26. Januar 2016 | 21:00 | Kategorie:
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Investitionen 2015 – eine Pause auf dem Weg nach oben

In den letzten Jahren hat die Tourismus- und Freizeitwirtschaft dank der guten Branchenkonjunktur und niedriger Zinsen ein Investitionstempo an den Tag gelegt, das deutlich über dem der Gesamtwirtschaft lag. Seit 2010 verlangsamt sich jedoch die Investitionstätigkeit und hat im Jahr 2015 gerade ausgereicht, die Abschreibungen zu ersetzen.

Wohin die Investitionen fließen: Betriebsgrößenoptimierung und Qualitätsverbesserung an erster Stelle

Während vor zehn Jahren vor allem in Wellnessanlagen investiert wurde, steht 2015 wieder die Betriebsgrößenoptimierung ganz oben auf der Investitionshitliste der Hotellerie. Denn um im harten Konkurrenzkampf bestehen zu können, werden international vermarktbare Betriebsgrößen angestrebt. Das Mehr an Kapazitäten führt dann auch unmittelbar zu Mehreinnahmen. Vorhandene Zusatzeinrichtungen wie Seminarräume, Wellness- und Beautyeinrichtungen tragen zu einer besseren Auslastung bei.

Ähnlich gefragt ist die Qualitätsverbesserung. Der harte Wettbewerbsdruck aber auch der immer kürzer werdende Lebenszyklus touristischer Produkte zwingt die Branche wesentlich öfter zu Erneuerungsinvestitionen und fordert Innovationen. Deutlich rückläufig sind Neubauvorhaben vor allem in der Ferienhotellerie. In Regionen, die für Neubautätigkeit in Frage kommen, erschweren hohe Grundstückspreise und beträchtliche Investitionskosten die Finanzierung von Hotelneubauten.

Ganzjahresdestinationen und Regionen mit dem Schwerpunkt Wintersaison sind die Treiber der Investitionen. Mehr als 71 % der Investitionen kommen aus Unternehmen, die ein Ganzjahreskonzept verfolgen. Rund 25 % der Investitionen des heurigen Jahres wurden in Gebieten mit Schwerpunkt Wintersaison getätigt. Auffällig ist die weitere Verstärkung der Anstrengungen, Schneesicherheit zu garantieren und so haben Investitionen in Beschneiungsanlagen gegenüber dem Vorjahr weiter zugenommen. Die Investitionen haben allerdings keine Neuerrichtung sondern vor allem Speicherteiche betroffen, die dazu verhelfen, die Energiekosten zu senken und die Wasserentnahme aus Fließgewässern zu reduzieren.

Rückläufige Investitionen in Infrastruktur

Insgesamt gesehen ist jedoch ein Rückgang bei Investitionen in infrastrukturelle Einrichtungen wie Klettergärten, Golfplätze, Thermen etc. festzustellen. Diese haben etwa vor zehn Jahren noch mehr als 20 % der Finanzierungstätigkeit der ÖHT ausgemacht und haben im 2015 nur mehr einen Umfang von 5 % erreicht. Das hat zum einen mit der Sättigung mit Einrichtungen dieser Art zu tun, zum anderen sind sie jedoch eine wichtige Voraussetzung um Schlechtwetterperioden oder Klimaschwankungen abfangen zu können oder eine stabile Auslastung der betrieblichen Anlagen zu erreichen.

Österreich entwickelt sich weiter in Richtung Ganzjahresdestination. Nur Regionen, deren Hauptsaison in den Sommer fällt (Kärnten, Salzkammergut), investieren signifikant weniger als Ganzjahres- oder Winterdestinationen. So wurden im vergangenen Jahr nur vier Prozent aller Investitionen in reine Sommerangebote gesteckt.

4. Februar 2016, 18:52

Die Informationen der ÖHT zu den Investitionen (ebenso wie zu Nicht- oder Minderinvestitionen) im österreichischen Tourismus können als eine Art Branchenradar dienen. Sie zeigen, wohin die Reise geht, investieren in der Regel doch jene Unternehmen, die vorausschauen und deren Konzepte Erfolg versprechen.

Wenn im Jahre 2015 über 70 % der Investitionen auf Unternehmen mit einem Ganzjahreskonzept entfallen, so lässt das erwarten, dass weite Teile der österreichischen Tourismuslandschaft Schritt für Schritt von Ganzjahresdestinationen eingenommen werden – ein absolut erstrebenswertes Ziel. Daneben wird dort, wo dank der Höhenlage die Voraussetzungen gegeben sind, die Wintersaison weiterentwickelt und langfristig abgesichert.

Keinesfalls überraschend ist der Hinweis auf die reduzierte Neubautätigkeit. Wenn damit echte Neubauten gemeint sind, würde ich das angesichts des Umfangs des Bettenangebots als weniger problematisch erachten. Problematisch ist vielmehr, dass viele Tourismusunternehmen, die über Jahre hinweg nichts investiert haben, sich heute mit veralteten Strukturen herumschlagen müssen, weil sie wegen des enormen Investitionsstaus nicht mehr in der Lage sind, die notwendigen Modernisierungen zu finanzieren. Da könnte sich dann doch noch der eine oder andere Platz für einen Tourismusneubau ausgehen, falls das Gebäude nicht schon zuvor einer anderen Widmung zugeführt wurde.

In manchen Bereichen der touristischen Ganzjahres- und Sommerinfrastruktur mag eine gewisse Sättigung eingetreten sein. Im Hinblick auf die zu erwartenden Folgen des Klimawandels ist es jedoch notwendig, am Ball zu bleiben und insbesondere in mittleren und niederen Lagen entsprechende Einrichtungen zu schaffen (so können dort z.B. südexponierte Klettergärten und Klettersteige nahezu das ganze Jahr über frequentiert werden, ebenso wie Panoramawege, Mountainbikewege oder Jausestationen). Und da geschieht aktuell sicher einiges, auch wenn das in den Zahlen der ÖHT keinen Niederschlag finden mag.

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