13. Dezember 2023 | 12:22 | Kategorie:
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Tourismus, ein Wirtschaftsmotor?

Viel ist in diesem Blog bereits diskutiert worden über die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus, vor allem in strukturschwächeren und peripheren Regionen. Wir wissen, dass der Tourismus einen bedeutenden Beitrag zur regionalen Wertschöpfung leistet, zumal ein Großteil der Vorleistungen in einem Radius von wenigen hundert Kilometern erbracht wird.

Wintertourismus als Umsatztreiber

Mit den Betretungsverboten in den Jahren 2020 und 2021 wurde dieses Phänomen – in negativer Hinsicht – bestätigt: steht der Tourismus annähernd still, so wirkt sich dies (zeitlich versetzt) auf das produzierende Gewerbe und die Dienstleistungsbranche aus. Sinken die Umsätze hier, sinken sie auch dort.

Daher wundert es auch nicht, wenn die Statistik Austria gestern in einer Aussendung verkünden konnte, dass die Bundesländer Salzburg und Tirol 2022 das größte Wirtschaftswachstum (im Vergleich zum Vorjahr) verzeichnen konnten:

Nach den Corona-Jahren 2020 und 2021 erzielten Salzburg mit +9,5 % und Tirol mit +9,4 % 2022 das höchste Wirtschaftswachstum aller Bundesländer. Während der Anstieg in Tirol großteils auf Aufholeffekte im Wintertourismus (Beherbergung und Gastronomie, Bergbahnen, sonstige touristische Dienstleistungen) zurückzuführen war, sorgte in Salzburg wie in den Vorjahren zusätzlich auch die Herstellung von Waren mit einem realen Plus von 15,9 % für starke Wachstumsimpulse.

Ähnliches lässt sich auch für die Arbeitsmarkteffekte feststellen:

Die wirtschaftliche Entwicklung spiegelte sich auch am Arbeitsmarkt wider: Am stärksten wuchs die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse im Jahr 2022 in Tirol (+4,9 %), gefolgt von Salzburg (+4,3 %). Allein in der Beherbergung und Gastronomie legten die Beschäftigungsverhältnisse in Tirol um 11 800 und in Salzburg um 7 000 zu und erreichten damit wieder das Vorkrisenniveau.

Jetzt mag es eine ganze Reihe sehr vernünftiger Gründe geben, warum eine starke Abhängigkeit vom Tourismus für eine Volkswirtschaft auch schädlich sein kann. Die Wirtschaftskrisen in Ländern wie Spanien und Griechenland (Finanzkrise 2008/09) oder Tunesien und Marokko (Arabischer Frühling) haben dies eindrucksvoll vor Augen geführt.

Wenn man sich allerdings politisch dazu bekennt, eine solche starke Abhängigkeit nicht nur zuzulassen sondern auch zu fördern, muss man sich eben dieser Risiken für die regionale Volkswirtschaft bewusst sein. In Tirol betrug die touristische Wertschöpfung im Tourismusjahr 2022/23 rund 5,9 Milliarden Euro. Österreichweit liegt der Beitrag der direkten und indirekten Effekte des Tourismus zum BIP bei 6,2% – erweitert man auf „Freizeitwirtschaft“ sind es 6,9%.

Jeder Einbruch schlägt also in diesem System durch – auf den Konsum, auf die Wertschöpfung auf den Beitrag zur Beschäftigung. Das sollte man immer im Auge behalten.

14. Dezember 2023, 9:40

Auf den Punkt gebracht: Der Tourismus stütz die schwächelnde Wirtschaft. Die positive Entwicklung der Dienstleistungsbilanz konnte so das Handelsbilanzdefizit letztlich ausgleichen. Getrieben wurde diese Entwicklung durch den Anstieg der Reiseverkehrsexporte – also mehr Reisen von ausländischen Touristinnen und Touristen nach Österreich. 2022 lag die Leistungsbilanz daher mit 200 Mio. Euro im Plus.

Die Unterstützungs- und Fördermechanismen im Tourismus waren daher volkswirtschaftlich jedenfalls zu rechtfertigen und haben dazu beigetragen, den Tourismusstandort Österreich zu festigen.

14. Dezember 2023, 15:53

6,2% – mon dieu!! Der BIP-Anteil der Industrie lag 2022 bei 29%. Die Politik sollte dringend alles daran setzen, dieses Klumpenrisiko zu minimieren – und zum Ausgleich die Wertschöpfung durch den Tourismus forcieren!

15. Dezember 2023, 13:39

Und wiederholt sei darauf hingewiesen, dass die aus dem Industriezeitalter stammenden BIP Darstellungen zweifelsohne korrekt sind, den Verflechtungen einer Dienstleistungswirtschaft, insbesondere der Tourismuswirtschaft, aber nicht gerecht werden. Wieviele Betriebe, Arbeitsplätze und damit Umsätze gäbe es in vielen Regionen nicht, wenn dort nicht der Tourismus der dominierende Wirtschaftsfaktor und damit Wirtschaftsmotor wäre? Die induzierten Abhängigkeiten sind im BIP Schema nicht darstellbar. Oder anders ausgedrückt: die volkswirtschaftliche Bedeutung des Tourismus wird in Österreich dramatisch unterschätzt. Sie geht jedenfalls um ein Vielfaches (!) über den „6,2% BIP Anteil“ hinaus.

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