Wintertourismus & Energiekrise: Einfädeln verboten
Europa taumelt nach der Corona- in die Energiekrise. Und in Österreich bahnt sich schon wieder eine Endlosdebatte mit einem Sündenbock an. Der Wintertourismus steht am Pranger unter dem Motto: Wenn Energie gespart werden muss, dann dürfe man wohl auch angesichts des Klimawandels nicht mehr die Skier anschnallen und Pisten beschneien. Solche Extrempositionen sind gefährlich und erzeugen im Argumentations-Slalom am Ende viele Verlierer. Nicht nur aus volkswirtschaftlicher Sicht muss das Motto gelten: Einfädeln verboten! Ein eindimensionaler Bannstrahl auf die österreichische Seilbahnwirtschaft, die rund 126.000 Arbeitsplätze und den gesamten Wintertourismus absichert, wäre fatal. Eine ganze Branche lahm zu legen, würde die Krisenspirale nur weiter beschleunigen und akute Probleme verschärfen.
Solidarität und maßvolles Handeln
Kein Zweifel: Die vielfachen Krisen der Gegenwart sind Anschläge auf unseren gewohnten Wohlstand und bringen Menschen in existenzielle Not. Es bringt uns aber überhaupt nicht weiter, sich jetzt einzelne Branchen und Subbranchen rauszupicken – wie es gerade mit Bergbahnen bzw. dem Tourismus passiert. Jetzt braucht es Solidarität und maßvolles Handeln. In diesem Sinne werden auch Seilbahnen, wie die gesamte Freizeitbranche den notwendigen Teil für Einsparungen leisten und problemlos auf beheizte Sessellifte oder einzelne Pisten verzichten können. Und auch wenn der Strombedarf aller Seilbahnen in Österreich nur 1,2 % des gesamten heimischen Stromverbrauchs beansprucht, werden selbstverständlich – vor dem Hintergrund, der sich anbahnenden Energiekrise –bereits entsprechende Maßnahmenpläne erarbeitet.
Mit dem Klima- und dem Generationswechsel hat in unserer Gesellschaft längst ein breiter Veränderungsprozess eingesetzt. Viele Mitgliedsbetriebe von Vitalpin und auch die vor wenigen Wochen prämierten Preisträger von Vitalpin KlimaInvestment oder dem seit drei Jahren vergebenen Tirol Change Award zeigen bereits, dass das Bewusstsein für nachhaltiges Wirtschaften breit verankert ist. Auch hier hilft es uns wiederum nichts den alpinen Wintertourismus an den Pranger zu stellen, denn die Alternativen sind schlechter: kein Alpenurlaub heißt entweder auf Urlaub gänzlich zu verzichten oder mit großer Wahrscheinlichkeit stattdessen einen Urlaub mit größerem CO2-Fußabdruck zu machen. Der Vergleich macht sicher: Fliegt eine Person von Wien nach Mallorca, so könnte diese Person auch einen Monat lang jeden Tag Ski fahren gehen. Bei einer Kreuzfahrt von Hamburg nach New York verlängert sich die Frist auf 351 Tage Ski fahren.
Wer Pauschalverurteilungen vertritt, fädelt im Diskussionsslalom unweigerlich ein. Wer sich nach der Decke streckt und Klimaneutralität und erneuerbare Energiesysteme in der Praxis umsetzt, gewinnt. Die aktuelle Situation wird dieses Rennen – gerade auch im Wintertourismus – dramatisch beschleunigen. Das ist angesichts der akuten Krisen das Gute am Schlechten.
Aus welchen Gründen auch immer: Die mit viel elektrischer Energie betriebenen Beschneiungsanlagen sind zum Sinnbild für überdimensionierten Energieeinsatz geworden. Ihr Image ist ähnlich wie jenes der SUVs im Straßenverkehr.
Um dem entgegenzuwirken und nicht nach der „Flugscham“ auch noch eine „SKischam“ entstehen zu lassen, ist es sinnvoll das verantwortungsbewußte Handeln der Seilbahnbranche hervorzukehren wie etwa: Initiativen für alternative Energieerzeugung, Verzicht auf beheizte Sitzplätze, Reduktion der Beschneiung, Verschiebung des Saisonbeginns in Richtung der echten Wintermonate, etc.
Darüber hinaus sollte sich die gesamte Seilbahnbranche zu einem angepeilten Einsparungsziel bei Energie bekennen, das über den von der Regierung ausgegebenen 11 % liegen sollte. Angesichts der hohen Energiepreise ist das letztendlich ohnedies ein Gebot der wirtschaftlichen Vernunft. Wichtig ist es jedoch, dass Gäste wieder ohne schlechtes Gewissen ihrem SKivergnügen nachgehen können.
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