Ganzjahresdestination Österreich
Der ORF hat aufgrund der aktuellen Statistik gejubelt, dass Österreich auf dem Weg zur Ganzjahresdestination sei. Bei aller Freude über eine gute Tourismussaison, da ist doch noch ein gutes Stück des Weges zu gehen.
Letztendlich betrug die Auslastung im vergangenen Jahr bei den Unternehmen der Spitzenklasse 52 %, bei den Unternehmen der Drei-Sterne-Hotellerie noch knapp 37 % und in der Zwei-Sterne-Kategorie rund 27 %. Da ist doch noch etwas Luft nach oben.
Ohne Zweifel hat sich die Offenhaltungszeit der Betrieb – über einen langen Zeitraum betrachtet – verlängert und angesichts der immer höher werdenden Kosten der Immobilie Hotel kann man in der Regel nur dann die gewünschte Wirtschaftlichkeit erreichen, wenn der Betrieb eine ausreichende Auslastung und bei einem angemessenen Preis erwirtschaftet.
Sicherlich hat auch viel dazu beigetragen, dass die Unternehmen erheblich in betriebliche Infrastruktur und da vor allem in Wellnessbereiche investiert haben. Mehr als tausend Hotels sehen mittlerweile ihren Angebotsschwerpunkt in diesem Bereich und so ist es trotz der umfangreichen Investitionskosten möglich, die Auslastung auch in die Saisonränder auszudehnen.
In letzter Zeit hat es wohl auch die zunehmende Erwärmung erleichtert, die Sommersaison in den Herbst zu verlängern und der Trend zu Outdoor-Aktivitäten macht es möglich, auch bei weniger strahlendem Wetter dem Gast Urlaubserlebnisse zu bieten.
Das Schlagwort „Ganzjahresdestination Österreich“ sollten wir nicht als erledigt und erreicht ansehen sondern als ehrgeiziges Ziel, das für die Zukunft anzustreben ist.
Die Botschaft, dass dort, wo dies grundsätzlich möglich ist, die Zukunft dem Ganzjahrestourismus gehört, ist in weiten Tourismuskreisen angekommen und viele sind auf dem Weg dorthin, auch alpine Destinationen. Die Bemühungen der Bherbergungsbetriebe und deren Erfolge liegen auf der Hand. Ohne begleitende Infrastrukturen, die z.T. von privaten Investoren, meist aber direkt oder indirekt von der öffentlichen Hand getragen werden, wären sie in diesem Ausmaß aber nicht möglich.
Franz Hartl bemerkt zu Recht, dass auf dem Weg zur Ganzjahresdestination Österreich noch ein gutes Stück zu gehen ist. Das gilt naturgemäß auch für die einzelnen Destinationen, wo gerade im alpinen Raum der Weg noch länger und auch ein Stück steiler sein mag. Er wird aber konsequent gegangen, was sich u.a. darin zeigt, dass alpine Destinationen bzw. die dortigen Unternehmen verstärkt in die Sommerinfrastruktur investieren und bei Investitionen in die Winterinfrastruktur danach trachten, wenigstens einen Teil davon auch im Sommer nutzen zu können.
Ein sehr gutes Beispiel ist das Ötztal, das als ausgesprochene Winterdestination ein langfristiges Investitionsprogramm für die Sommerinfrastruktur auf den Weg gebracht hat. Mit Erfolg, denn im abgelaufenen Sommer konnten 1,2 Mio. Nächtigungen erreicht und damit nach dem regionalen Großverband Innsbruck Tourismus das zweitbeste Ergebnis unter allen Tiroler Destinationen erzielt werden. Und zu diesem Erfolg haben beide Seiten beigetragen, die Betriebe und die Destination.
Die Hotels sperren zu weil die Bergbahn zusperrt.
Die Bergbahn sperrt zu weil die Hütten zusperren.
Die Hütten sperren zu weil die Hotels zusperren.
So schauts aus mit der Saisonverlängerung.
Das Ötztal ist ein schlechtes Beispiel für eine lange Sommersaison.
Kaum ein Hotel vor allem im hinteren Ötztal hat länger als 3 Monate im Sommer geöffnet.
