Tourismus, wer will ihn?
Der Tourismus, er beutet aus – die Natur, die Menschen, die Gesellschaft, den Planeten. In dieser Ausrichtung ist er in „guter“ Partnerschaft – ist das doch das Grundprinzip von Wirtschaft allgemein in unserer westlichen Industriegesellschaft. Hier wird die Umwelt zur Resource, dem eigenen Wachstum untergeordnet. Die Umwelt – von einem selbst abgetrennt – lässt sich unter dieser Perspektive hemmungslos missbrauchen. Unter diesem Eindruck fordert z.Bsp. der aktuelle Papst einen Perspektivenwechsel, von der Bezeichnung Umwelt hin zu einer Mitwelt, mit dem Ziel sich als Teil des Ganzen zu begreifen und damit diese Ausbeutung als Selbstausbeutung zu erfahren.
Die Grundlage für erste Schritte in Richtung einer lebensbejahenden Wirtschaft.
Im Tourismus sind wir mit dieser Ausbeutung im eigenen Leben konfrontiert. Sie betrifft uns unmittelbar. Sonnst, ist diese in der Regel in die sogenannten „Entwicklungsländer“ ausgelagert und damit weit weg von der eigenen Wahrnehmung. Plötzlich werden wir selbst mit unserer Mitwelt ausgebeutet. Wir erfahren das am eigenen Leib. Der Tourismus hält uns hier den Spiegel vor. Er rückt das in Fokus und zieht gesellschaftliche Kritik auf sich. Eine Kritik, die eigentlich die gesamte Wirtschaft betreffen sollte.
Umgekehrt, hat der Tourismus damit auch die Chance den Wandel hin zu einer lebensbejahenden Wirtschaft erfahrbar zu machen. Der Tourismus hat in Österreich einen extrem hohen Anteil an der Gesamtwirtschaftsleistung.
https://www.bmaw.gv.at/dam/jcr:a17fbb22-0d09-4898-b50c-3aceec9245ca/Tourismusbericht_2021_barrierefrei.pdf
Er hat damit das Potential zum Katalysator zu einer mitwelt-orientierten Wirtschaft.
Der Tourismus bekäme dadurch positive Aufmerksamkeit. Ein Tourismus, der gewollt wird – von seinen Mitarbeitern, seiner Mitwelt, von der Gesellschaft akzeptiert und gewünscht. Ein nachhaltiger Ansatz zur gegenwärtigen Ressourcenknappheit an Mensch (Mitarbeiter) und Material (Natur).
Eine Utopie?
Lieber Herr Rogner,
vielen Dank für diesen Beitrag! Er bringt das auf den Punkt, worauf mich immer mehr Unternehmer aus der Tourismus-, aber auch der Freizeitwirtschaft, im Rahmen der Präsentation von Marktforschungsergebnissen ansprechen: Wie schaffen wir es, dass unsere Nachhaltigkeitsbemühungen von den Gästen mitgetragen (und nicht nur positiv wahrgenommen) und damit in weiterer Folge von der Bevölkerung vor Ort stärker geschätzt werden?
Bei den extremeren Beispielen, die ich zu diesem Thema im Kopf habe, ist es so, dass das Bewusstsein über die Bedeutung der „Mitwelt“ für den eigenen generationenübergreifenden Erfolg bei den Tourismusunternehmern selbstverständlich sehr stark ausgeprägt ist. Und das stürzt manche tatsächlich in Gewissenskonflikte, wenn das Verhalten ihrer Gäste das nicht widerspiegelt. Der rücksichtslose Umgang mit dem Lebensraum der Einheimischen durch manche Gäste – in seinen vielfältigsten Ausprägungen eines unangemessenen Verhaltens – rückt bei den Befragungen leider immer stärker in den Mittelpunkt. Eine Diskussion darüber, wie der „Tourismus als Katalysator“ und ein Baustein helfen kann, dieser offenbar gesamtgesellschaftlichen Fehlentwicklung etwas entgegenzusetzen, ist daher extrem spannend!
Womöglich ist es eine Utopie – es wäre aber eine Notwendigkeit.
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