Preistreiberei im Tourismus
Seit einiger Zeit muss sich der Tourismus gegen Vorwürfe wehren, wonach die Tourismus-Branche hauptausschlaggebend für den Anstieg der Teuerung gegenüber dem Vorjahr sei. Tatschlich liegt die Teuerung in der Branche aber nur wenig über dem Schnitt und ist zu einem großen Teil auf die prekäre Arbeitsmarktsituation zurückzuführen.
Die allgemeine Inflationsrate ist im Juli auf 2,9 Prozent gestiegen, nachdem sie im Juni noch 2,8 Prozent betrug. Im August dürfte die Inflation erstmals seit zehn Jahren wieder die 3-Prozent-Grenze überspringen, erwartet die Statistik Austria.
Für Restaurant- und Hotelleistungen musste im Juli durchschnittlich um 3,3 Prozent mehr bezahlt werden als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Der Sektor Bewirtung schlug sich dabei mit +3,1 Prozent zu Buche.
Neben der heiklen Situation am Arbeitsmarkt spielt sicherlich auch ein verständlicher Nachholeffekt eine Rolle. Kaum eine Branche war bekanntlich in den Lockdown-Monaten so sehr vom Stillstand betroffen wie das Gastgewerbe. Auch ist zu bedenken, dass die Energie- und Treibstoffpreise im Sommer vorigen Jahres besonders tief lagen. Die Rückkehr zum Vorkrisenniveau trifft die Touristikunternehmen hart, wie dies auch bei Flugpreisen deutlich wird.
Wenn zusätzlich der Arbeitsmarkt leergefegt ist und viele offene Stellen unbesetzt bleiben, steigen die Arbeitskosten pro Mitarbeiter. Diese müssen, auch wenn es unpopulär scheint, an den Kunden weitergereicht werden. Und mitarbeiterarme Hotelkonzepte funktionieren nun einmal nur sehr bedingt. Dienstleistung wird sich daher zu einem neuen Luxusgut entwickeln.
Schon seit langem ist übrigens der VPI (Verbraucherpreis-Index) bzw. die Berechnung aufgrund des verwendeten Warenkorbes stark reformbedürftig:
Derzeit finden sich folgende Indikatoren in der Gruppe VPI 11 (Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen):
- Fischgericht
- Kinderschnitzel
- Fruchtsaft (Natursaft)
- Discothekbesuch inkl. Getränk
- Getränke am Imbisstand, Pizzaschnitte
- Fast Food
- Kebab
- Kaffee (Melange / Verlängerter)
- Hotelzimmer für Auslandstouristen
…irgendwie fehlt der Branche eine Argumentationslinie, um steigende Kosten für höhere Preise plausibel darzulegen.
Servus Thomas, wie recht du hast … Ich verfolge laufend deine sehr interessanten Kommentare. Gute zeit und glg. Leonhard L. Obermüller
Sehr geehrter Herr Reisenzahn,
die vollständige Warenkorbliste findet sich unter http://www.statistik.at/wcm/idc/idcplg?IdcService=GET_PDF_FILE&RevisionSelectionMethod=LatestReleased&dDocName=022258 (Positionen VPI 11 Seite 19/20), VPI nach Hauptgruppen und Monaten unter http://www.statistik.at/wcm/idc/idcplg?IdcService=GET_PDF_FILE&RevisionSelectionMethod=LatestReleased&dDocName=022570,
liebe Grüße, Peter Laimer
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