Die positive Entwicklung im Tourismus ist sehr erfreulich jedoch nicht ganz ungetrübt. Viele Betriebe sind überschuldet und eine Übergabe an die nächste Generation oder Verkauf nicht realisierbar. Ein weiteres unangenehmes Szenario sind die publizierten Großinvestoren die auf den diversen Schauplätzen (z.B. Semmering, Palais Schwarzenberg,…) und der ständige Personalmangel in der Gastronomie ist ebenfalls nicht zu übersehen. Der Gast im eigenen Land wurde wieder verstärkt umworben und die instabile Situation ausländischer Destinationen hat auch einiges beigetragen um sich für einen Urlaub „daheim“ zu entscheiden. Längere Aufenthalte an einem Ort sind Vergangenheit,das kurzfristige Buchungsverhalten ist Gegenwart und wird je nach Großwetterlage umgesetzt.Aufgrund der günstigen Angebote erfreuen sich Städtereisen mit Aufenthaltsdauer von 3 – 4 Tage großer Beliebtheit und sorgen für weitere positiven Bilanzen.Da ich selbst über 10 Jahre intensiv im Ausland engagiert war (Hotellerie/Gastronomie/Touristik) hat eine Pressemeldung von Saas Fee (Schweiz) meine besondere Aufmerksamkeit erweckt: Eine Skisaisonkarte um 222,- Schweizer Franken (Normalpreis 1050,-).Der Antrieb ist allerdings weder Übermut noch Selbstbewusstsein, sondern es geschieht aus dem Mut der Verzweiflung.Es bleibt abzuwarten ob mit solchen Aktionen eine tatsächliche Belebung stattfindet.Die Gästeflaute in der Schweizer Bergwelt ist sicher in erster Linie den hohen Preise zu verdanken. Hier punktet eindeutig Österreich mit einem sehr guten Preis – Leistungsverhältnis.Warum in die Ferne schweifen,liegt das Gute doch so Nah!
Zum Kommentar von Hannes ist festzuhalten, dass ich das Ötztal nicht als Beispiel für eine lange Sommersaison angeführt habe, sondern als Destination, die massiv in den Sommer investiert und damit schöne Erfolge erzielt, obwohl sie, jedenfalls in den hinteren Talabschnitten, den größten Teil ihres touristischen Geschäfts im Winter macht. Und für das, was die Höhenlage im inneralpinen Raum zulässt, macht das Ötztal einen guten Job. Die lange Reihe konkreter Beispiele zu benennen wie Climbers Paradise, Panorama-Höhenwege, maßgeschneiderte Infrastrukturen in allen Orten der Destination würde hier zu weit führen.
Um die Komplexität der Herausforderung darzulegen, greife ich die von Hannes erwähnten Berghütten heraus. Auf den Almen gibt es um diese Zeit für die Tiere kein Futter mehr, und daher sind die Hütten zu, weil sich der Betrieb oft nur wegen des ohnehin für die Almwirtschaft anwesenden Personals rechnet. Und die alpinen Schutzhütten sind in vergleichbaren Höhenlagen woanders auch nicht länger geöffnet, ganz einfach deshalb, weil ab Oktober die Temperaturen nieder, die Schatten lang, die Wege bis in den Vormittag hinein vereist und die Wetterumschwünge in der Regel mit Schneefall verbunden sind.
Zu Ossy Valenta und dem Beispiel Saas Fee: Ich teile seine Meinung, auch habe ich mich dazu bereits in meinem Kommentar zum Beitrag von Markus Redl über die Winter CARD Saas Fee geäußert. Und ein Kollege aus der Schweiz, der die dortigen Bergbahnunternehmen sehr gut kennt, hat in einem Gespräch von sich aus das Thema angeschnitten und in die gleiche Kerbe geschlagen. Auch stellt sich für mich die Frage, ob es sich dabei, wie heute medial verbreitet, wirklich um eine Crowdfunding-Aktion handelt, oder ob wir es nicht einfach mit einem Kartenvorverkauf zu Sonderpreisen zu tun haben. Dazu noch ein Vergleich: Hierzulande wurden seit Anfang Oktober allein von Freizeitticket Tirol 50.000 Exemplare verkauft und damit meiner Schätzung an die € 20 Mio. hereingespielt. Und das völlig unaufgeregt.
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