Seilbahnen: keine „halben“ Lösungen!
Bei der Seilbahntagung im Tiroler Stubaital war sie wieder ein heißes Thema, die Frage, wie es mit den kleinen, wirtschaftlich schwer ums Überleben ringenden Skigebieten weitergehen soll. Wie einem Artikel der Tiroler Tageszeitung zu entnehmen ist, steht nach wie vor die Forderung im Raum, die „Großen“ mögen doch bitte die „Kleinen“ mitfinanzieren. Weil es ums Überleben geht. Um die Zukunft des Wintersports. Um den Nachwuchs. Um die kommunale Infrastruktur. Ich kritisiere an dieser, zugegebener Maßen nicht neuen Diskussion (Peter Haimayer hat dies in einem Blogbeitrag im August 2011 sehr schön analysiert), dass sie wie sooft Teilaspekte fokussiert und damit den Blick auf das Ganze erschwert. Aus meiner Sicht ist es unprofessionell, die Frage der Sicherung von Kleinskigebieten auf deren Finanzierung zu reduzieren. Damit wird der Ball im Kreis gespielt: die öffentliche Hand kann sich auf Dauer die flächendeckende Erhaltung (ich spreche hier bewusst von Erhaltung und nicht von Investitionen in die Modernisierung!) von touristischen Infrastrukturen nicht leisten. Für private Unternehmen macht eine Unterstützung nur dann Sinn, wenn es dem eigenen Produkt nützt. Sonst müssten wir fairerweise von Umverteilung sprechen und davon haben wir in Österreich wirklich schon genug. Ich vermisse eine längst fällige Diskussion, die neben der angestrebten Tourismusentwicklung in einem Land wie Tirol auch die damit verbundenen raumordnerischen, volkswirtschaftlichen und ökologischen Aspekte mit einbezieht. Ich vermisse den Mut zur Schwerpunktsetzung. Ich vermisse ein klares politisches Bekenntnis zur Strukturbereinigung. Aber vielleicht kann ja der ehemalige Innsbrucker Vizebürgermeister Christoph Platzgummer, der künftig die Abteilung Raumordnung und Statistik im Amt der Tiroler Landesregierung leiten wird und für das Nachhaltigkeitsprojekt „Zukunft Tirol“ verantwortlich zeichnet, Abhilfe schaffen. Zeit wäre es!
„Davids“ müssen sich von den „Goliaths“ unterscheiden!
Den anregenden Beitrag von Ulli Reisner würde ich gerne durch ein paar differenzierende Aspekte zum Thema „Kleinskigebiete“ ergänzen.
Außerhalb intensiv mit Skigebieten ausgestatteter Regionen bzw. im Nahbereich von bevölkerungsintensiven Quellmärkten nehmen Kleinskigebiete zweifellos eine essentielle Funktion bei der Förderung und Sicherung des Marktnachwuchses ein. Diese Kleinskigebiete erfüllen damit zweifellos eine wichtige Funktion im Interesse der Tourismusbranche. Skigebieten der gleichen Größenordnung ist hingegen innerhalb der skitechnisch gut ausgestatteten Alpenregionen diese touristische Funktion hingegen nicht automatisch zu zusprechen. Diese Kleinskigebiete erfüllen hier primär die Funktion kommunaler Freizeiteinrichtungen und sind daher auch in Fragen der Finanzierung gleich wie jeder kommunale Fußballplatz – und keinesfalls auf Kosten der Tourismuswirtschaft – zu behandeln.
Dies gilt allerdings nicht für jene Gebiete, die nicht nur in einer reinen „Kopier-Konzeption“ auf die gleichen Nutzen, Attribute bzw. Kaufargumente abzielen wie Großskigebiete, sondern innovativ die Vorteile der Kleinheit, Kompaktheit und Überschaubarkeit im Rahmen einer selbstbewussten und zeitgemäßen Profilierung zu einem Alleinstellungsargument für spezifische Kundensegmente etablieren. Die Diskussion sollte also dringend um die Frage wie sich Kleinskigebiete von den Großen der Branche unterscheidbar machen erweitert werden. Meiner Meinung nach haben nur jene „Davids“, die sich in Form mutiger, eigenständiger und innovativer Strategien und Angebotskonzepte entwickeln, eine Chance und (volks-)wirtschaftliche Legitimation in eine touristische Zukunft zu ziehen.
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