6. Juli 2020 | 23:04 | Kategorie:
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Finanzierung wird teurer

Die Zinsen bewegen sich nach oben

Den Daten der ÖNB ist zu entnehmen, dass die Zinsen für Unternehmen im Zeitraum November 2019 bis April 2020 auf durchschnittlich noch immer leistbare 1,88 % gestiegen sind. Die Corona-Krise hat zwar einerseits die Nachfrage nach Investitionskrediten gedämpft aber jene nach Überbrückungsfinanzierungen explodieren lassen. Dabei haben natürlich die öffentlichen Haftungsprogramme eine zinsdämpfende Wirkung entfaltet, ansonsten wäre der Zinsanstieg wohl deutlicher ausgefallen. Da das Zinsniveau insgesamt niedrig und die Investitionslaune verhalten ist, hat das auch für wenig Aufregung gesorgt.

Ebenso unauffällig entwickelte sich auch das Kreditwachstum, das lt. ÖNB knapp über 6 % im Jahre 2019 betrug. Crowdfunding als alternative Finanzierungsform hat im gleichen Zeitraum ein Wachstum von über 70 % verzeichnen können. Diese Entwicklung wird einerseits von der nach wie vor zögerlichen Kreditvergabe der Banken aber auch von der Tatsache angetrieben, dass sich Bankfinanzierung nicht für die Finanzierung von Start-Ups eignet, die noch nicht über eine geprüfte Bilanz verfügen aus der ein Strom an Einnahmen und Cashflows ersichtlich ist.

Investoren suchen nach Anlagemöglichkeiten

Auf der Investorenseite ist das niedrige Zinsniveau der gängigen Anlageprodukte wie Sparbuch oder Anleihe ein Treiber, um nach alternativen Anlagemöglichkeiten zu suchen. Im Vergleich zum Aktienmarkt wirken kleine engagierte Unternehmen oftmals sympathischer als anonyme Großunternehmen.

Ist Crowdfunding eine echte Finanzierungs-Alternative?

Ist die Finanzierung über die Crowd eine Alternative für Mittelstandsfinanzierung? Auf absehbare Zeit wohl nicht. Zum einen ist das Volumen trotz des raketenhaften Wachstums mit wahrscheinlich etwa 100 Mio. Euro im laufenden Jahr in Österreich nach wie vor gering. Zum anderen eignet sich diese Finanzierungsform auch nicht für jedes Projekt. Vorzugsweise können Unternehmen finanziert werden, deren Produkte vom Endverbraucher (B2C) genutzt werden können. Aber auch der Unternehmer muss bereit sein, den zähen Weg des Suchens nach dem Aufbau einer Crowd zu gehen und die letztendlich hohen Finanzierungs­kosten zu tragen. Eine vor kurzem an der IBS-Akademie erstellte Studie hat die gesamten Finanzierungskosten eines Crowdfunding-Projektes bei mehr als 20 % p.a. festgestellt. Da muss schon ein erheblicher – über die reine Finanzierung hinausgehender – Nutzen etwa durch erwartete Kundenbindung entstehen um diese Kosten zu argumentieren.

Neue zinsgünstige Finanzierungen sind das keineswegs. Aber ohne Zweifel ist es von Vorteil wenn neue Finanzprodukte für die frühe Unternehmensphase entstehen und die Palette der Möglichkeiten für Unternehmer verbreitert wird.

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