10. September 2015 | 16:12 | Kategorie:
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Bevor die Blase platzt

Die Wirtschaftsgeschichte der vergangenen Jahre hat schon einige Blasen platzen sehen, die in der Folge zu Turbulenzen geführt haben. Waren es vor kurzem die überzogenen Aktienkurse in China, die Dotcom-Blase oder die berühmte Immobilienblase in Spanien. Normalität ist oft erst nach einer schmerzlichen Korrektur nach unten wieder eingekehrt.

In der Tourismuswirtschaft ist in letzter Zeit eine auf den ersten Blick kaum verständliche Investitions­zurückhaltung festzustellen gewesen. Währen in der Zeit der ausbrechenden Wirtschaftskrise weiter kräftig investiert wurde, ist jetzt eine sehr zögerliche Haltung festzustellen, die auch von niedrigen Zinsen und ersten zarten Anzeichen für eine Konjunkturbelebung nicht geändert wird.

Nur wenn man tiefer in das Zahlengefüge der Bilanzdaten eindringt wird ersichtlich, dass eine wahrscheinliche Erklärung in der Korrektur eines recht heftigen Investitionstempos der Vergangenheit liegen könnte. In den letzten zehn Jahren ist die durchschnittliche Aktiva eines Unternehmens der Qualitätshotellerie um immerhin 67 % gewachsen. In diesem Zeitraum hat der GOP (Gross Operating Profit) pro Zimmer nur um 37 % zugenommen. Da braucht es kein großes wirtschaftliches Fachwissen, um zu wissen, dass diese Entwicklung nicht ewig so weitergehen kann, soll sie nicht einmal in einer Katastrophe enden.

Angesichts der kaum sich verbessernden Rentabilität von Investitionen in der Hotellerie, die vor allem in der Unmöglichkeit des Durchsetzens kostendeckender Preise liegt, ist eine der Konsequenzen, Investitionsmaßnahmen entweder auf das unbedingt Erforderliche zu beschränken. Eine andere Möglichkeit ist es, darauf zu achten, dass nur jene Projekte verwirklicht werden, die auch eine gleichzeitige Anhebung der Ertragskraft erwarten lassen.

Andere Wirtschaftszweige sind manchmal unerwartet mit dem plötzlichen Ende der Euphorie konfrontiert worden. Im Tourismus ist jedenfalls zu beobachten, dass scheinbar rechtzeitig Korrekturen vorgenommen werden, bevor die Träume endgültig platzen.

 

11. September 2015, 13:48

Interessanter Aspekt, die Schere zwischen GOP und Aktiva mit einer Immobilienblase in Verbindung zu bringen. Von einer Blase spricht man ja allgemein dann, wenn Spekulationen zu einer Überbewertung geführt haben. Wenn sie platzt, fallen die Preise in den Boden.

Nun spekulieren unsere Hoteliers nicht, sondern versuchen mit Investitionen am Ball zu bleiben oder einen Vorsprung herauszuholen – Kaum mit Blick auf den ROI sondern auf die Liquidität. Um Spekulation geht es also nicht. Was könnte dennoch der Grund für den Hinweis auf die Blase sein?

Offensichtlich wird im Branchenschnitt der ÖHT-Daten das Verhältnis zwischen Ertrag (GOP) und dem Wert der Hotelimmobilie immer schlechter. Das ist längerfristig ein ordentliches Problem. Vor allem wenn man das Hotel verkaufen will (ohne Widmungsänderung). Wenn dies bei immer mehr Hotels der Fall ist, dann entsprechen die im Verkaufsfall erzielten Preise nicht mehr dem realen Wert – Würden viele verkaufen wollen, dann hätten wir eine Blase.

Gott sei Dank denkt der überwiegende Teil der Familienhoteliers in Österreich nicht an einen Verkauf, sondern an die Betriebsnachfolge. Allerdings nehmen die Hoteltransaktionen zu…..

11. September 2015, 15:23

Lieber Franz!
Unsere Betriebe wurden mit der kommenden Steuerreform zu stark verunsichert und stehen auf der Investitionsbremse. Die Steuerentlastung bei der Lohnsteuer wird mit einer saftigen Steuerbelastung für den Tourismus erkauft und „ausgeglichen“. Statt sich mit dem Begriff „Sparen“ ehrlich auseinanderzusetzen, schaut man lieber, wie sich zusätzliches Geld beschaffen lässt, das der Staat dann ohnehin verlässlich wieder ausgibt. Das staatliche Ausgabenproblem mit höheren Mehrwertsteuersätzen zu kompensieren, ist ein klassischer Schuss ins Knie. Eine besondere Art der Konjunkturbelebung mit den einfachen Fazit: Investitionen werden erst einmal auf „Eis“ gelegt und zukünftige Vorhaben nach neuen Wirtschaftlichkeitsparameter genau geprüft (die übrigens auch Notwendig sind)!
Lg, Thomas

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