Bühne der Eitelkeiten
Noch knapp zwei Wochen, dann gehen die 22. Olympischen Winterspiele in Sotchi über die Bühne – der Eitelkeiten, wie der Titel bereits anmerkt. Während Sport, Wirtschaft und Politik um Applaus werben, werden andere durch Abwesenheit glänzen und hoffen, sich dadurch – zumindest medial – auch eine Bühne zu schaffen.
Dass Präsident Putin diese Spiele zu seinem ganz persönlichen Projekt macht, ist genauso unbestritten wie die Tatsache, dass Russland der Welt zeigen möchte, wie modern und umsetzungsstark es ist. Korruption und Misswirtschaft gehen da Hand in Hand, ebenso wie die Missachtung von Umweltauflagen oder Eigentumsrechten. Nicht nur in Russland, auch international ist das ein offenes Geheimnis – und im übrigen haben die Russen auch nicht damit begonnen, Sport-Großveranstaltungen als Rechtfertigung für Größenwahn und Freunderlwirtschaft zu nutzen. Politisch steht das Stimmunsbarometer derzeit – aus westlicher Sicht – nicht gerade günstig für Russland. Am Beispiel von Syrien und der Ukraine hat sich deutlich gezeigt, dass der russische Bär nicht mehr traurig an der Kette tanzt, sondern sich seiner Stärken besinnt. Daher richtet sich der mediale Fokus auch auf all die negativen Begleiterscheinungen. Zuletzt musste sich die heimische Wirtschaft rechtfertigen, warum sie Aufträge rund um die Olympischen Spiele angenommen hat. Bitte mich nicht misszuverstehen – Russland und Demokratie, das ist eine Symbiose, die noch einen langen Weg vor sich hat. Doch was mich stört, sind die politischen und medialen Eitelkeiten, die die Bühne gezieht für ihre Propaganda nützen. Und gleichzeitig Putin und Russland vorwerfen, genau dies zu tun.
Eitelkeiten hin oder her – ist doch jeder von uns ein wenig davon betroffen. Und Sotchi? So leid mir die ausgesiedelten und umquartierten Menschen, die geschundenen Bauarbeiter und alle anderen benachteiligten Menschen dort tun – aber das Thema Sotchi ist bald wieder vorbei.
Ich glaube, wir sollten uns lieber der „Großwetterlage“ zuwenden. Welchen Weg sollte (West-)Europa in Zukunft beschreiten? So wie wir jetzt aufgestellt sind, könnte es sein, dass wir bald in die Bedeutungslosigkeit abgleiten. Sollte Europa für die „Post-Putin-Phase“ nicht eher versuchen, sich mit den an Bodenschätzen so reichen Russland viel enger zu verbünden? Wohin sollen wir uns denn sonst wenden? Afrika wohl eher nicht – und alles andere ist SEHR weit weg! Brüssel sollte einen besseren „EU-Außenminister“ aufstellen und nicht ständig mit der Türkei herumkokettieren, sondern sich das (immerhin christliche) Russland vornehmen. Es würde auch der russischen Bevölkerung sicherlich gut tun, näher an Europa herangeführt zu werden. Und unserer Wirtschaft – zumindest mittel- und langfristig auch!
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