Regionsseiten oder Unterkunftskatalogen anschaut. Hätte auch noch von niemand gehört, daß der Winterurlaub in Ö billiger geworden wäre, und bis auf wenige Auslaufmodelle hinsichtlich Standard und Ausstattung sind die Preise stabil bis leicht steigend festzustellen. Saisonal verfügbare Schnäppchen zur Nachfragebelebung sind, abhängig auch von der jeweiligen Buchungssituation, jedoch längst legitim und einzelbetriebliche Entscheidung. Daher sind derartige Momentaufnahmen wie hier von Trivago ungefähr genauso repräsentativ wie diverse Skigebietstests, Hotel- oder Destinationsrankings, deren Sieger oftmals am Umsatzvolumen im jeweiligen Medium oder der durchführenden Agentur usw. gemessen werden. Weiters ist auch Fakt, daß der Skiurlaub gerade angesichts der stetig schrumpfenden Zahl an Nachwuchsskifahrern und Skigästen, v.a. aus urbanen Räumen, auch günstige Angebote braucht, damit nicht nur eine Upperclass sich das Skifahren leisten kann. Etwaige Conclusio: kleinere Skigebiete und günstigere Unterkünfte müssten letztlich sogar als „Aufbaustätten“ gefördert werden, denn wenn dem Skisport der Nachschub ausgeht, helfen selbst günstigste Preise nix mehr…aber klar ist auch: es gibt eine Qualitätsstrategie ( die sich nicht jeder leisten kann ) oder eine Preisstrategie ( die man sich leisten können muss ) – jedem sei daher selbst überlassen, welchen Weg man beschreitet. Letztlich wird der Markt entscheiden…..
Danke für den Kommentar aus anderer Sicht. Zweifellos ist die Feststellung von Trivago eine Sichtweise aus deren Blickwinkel. Sorgen macht mir da allerdings, dass auch aus unseren österreichweiten Bilanzzahlen ersichtlich ist, dass der 2012 durchschnittlich erzielte Preis markant unter dem des Vorjahres liegt. Insgesamt sollte man daher auf jeden Fall der Preispolitik vermehrte Aufmerksamkeit schenken.
Die Preispolitik ist das zentrale Thema, allerdings nicht erst seit gestern. Im Gegensatz dazu halte ich die einseitige Verurteilung von Internet Portalen für nicht zielführend. Es ist ein Vertriebsweg von vielen, und Vertrieb kostet nun mal Geld. Seine Vertriebswege kann sich jeder Betrieb selbst aussuchen. Die Preispolitik ist dafür aber mit entscheidend.
„Full House“ um jeden Preis?
Auch wenn die „gedruckten“ Preise vielleich dem Niveau der Vorjahre entsprechen, so sind die tatsächlich erzielten Preise ganz andere. Hier geht es aber nicht wie bei stukturiert eingesetztem Pricing nach oben sondern es werden nach wie vor Panikattacken der Hotellerie in Last-Minute-Preisen ausgedrückt. Und solange sich dieses Verhalten nicht über die komplette Branche ändert, bleibt selbst den Standhaften wohl oder übel keine Wahl, als hier mitzuziehen, wollen sie Betten noch füllen.
Die 4* Hotellerie fährt auf 3* Preisniveau runter, aber wo soll die 3* Hotellerie noch hin?
Das Hotel gerät zwichen die Mühlen, auf der einen Seite die Bewertungsportale, die dem Ruf des Gastes nach immer höherer Qualität Nachdruck verleihen, auf der anderen Seite die Buchungsportale, die die Ansprüche an günstigem Urlaub durchsetzen.
Dazwischen wir der Pfad der Wirtschaftlichkeit für die Hotellerie immer enger.
BRANCHENUMDENKEN und gemeinsame Strategien sind der einzige Weg aus diese Dilema.
Der TRIVAGO Preisvergleich hat einen kleinen Schönheitsfehler, die Daten basieren nicht auf effektiv getätigten Buchungen, sondern nur auf online verfügbaren Preisen der angebundenen OTAs! Eine Ableitung oder Tendenz auf reale Zimmerpreise kann nur schwer getroffen werden, da Zimmer nicht nur über OTAs verkauft werden. siehe Überblick von Hotelpreisvergleichen
http://www.oehv.at/OEHV/files/a2/a215f6a6-dfc6-4936-ab98-e9f3d9f7bc77.pdf
Es ist höchst interessant, wie wir uns gegenseitig mit Dumpingpreisen schädigen, und dies bei weitreichend höchster Serviceleistung bei höchsten Lohnnebenkosten.
Andere Branchen sind schlauer…und sprechen sich ab…Produzenten für Stahl, Aufzüge, Brausearmaturen, Bier, Getreide,…es gibt kaum mehr Industriezweige, welche nichtKartellstrafen bezahlt haben. Beim nächsten Kongress sollte die Industrie Seminare geben, damit wir lernen, ohne Skrupel zu sein;-)
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