8. Oktober 2009 | 08:27 | Kategorie:
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Die Nöte des Eigentümervertreters

In Tirols Tourismusmetropole Ischgl geht es rund, es droht die Selbstauflösung des Gemeinderats. Stein des Anstosses ist (angeblich) die Rolle von Bürgermeister Cimarolli als Eigentümervertreter im Aufsichtsrat der Silvretta Seilbahn AG. Der fordert (so geschrieben in der heutigen Ausgabe der Tiroler Tageszeitung), dass die Bahn, die (seiner Ansicht nach) auf zuviel Geld sitze, doch ein paar Millionen Euro in Schutzbauten investiere. Auch wenn tausend andere Gründe für die politischen Turbulenzen in Ischgl verantwortlich sein mögen – einen touristisch interessanten Kern hat die Sache doch: was kann und will die öffentliche Hand künftig in die begleitenden Infrastrukturen für den Tourismus investieren? Der Seilbahnindustrie vorzuwerfen, sie würde das Geld horten, ist Unsinn. Die Zahlen belegen das Gegenteil. Doch wie wir wissen, kommen die Gemeinden zunehmend finanziell unter Druck. Auch – und gerade in den Tourismushochburgen. Hier werden wir eine offene Diskussion brauchen!

11. Oktober 2009, 13:45

Die Gemeinden sind finanziell schon lange unter Druck! Gemeindegrenzen überschreitende Zweckverbände, Regionalplanungsgemeinschaften oder regionale Tourismusorganisationen sind eine Antwort darauf. Diese Entwicklungen gibt es bereits seit Jahren und Zukunftsforscher sagen nichts Neues, wenn sie die Notwendigkeit von Kooperationen zwischen Gemeinden voraussagen (siehe http://www.tt.com/tt/tirol/story.csp?cid=14951836&sid=56&fid=21. Das gilt auch für andere öffentliche Finanziers wie den Bund oder die Länder, die gerade im alpinen Raum enorm viel in Infrastrukturen wie Zufahrtsstraßen und Sicherungsbauten gegen Naturgefahren investieren. Auch Bergbahnunternehmen investieren sehr viel, auch in Schutzbauten, die ihnen zur Sicherung von Aufstiegsanlagen und Schipisten vorgeschrieben werden. Nicht zuletzt deshalb bewegen sie sich finanziell zunehmend im Grenzbereich. Darauf weist u.a. die Aussage des Vertreters eines namhaften österreichischen Bergbahnunternehmens hin, wonach wohl ein Teil der künftigen Investitionen aus dem Seilbahnbetrieb heraus nicht mehr verdient werden kann. Es wird also auf beiden Seiten knapp! Noch mehr effiziente und wirkungsorientierte Kooperationen aller beteiligten Partner können das Problem zwar lindern, das Ruder aber nicht zur Gänze herumreißen. Vor diesem Hintergrund ist die von Ulrike Reisner geforderte Diskussion höchst an der Zeit. Diese sollte neben der Frage der Finanzierung begleitender Infrastrukturen aber auch der Frage nachgehen, ob wir uns bei der quantitativen Erschließung des alpinen Raums durch Bergbahnen und Schigebiete nicht schon am Ende der Fahnenstange bewegen.

16. Oktober 2009, 15:02

Gemeinden und Finanzen – ein bekanntes Lied, das da alljährlich angestimmt wird. Der immergleiche Refrain: Das Geld reicht nicht, wir brauchen mehr aus dem Finanzausgleich – selbst wenn die Gemeindeanteile so hoch sind wie nie zuvor: mit einem Plus von 555 Mio. Euro sind die Bürgermeister nicht schlecht ausgestiegen. Ob ein gültiger Finanzausgleich deswegen früher neu ausverhandelt wurde? Ein Schelm, der böses dabei denkt!

Aber zu sparen, wo es Sinn macht, kommt offenbar niemandem in den Sinn. Da kann es schon vorkommen, dass eine mittelgroße Gemeinde zwei Bauhöfe hat – ob aus Gründen der Eitelkeit oder wegen Kompetenzstreitigkeiten sei einmal dahin gestellt. Reicht das Geld dann noch immer nicht, werden halt wieder die Gebühren erhöht – kennt man ja. Warum über intelligente, nachhaltige Investition selbst etwas schaffen, wenn man stattdessen auch Bürger und Betriebe schröpfen kann. Steigt die Kanalgebühr eben noch ein bisschen mehr als sonst – was soll´s?

Ausweg? Gibt es! Eine Kommunalkredit-Untersuchung zeigt ganz klar, dass die Gemeinden am besten dastehen, in denen Gastlichkeit gelebt wird. Das sind übrigens auch die Gemeinden, deren Einwohner sich nicht nur Jobs freuen können, die sicher nicht abwandern, sondern auch über ein alltägliches Freizeitangebot, das andere nur im Urlaub genießen können.

Davon können die Einwohner der anderen reichen Gemeinden nur träumen – die haben aber dafür tolle Industriebetriebe, die NOCH nicht alle Fließband-Jobs in Billiglohnländer abgesiedelt haben und Abgase natürlich. Was uns das zeigt? Dass die Investition in den Tourismus der Gemeinde nicht nur viel Geld bringt, sondern den Einwohnern Arbeitsplätze, die nicht abwandern und ein Freizeitangebot, für das andere sogar zu zahlen bereit sind.

21. Oktober 2009, 9:05

Selbstauflösung des Ischgler Gemeinderats gestern spätabends: http://www.tt.com/tt/home/story.csp?cid=15410148&sid=57&fid=21

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