Wintersaison: Und jetzt?
Nachdem die Seilbahnen gemäß 5. COVID-19-Notmaßnahmenverordnung überraschend morgen in Betrieb bleiben sowie zumindest einmal bis 1. Dezember in Betrieb gehen können, stellen sich zur heurigen Winter- bzw. Skisaison Fragen über Fragen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
1. Kann die vierte Welle in Österreich schon bald gebrochen, der Lockdown aufgehoben und die für einen wirtschaftlichen Betrieb essentielle Beherbergung und Gastronomie wieder geöffnet werden? 2. Wie entwickelt sich das Infektionsgeschehen in unseren Nachbarländern und Kernmärkten? In vorpandemischen Zeiten kamen 84 % der mehr als 50 Millionen Skier Days über ausländische Gäste. 3. Wird unser Gesundheitssystem durchgehend über die gewohnten Kapazitäten für Ski- und Snowboardunfälle verfügen? 4. Wie können (Saison-)Mitarbeiter*innen während der Zeit des Lockdowns gehalten oder gewonnen werden? 5. Wie weitreichend werden die staatlichen Hilfen im Tourismus sein?
Gegenseitige Schuldzuweisungen und pauschales Politikbashing bringen uns nicht weiter. Was können wir als eine Branche, in der es in dieser Wintersaison vielfach um betriebliche Existenzen geht, konkret tun? Gerade weil die Abhängigkeit von der allgemeinen epidemiologischen Entwicklung (insbesondere auch in Deutschland) so ohnmächtig macht. Was können wir selbst dazu beitragen, dass nicht auch heuer wieder viel mehr Menschen dem Schneesport verloren gehen als sie neu gewonnen werden?
Ohne Impfung ist alles nichts
Zunächst einmal müssen wir das Problem der zu geringen Impfquote in unserem ureigenen Bereich angehen. Zu oft sind ganze Talschaften und Bezirke mit Skigebieten Schlusslicht bei der Impfquote und dementsprechend Spitzenreiter bei den Inzidenzen. Die Impfpflicht ab 1. Februar nächsten Jahres ist sicher keine automatische Lösung; denn es macht natürlich einen Unterschied, wann sich die Menschen (bis hin zum dritten Stich) impfen lassen oder wie viele überhaupt lieber eine Verwaltungsstrafe in Kauf nehmen. Es braucht weiterhin Überzeugungsarbeit.
Auch bei der Einhaltung diverser COVID-19-Präventionsmaßnahmen waren wir in Österreich wahrscheinlich zu inkonsequent, die im Gegensatz dazu gute „Compliance“ in der Schweiz dürfte einer der Gründe für deren erfolgreiches Pandemiemanagement sein.
Augen auf und durch
Die Seilbahnwirtschaft hat sich auf die Einführung der 3-G-Regel vorbereitet, seit 15. November galt dann die 2-G-Regel. Wir müssen damit rechnen, dass sich die Rahmenbedingungen für den Betrieb der Seilbahnen auch nach dem Lockdown immer wieder ändern können. Bei Veranstaltungen und in der Nachtgastronomie setzen manche Regionen in Europa bereits auf 2-G-Plus, also auf einen PCR-Nachweis zusätzlich zum Geimpft/Genesenen-Zertifikat. Daher erscheint es nicht abwegig, dass 2-G-Plus auch für Après-Ski — oder gar überhaupt für den Tourismus kommt.
Das Tragen von FFP2-Masken in geschlossenen Fahrbetriebsmitteln ist ohnehin bereits etabliert, wird wahrscheinlich von vielen Gästen geradezu erwartet. Aber Mindestabstände oder Kapazitätsbeschränkungen wie im Vorwinter laufen der „Bubble-Logik“ eigentlich zuwider. Entweder wir sind der Meinung, dass durch Zugangsbeschränkungen das Infektionsrisiko stark reduziert werden kann oder eben nicht. Sollte es dennoch wieder in die Richtung gehen, braucht es digital unterstützte Besucherlenkung und entsprechendes Kapazitätsmanagement.
Wobei uns aus Risikomanagement-Sicht eine gewisse Neuorganisation des auf das „Zusammenströmen größerer Menschenmengen“ strukturell aufgebauten Skitourismus nicht erspart bleibt. Denn wir könnten es ja leider z.B. mit noch ansteckenderen Varianten des jetzt gar nicht mehr so „neuartigen“ Coronavirus (oder einer anderen Pandemie) zu tun bekommen.
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