Der Tourismus ist tot. Es lebe das Leben.
Betriebe schließen Teilbereiche oder sperren gleich ganz zu bzw. nicht mehr auf. Es fehlen die notwendigen Mitarbeiterinnen und zunehmend auch Ressourcen im F&B, bei Handwerkern und in unterstützenden Prozessen. Darüber geht die Eigenmotivation der Wirtinnen & Hoteliers verloren. Der Tourismus als Brennglas der gesellschaftlichen Entwicklung oder – besser – eines gesellschaftlichen Umbruchs.
Es gab einmal eine Zeit, da wurde das Geschäft weitestgehend über den Markt (die Kunden) und die Finanzierung definiert. Der Markt schien ob der Globalisierung unendlich. Marktvolumen bzw. Marktzugang waren wiederum gute Argumente, um finanziert zu werden. Die Frage nach der nachhaltigen Verfügbarkeit der Ressourcen (Mensch & Material) war bestenfalls eine Randerscheinung. Mensch und Material ließen sich irgendwie günstig und „on time“ global organisieren. Die Frage, ob das Geschäft der eigenen Berufung dient, war auf Grund der sich auftuenden Möglichkeiten irrelevant. Die Autehntizität & Qualität bestenfalls ein zugekauftes Produkt von externen Vermarktungsagenturen & Innenarchitekten. Die gute alte Zeit?
Jetzt gibt es sie nicht mehr – die Mitarbeiter, die Ressourcen und in Folge wohl auch die Wirtinnen & Hoteliers. Die vielgepriesene Nachhaltigkeit ist futsch. Sie war wohl nie vorhanden. Der Tourismus in dieser Form ist tot.
Es lebe das Leben
„Leben wo andere urlauben“, ein bekannter Slogan von Bauträgern in touristisch „entwickelten“ Regionen. Der Begriff „Leben“ beschränkt sich jedoch nicht nur auf das Wohnen, sondern beinhaltet sinnstiftende und damit erfüllte Arbeit & Freizeit in intakter Mitwelt. Der Anpruch an den Urlaub geht ebenso in diese Richtung. Es gibt demnach keinen Unterschied in den Ansprüchen von Gast & Mitarbeiterin. Also was spricht dagegen, dies auch so zu denken und umzusetzen? Die Grenzen verschwimmen. Warum kann ein Gast nicht auch Mitarbeiterin sein und umgekehrt? Und was spricht gegen Mitarbeterinnen- & Gastbeteiligungen in der Finanzierung? Was spricht dagegen, auch Zulieferer in diese Überlegungen miteinzubeziehen? Decken sich die Ansprüche auch hier? Verlangen unterbrochene globale Lieferketten auch hier nach neuen Denkansätzen?
Gegen diese Überlegungen spricht einzig und alleine die „gute alte Zeit“. Der Schritt in die Befreiung liegt in der Freilegung der eigenen Berufung von uns Wirtinnen & Hoteliers, dem Abwerfen von Balast. Befreien wir uns von aufgezwungenen Mustern der Vergangenheit und denken und leben wir uns und unsere Mitwelt neu und authentisch aus uns selbst heraus. Das Marketing produziert Bilder und Slogans dazu seit Jahren. Vieleicht ist es an der Zeit diese auch umzusetzen. Das scheint alternativlos.
Es Lebe das Leben.
Kompliment zu diesen Überlegungen!
Der Spruch „Leben wo andere urlauben“ ist einfach war 🙂
ist einfach war….
da liegt wahrhaftig eine wahre Nostalgie drin und insofern verschafft die Absenz des „h“ diesem Kommentar erst seine wahre Botschaft.
Denn so schön der Spruch auch ist, war er einem ein netter Einfall eines Werbers.
Dass diese Aussage heute Schall und Rauch ist und nur kaschieren möchte, dass das Arbeiten woanders sich genauso anfühlt wie sonst auch, ist jenen, die sich angesprochen fühlen sollen, schon längst bewusst und gelebte Realität. Mal nachdenken: Dauernd lauter urlaubende Menschen um sich und selbst muss man arbeiten, zusehen und diese Menschen bedienen – pardon: und ferne von Zuhause „Gastgeber sein“… wie fühlt sich das an?
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