„Aschwolke“ oder „Tzatzikikredit“: Welches wird heuer Wort des Jahres?
Island hält Europa in Atem oder raubt uns diesen. Zuerst der quasi Staatsbankrott nach der Zahlungsunfähigkeit der Kaupthing Bank und jetzt noch die Wolke. „Wir haben euch Kohle gegeben, und ihr habt uns Asche geschickt!“ Das war mit unter noch die unterhaltsamste Art, mit der unsichtbaren, unriechbaren Bedrohung aus Island umzugehen. Dass damit auf einen Schlag Millionen Menschen auf irgendwelchen Punkten der Erde fest sitzen, zeigt uns wieder, wie brutal global wird heute sind. Ja, die Wikinger waren noch kalkulierbar. Da konnte man sich noch ducken oder davonlaufen. Aber „Eyjafjallajökull“ macht uns alle fertig.
Aber zum Glück gibt es auch noch Griechenland! Damit verteilt sich der Zorn. Sonst wäre Island wirklich arm dran. Die Griechen wiederum haben auch einiges an Asche erzeugt. Vom Geld verbrennen zwar, aber die Wirkung ist ähnlich. Noch ein paar Fakten zu Griechenland. Nur zur sachlichen Information. Nicht etwa um hier aufzuhussen, sicher nicht! Griechenland hat 23 Streiktage, TV-Ansager fallen unter „schwere und ungesunde Tätigkeiten“ und sind frühpensionsberechtig. 13 Mrd. Euro Defizit in der Pensionskasse per anno. Aber vielmehr – und das ist das eigentlich Ärgernis – hat die griechische Regierung in den letzten Jahren ihr Budget nicht richtig kontrolliert, bevor es nach Brüssel geschickt wurde. Nach Ausbesserung der Tippfehler beträgt die Netto-Neuverschuldung Griechenlands für 2009 nun doch 13,6% (EU Stabilitätswert 3%, EU Durchschnitt 7,3%).
Isländischer Krimi oder Griechische Tragödie. Sie haben die Wahl!
Wenn gewissenlose Regierende und solche die sich mit großzügigen Geschenken an der Macht halten wollen in Europa regieren braucht es manchmal die brutalen Geräusche zerplatzender Blasen, die uns wieder bewußt machen, dass man auf Dauer nicht mehr Geld ausgeben kann als man einnimmt. Mit Krediten kann man das Ausgaben etwas vorziehen aber irgendwann wird man von der Wirklichkeit eingeholt.
Wir brauchen auch gar nicht mit Schadenfreude auf Griechenland zeigen, auch wir haben unsere Hypo Alpe Adria, unseren Karl-Heinz Grasser und die schon ständig lähmende Wortfolge in den Zeitungen „es gilt die Unschuldsvermutung“ in Verbindung mit einem neuen Skandal, Aufsichtsbehörden, die sich im Wegschauen üben und zum 55. Jahrestag des Staatsvertrages noch immer offene Ortstafelfrage. Da lohnt es sich doch allemal auch ein bißchen vor der eigenen Tür zu kehren.
Kommentieren