Triest (aber) wie?
Wer kennt dieses Triest? Ich bin voriges Jahr beim Lesen drüber gestolpert und dachte mir sofort, da muss ich hin. Ja, richtig: Triest ist eine Stadt, und zwar in Italien. Wer hätte das gedacht? Triest liegt direkt am Meer und ist
wun-der-schön. Tolle Locations, fantastisches Essen, super Flair. Ich war dort, obwohl ich nicht mit dem Auto, sondern mit dem Zug fahren wollte. Und da sind wir schon beim eigentlichen Thema. Es gibt nämlich keine direkte Zugverbindung zwischen Wien und Triest.
Natürlich kennt jeder Triest. Wenn auch eher als Geheimtipp. Und viele wissen sicher, wie schön Triest ist oder welche historische Bedeutung die Stadt an der Adria für Österreich hat. Umso verwunderlicher ist es, dass es keine direkte Verbindung auf Schienen zwischen Wien und Triest gibt. Ich hab mich mal umgehört und herausgefunden, dass es schon seit Jahren Gespräche darüber gibt. Mal intensiver, mal nur so dahinplätschernd. Als Freund von gewinnbringenden Kooperationen verstehe ich das nicht. Für den Triestiner Tourismus sollte es doch sehr wichtig sein, dass man diese wunderschöne Stadt so einfach wie möglich erreicht.
Und von der ÖBB bekommt man folgendes Zitat:
“Die Verkehrsströme nach Italien sind über Venedig gebündelt. Von diesem Verkehrsknoten aus können Anschlüsse nach ganz Italien erreicht werden. Triest wird aufgrund seiner geografischen Randlage nicht direkt bedient. Umstiege wie etwa in Udine sind erforderlich. “
Randlage … Ist nicht alles an der Küste in Randlage?
Momentan benötigt man für die rund 500 Kilometer von Wien nach Triest mindestens achteinhalb Stunden mit dem Zug. Nach Hamburg, wo die Strecke fast 1.000 Kilometer beträgt, braucht man neun Stunden. Ja, klar haben wir Richtung Friaul die Berge dazwischen, wo man nicht so schnell fahren kann, und Deutschland ist flach wie ein Bügelbrett. Aber trotzdem.
Ich würde gerne mal übers Wochenende mit dem Zug nach Triest fahren, ich fahre gern Zug. Das entschleunigt und finde ich um einiges bequemer als mit dem Auto, dem Bus oder dem Flugzeug. Damit bin ich ganz sicher nicht der Einzige.
Ich habe auch bei probahn ÖSTERREICH nachgefragt, was der Verband davon hält. Der Tourismusbeauftragte Dr. Karl Schambureck meinte, dass die fehlende direkte Zugverbindung einerseits auf den zu hohen Achsdruck österreichischer Taurus Loks zurückzuführen sei und auch Folgendes: “Die Verlängerung des Zuglaufs von EC 151 EMONA Wien – Laibach nach Triest scheitert daran, dass die Italienischen Staatsbahnen FSI kein Interesse daran zeigen, den Zug ab dem Grenzbahnhof Villa Opicina zur Weiterführung nach Trieste Centrale zu übernehmen.” Echt jetzt? Der italienischen Bahn ist es komplett blunzn, ob Triest mehr Touristen bewirtet oder nicht?
Natürlich ist mir klar, dass ich nicht zu jedem Ort, in dem ich gerne mal einen Espresso trinken würde, eine direkte Zugverbindung haben kann. Das wäre schön, spielt’s aber leider nicht.
Aber Triest … Wir reden von Triest!
Die nicht vorhandene Zugverbindung ist für mich ein sehr schönes Beispiel dafür, was passiert, wenn ein Kooperationswille fehlt. Nämlich NICHTS.
Hier müssten Triest, Wien und die Bahnen der jeweiligen Länder zusammenarbeiten. Ich bin sicher, dass es auch bei den internationalen Gästen, die Wien besuchen, sehr gut ankäme, wenn man aus historischen Gründen nicht nur nach Salzburg, sondern auch nach Triest rollen kann.
Auch wenn es vielleicht nie (mehr) eine direkte Zugverbindung zwischen Wien und Triest geben wird, komme ich wieder in diese inspirierende Stadt. Daran können mich weder der Triestiner Tourismusverband noch irgendwelche Bahngesellschaften hindern.
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