Weg aus der Krise über den Tourismus?
Nach Einschätzung des Beratungsunternehmens McKinsey führt der Weg Griechenlands aus der Krise über den Tourismus. Dies unterstreicht auch der Präsident des Verbandes der griechischen Tourismusunternehmen, Andreas Andreadis, in einem Interview mit „€uro am Sonntag“ und gibt sich zuversichtlich, dass der Tourismus das auch leisten kann. Immerhin hätte man 2012 rund 16 Millionen ausländische Gäste empfangen und mit diesen einen direkten Umsatz (ohne Transport) von 10 Milliarden Euro erwirtschaftet – Tendenz steigend.Der Wert solcher Zahlen zeigt sich meist erst im Vergleich. In Österreich wurden 2011 rund 23 Millionen ausländische Gäste gezählt, die Einnahmen (inklusive Personentransport) dieser ausländischen Gäste beliefen sich auf 16,2 Milliarden Euro. Der Milchmädchenrechnung zufolge wären das in Österreich rund 705 Euro (mit Transport) pro ausländischem Gast, in Griechenland immerhin 625 Euro (ohne Transport). Und daran habe ich so meine Zweifel. In Ermangelung verlässlicher statistischer Daten kann ich derzeit nicht überprüfen, ob der im Vergleich mit Österreich passable Umsatz pro ausländischem Gast in Griechenland mit einer höheren durchschnittlichen Aufenthaltsdauer zusammenhängt. Der EU-Vergleich auf Basis der NUTS-2-Regionen lässt mich auch daran zweifeln. Was ich hingegen sofort glaube, ist der Anteil des touristischen Gesamtumsatzes (inklusive Multiplikatoreffekte und Investitionen) am griechischen BIP, denn der ist mit 16% recht flott. In Österreich belaufen sich die direkten Wertschöpfungseffekte derzeit auf 5,5%, was ich persönlich für „gesünder“ halte. Denn das österreichische BIP/Einwohner liegt derzeit mit etwa 33.000 Euro 30% über dem Schnitt der EU 27, während das griechische BIP/Einwohner mit 19.000 Euro nur 75% des EU 27-Schnitts erreicht. Ich bin also wenig euphorisch, dass der Tourismus mit einem derzeit schon recht hohen Anteil an einem vor sich hinkränkelnden BIP den Weg aus der Krise weist. Aber das sind nur Zahlenspiele, verbunden mit einer leicht pessimistischen Grundstimmung, was die Reformfähigkeit des Wohlfahrtsstaates an sich betrifft. Der bristische Historiker Niall Ferguson prognostitziert dem Sozialstaat aus diesem Grunde auch eine Ende aus sich selbst heraus. Ich neige dazu, ihm Recht zu geben. Umso weniger wird man eine einzelne Branche wie dem Tourismus als Zugpferd vor den Karren spannen können. Andererseits ist in Zeiten der Krise Motivation gefragt. Und wenn sich die griechische Wirtschaft unter anderem am Tourismus aufrichet, warum nicht? Doch Politik und die von ihr bezahlten Beratungsunternehmen müssen soviel Fairness aufbringen, dass sie uns nicht weiterhin glauben lassen wollen, dass man die Probleme von heute mit Rezepten von gestern behandelt.
… Tourismus als Rettungsanker? Das kann nur funktionieren – wenn überhaupt -, wenn die Rahmenbedingungen stimmen (sozialer Friede, gute Infrastruktur, etc.. Nur „Sonne, Strand und Meer“ sind zu wenig). Also: Zuerst die Rahmenbedingungen schaffen und nicht „das Pferd von hinten aufzäumen wollen“ …
Sicherlich ist der Tourismus etwas, was jedes Land braucht und das dazu beiträgt Krisen zu bewältigen, aber allein der Tourismuss kann ein Land nicht aus der Krise helfen, da gehört schon einiges mehr dazu.
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