Tourismus: Wo der Schuh drückt
Die laufenden Regierungsverhandlungen stehen im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Auch wenn es nicht ersichtlich ist, wie lange die Gespräche noch dauern: jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um dabei die entscheidenden Pflöcke für die Zukunft einzuschlagen. So beraten die Vertreter der drei beteiligten Parteien in der Gruppe Tourismus des „Clusters 1“ (Wirtschaft) intensiv über die besten Bedingungen für die weitere Erholung und Gestaltung dieses wichtigen Wirtschaftszweiges.
Die Branche erhebt in den Regierungsverhandlung deutlich ihre Stimme
In bereits mehreren Gesprächsrunden sind die Verhandler mit Touristikern und Branchenvertretern zusammengetroffen, um drängende Themen zu identifizieren und Lösungen zu erarbeiten. Die Herausforderungen sind vielseitig. Sie betreffen nicht nur unmittelbar den Tourismus, sondern darüber hinaus die generellen Rahmenbedingungen für Dienstleistungen und Arbeitsmarkt.
Verbesserung der Sachbezugsregelungen
Begrüßt wird in Verhandlerkreisen die ab Beginn des kommenden Jahres geltende neue Sachbezugsgrenze für Mitarbeiterunterkünfte. Es bleiben jedoch einige offene Fragen. Dazu gehört die problematische Nachweispflicht für den Lebensmittelpunkt (insbesondere bei längerer Nutzung der Unterkunft) und die Forderung nach einer großzügigeren Auslegung der Sachbezugsgrenzen. Hier braucht es Verbesserungen, um die Bürokratie zu reduzieren und den Fachkräftemangel abzufedern.
Abschaffung oder Flexibilisierung der Kontingente für Mitarbeiter aus Drittstaaten
Auch hier geht es darum, dem gravierenden Fachkräftemangel abzuhelfen. Im einzelnen fordert die Branche einen sofortigen freien Arbeitsmarktzugang für EU-Beitrittskandidaten aus dem Westbalkan.
Faire Tarife für Einheimische
Eine nachhaltige Regelung dieser Frage ist für die Tourismusgesinnung in ganz Österreich wichtig. Neue, rechtlich einwandfreie Bestimmungen tragen entscheidend zur Attraktivität von Tourismusregionen bei.
Rechtssicherheit für Bergführer, Skilehrer und temporär beschäftigte touristische Dienstnehmer
Diese für das Tourismusangebot essenziellen Berufsgruppen stehen derzeit vor rechtlichen Unsicherheiten, die ihre Selbständigkeit infrage stellen. Die Lösung besteht in einer entsprechenden Anpassung der ASVG-Bestimmungen.
Senkung der Lohnstückkosten
Dieser Punkt ist bekanntlich nicht nur für den Tourismus sondern für die gesamte Wirtschaft von zentraler Bedeutung. Durch eine Entlastung würden Arbeitsplätze gesichert und Investitionen angeregt werden.
Steuerbefreiung für Überstunden als „Win-win-Situation“
Ein solcher Schritt hin zu einer modernen Arbeitsmarktpolitik wäre ein wirksames Mittel, um Mehrarbeit attraktiver zu machen und gleichzeitig Arbeitnehmer zu entlasten. Unternehmer könnten flexibler planen, während Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von einem höheren Netto profitieren.
Arbeiten im Ruhestand attraktiver machen
Steuerliche Anreize würden dazu beitragen, dass Pensionistinnen und Pensionisten, die über wertvolle Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt verfügen, freiwillig länger erwerbstätig bleiben. Ein Großteil der Zuverdienste sollte steuer- und sozialversicherungsfrei sein.
Die genannten Themen sind aus Sicht der Branche entscheidend für eine gute Weiterentwicklung dieses Wirtschaftsmotors. Ihre Umsetzung erfordert Mut zur Veränderung und auch eine enge Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Branchenvertretern. Nur gemeinsam und mit innovativen Lösungen gelingt es, die langfristige Wettbewerbsfähigkeit Österreichs zu sichern.
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