11. Dezember 2009 | 00:11 | Kategorie:
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Sechster offener Brief zur Tourismusstrategie

Zahlreiche Alpentäler sind auf Grund intensiver touristischer Nutzung seit Jahrzehnten übererschlossen. Ver- und Entsorgungseinrichtungen sind nicht auf die üblichen Einwohnergleichwerte sondern zusätzlich auf die maximale Bettenbelegung ausgerichtet. Dazu kommt der finanzielle Aufwand für Lawinengalerien, Hangsicherungen und Parkplätze, um den Verkehr in die Bergregionen sicher zu bewältigen. Die Zukunft des österreichischen Alpentourismus, im Winter wie im Sommer, wird künftig mehr denn je vom Funktionieren dieser Basis-Infrastrukturen abhängen.Vor allem im Umwelt- und Verkehrsbereich werden wir tief in die Tasche greifen müssen, wenn wir verhindern wollen, dass sich die Natur an entlegenen Orten den ihr mühsam über Generationen abgerungenen Raum zurückholt, während die touristischen Ballungszentren vor dem Kollaps stehen. Auf die öffentliche Hand – auf Gemeinden, Land und Bund – kommen große Belastungen zu, will sie die Infrastrukturen in den alpinen Tälern langfristig auf jenem Niveau sichern, das die Unternehmer im Tourismus (und unsere Gäste) seit langem gewöhnt sind. Öffentliche Mittel müssen gezielt eingesetzt werden, um innovative Standortstrukturen für privates Unternehmertum zu fördern. Auch und vor allem im Tourismus! Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Strukturwandel in der alpinen Freizeitwirtschaft noch nicht abgeschlossen ist, und es auch in den nächsten Jahren zu einem Wegfall von Betrieben und damit Arbeitsplätzen kommen wird. Infrastrukturförderung als strategisches Instrument der Regionalpolitik kann und soll dazu beitragen, Unternehmen verschiedener Branchen das Wirtschaften zu ermöglichen.

In diesem Zusammenhang werden wir uns unter anderem mit folgenden Fragen zu befassen haben:

  • Wie sieht es mit der Finanzlage der Gemeinden aus?
  • Welche Rolle spielen die Gemeinden künftig als Investor und Betreiber von Basisinfrastrukturen?
  • Wie viel kann und will sich die öffentliche Hand die Sicherung dieser Basisinfrastrukturen für die Tourismuswirtschaft in Zukunft kosten lassen?
  • Welche neuen Finanzierungsmodelle stehen dabei zur Verfügung?

Denn, etwas provokant formuliert…

…was nützen kluge Strategiekonzepte, wenn unklar ist, auf welcher finanziellen Grundlage die Tourismuswirtschaft in den kommenden Jahren und Jahrzehnten agieren soll?

…welchen Sinn macht es – volkswirtschaftlich betrachtet -, wenn einerseits Millionen an Fremdkapital in defizitären Betrieben gebunden sind und andererseits finanzielle Mittel für die Schaffung von wichtigen Standortstrukturen fehlen?

Die Schaffung größerer Planungs- und Organisationseinheiten in den Regionen würde die einmalige Chance bieten, branchenübergreifend neue Finanzierungsmodelle zu entwickeln, um den gemeinsamen Wirtschaftsraum entsprechend zu erhalten und zu gestalten. Die Tourismuswirtschaft wird hinkünftig mit den Gemeinden, der Finanzwirtschaft sowie mit überregionalen Partnern in den Bereichen Umwelt, Verkehr und Infrastrukturen kooperieren müssen.

13. Dezember 2009, 18:23

Die Planung und Gestaltung der touristischen Gemeinden lässt vielerorts zu wünschen übrig. Da gibt es gelungene Beispiele (Speicherteiche, die sich harmonisch in die Landschaft einfügen) und auch ziemlich Misslungenes, wenn man das Ortsbild in manchen Gemeinden anschaut, die wesentlich vom Tourismus leben (St. Johann in Tirol, Saalfelden, Zell am See, Ischgl). Wenn sich der Gast diesen Orten nähert hat er meist kaum das Gefühl am Ort seiner Träume angelangt zu sein. Die Aneinanderreihung von Möbelhäusern, Einkaufszentren, Tankstellen, Autohändler etc. lässt kein Urlaubsgefühl aufkommen, sondern eher den Wunsch die Fahrt fortzusetzen, bis man irgendwo ankommt, wo die Welt noch in Ordnung ist.

16. Dezember 2009, 15:32

Derzeit sind aber mit größeren Planungs- und Organisationseinheiten für keinen Bürgermeister Wahlen zu gewinnen. Die Rettung des Schleppliftes für „unsere Enkelkinder“ und der „8. Badeteich (aber der SCHÖNSTE)im Umkreis von 15 Autominuten“ sichern die nötigen Kreuzerl am „Renntag“. Aus meiner Sicht wären 2 Dinge hilfreich:
Eine stärkere Medienresonanz, von kleinen, lateralen Kooperationsmodellen als Inspiration & Motivation für nachhaltige, regionale Wertschöpfung.
Verpflichtende „Destinations Masterpläne inkl. mittelfristiger Projektliste“ als MUST Kriterium für den Erhalt von Fördergeldern.

Gratulation an die Autoren dieses Blogs für den Mut, den „Finger in die Wunde zu legen“ 😉

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