14. Dezember 2013 | 21:40 | Kategorie:
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Der Tourismus im Regierungsprogramm

Zwei Parteien haben sich darauf geeinigt, die Zukunft Österreichs für die nächsten fünf Jahre gemeinsam gestalten zu wollen. Ihre Absichten haben sie in einem Regierungsprogramm festgeschrieben. Da lohnt sich doch der Blick auf die Frage, was da wohl für die Wirtschaft und insbesondere den Tourismus zu erwarten ist. Neben einigen erfreulichen Absichtserklärung bezüglich bereits lange gehegter Wünsche wie Entlastung der Lohnnebenkosten und damit des Faktors Arbeit sowie Erleichterungen für Gründer finden sich auch sehr konkrete Vorhaben, wie weitere Steigerung der Nächtigungen auf 140 Mio., die u.a. durch eine bessere Dotierung der ÖW und Erleichterungen bei der Visaausstellung erreicht werden soll. Bei der Tourismusbank ist geplant durch Haftungsübernahme des Bundes weitere zinsgünstige Mittel der Europäischen Investitionsbank anzusprechen, um bei einer bevorstehenden Investitionswelle über ausreichend zinsgünstige Finanzierungsmittel zu verfügen.

Dem Kapitel Finanzierung ist überraschend breiter Raum gewidmet, wobei die Instrumenten­palette vor allem im Bereich alternativer Mittelbereitstellung verbreitert werden soll. Ergänzend soll durch den geplanten Wegfall der Gesellschaftssteuer die Finanzierung mit Eigenkapital erleichtert werden. Gerade im Bereich neuer Finanzierungszugänge braucht es aber auch entsprechende Bereitschaft vonseiten der Unternehmen der Tourismuswirtschaft, sich mit positiver Grundeinstellung mit den neuen Gegebenheiten auseinanderzusetzen.

Die Regierung scheint nach längerem Tauziehen – das wohl angesichts der Interessens­gegen­sätze unvermeidlich war – ihre Annäherungskrise überwunden zu haben. In ihrem neuen Programm hat sie zu einigen interessanten, zukunftsträchtigen Vorschlägen gefunden.

„Wir werden unser Bestes geben.“ versprechen uns die Regierungsparteien in der Präambel – und wir dürfen uns wünschen „Möge diese Übung gelingen.“

17. Dezember 2013, 13:10

Die UNWTO prognostiziert für Mitteleuropa eine jährliche durchschnittliche Steigerung der Ankünfte von 3,7 % bis 2020. Selbst wenn die Aufenthaltsdauer weiter sinkt, steigen die Nächtigungen noch um 2,6 % pro Jahr. 2018 läge Österreich dann (vorsichtig gerechnet) bei 152 Mio. Nächtigungen. Die Angebotsentwicklung in der Hotellerie und bei den Bergbahnen würde das in jedem Fall vertragen. Die Regierung setzt sich für dasselbe Jahr aber nur 140 Mio. Nächtigungen zum Ziel. Ihr reicht eine jährliche Steigerung der Nächtigungen von 1,15 %, also nicht einmal die Hälfte des europäischen Durchschnitts. Das Ziel der Regierung ist, Marktanteile zu verlieren. Das Ziel bedarf einer Nachbesserung und Korrektur, natürlich auch mit einem Wertschöpfungsindikator!

18. Dezember 2013, 11:36

Die Frage ist, ob wir in nächster Zeit auf Mengenwachstum setzen oder – bei nur mehr leicht steigenden – Nächtigungen vor allem versuchen, die Qualität und damit den Preis anzuheben. Es spricht natürlich einiges für mehr Nächtigungen, wenn diese im wesentlichen bei bestehenden Kapazitäten stattfinden und damit die Auslastung und die Kapitalrentabilität steigt. Derzeit ist der Zuwachs – siehe Wien – vor allem über neue Kapazitäten erfolgt. Diese haben zwar insgesamt zu mehr Nächtigungen aber letztendlich auch zu einer Verschlechterung der Auslastung insgesamt geführt.

Allerdings die Diskussion in welche Richtung marschiert werden soll ist noch zu führen.

19. Dezember 2013, 11:05

Ich bin überzeugt, dass das wirtschaftliche Ziel für touristische KMU nur Preissteigerung über Qualität (und nicht Mengenwachstum)sein kann. „Qualität“ gilt es (abseits von Sternekategorien, Lage und Ausstattung) neu zu definieren. Authentische Kontakte, individuelle Erlebnisse und Services, Frei- und Ruheräume, „bio-regio-fair“-Produkte, ressourcenschonende Angebote, Codes of Ethics uvm. sind heute Ansprüche der Konsumentinnen und Konsumenten und damit definierte Qualitätskriterien. Gemeinsam mit einem authentischen Profil führt diese Repositionierungsstrategie zu einem deutlich höheren Preisniveau und weniger preissensiblen Kundenschichten.

31. Dezember 2013, 6:21

140 Millionen Nächtigungen sind wohl kein Maximumziel, das (per Gesetz) nicht übertroffen werden darf. Das Ziel ist realistisch, aber es darf sicher auch mehr sein und wir dürfen hoffentlich davon ausgehen, dass die Regierung und insb. der Wirtschaftsminister nicht gegen ein höhres Wachstum vorgehen wird! Warum auch?
Franz Hartl hat vollkommen recht: Ein hohes Mengenwachstum ohne Auslastungserhöhung und den entsprechenden Preis bringt zwar mehr Nächtigungen aber leere Kassen. Oder wie es Thomas Reisenzahn mit “ Wertschöpfungsindikator“ ausdrückt. Diese Diskussion ist zu führen. Letztlich wird es aber ohnedies (auch für die Politik) darauf ankommen, dass die richtigen Maßnahmen gesetzt werden. Nächtigungen sind nicht „Alles“, wie auch hier im blog immer wieder zu lesen. Und wenn 152 Millionen Nächtigungen erreicht werden sollten, dann stifte ich der UNWTO ein Marterl am Großglockner und Dir eine Kiste guten Wein, lieber Thomas, versprochen!

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