Werter Herr Kaske…
…vieles von dem, was Sie in Ihrer aktuellen Aussendung fordern (Qualifizierung, Ganzjahresbeschäftigung etc.), ist anerkannter Maßen sinnvoll. Doch bin ich überzeugt davon, dass sich manch einer darüber wundert, mit welcher Selbstverständlichkeit die Gewerkschaften immer weitere Forderungen an die Unternehmer und Arbeitgeber richten (neue Beschäftigungsmodelle, Übernahme zusätzlicher Kosten etc.). Wie, so frage ich mich, soll eine Volkswirtschaft (zumal in einer Phase der Rezession) diesen doppelten Aufwand verkraften können? Zum einen leisten wir uns (für Steuergeld) eine teure und komplett verbürokratisierte Sozialpolitik. Zum anderen wälzen wir immer neue Kosten auf die Unternehmer über. Hier hat uns die jüngere Geschichte (zB Großbritannien Ende der 1970er Jahre) gelehrt, dass eine expansive Politik der Gewerkschaften bei einer restriktiven Geld- und Fiskalpolitik des Staates als Schuss nach hinten losgeht: die Reallöhne steigen zwar, doch der schöne Schein trügt, weil die Arbeitslosigkeit in die Höhe schnellt. Für die Gewerkschaften ein desaströses Szenario! Darüber sollte man nachdenken. Dass die Gewerkschaften in einem Staat, der die Sozialpartnerschaft in der Verfassung verankert hat, ihre Forderungen im Zuge der Überarbeitung der Tourismusstrategie anmeldet, ist legitim. Konkrete, den schärferen Rahmenbedingungen angepasste Konzessionen und Angebote wären hingegen nobel.
Während die Metaller über eine Ausweitung des Durchrechnungszeitraums auf zwei Jahre verhandeln, blockiert die vida im Tourismus schon bei einer Ausweitung auf ein halbes Jahr.(derzeit 13 Wochen – bei Ganzjahresbetriebe!!) Warnungen aus den Betrieben werden überhört, reagiert wird erst, wenn es zu spät ist. Stattdessen werden Saisonierkontingente viel stärker gekürzt als die Nächtigungsrückkgänge ausfallen. Offene Stellen können nicht besetzt werden, da die Zumutbarkeitsbestimmungen immer noch so aussehen wie in Zeiten der Hochkonjunktur. Aber die Gewerkschaft wehrt sich so lange gegen Veränderungen, so lange sie nicht aus den eigenen Reihen kommt. Aber eine Idee, deren Zeit gekommen ist, lässt sich nicht verhindern. Warum nicht gleich eine Idee auf Sinnhaftigkeit überprüfen, auch im Interesse der Mitarbeiter – wie eben den produktiven Einsatz von AMS-Geldern zur Förderung der Ganzjahresbeschäftigung. (Jahresbeschäftigungskonzept) Da hätten doch alle was davon – oder?
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