Krise noch nicht überwunden
Angesichts der zahlreichen Jubelmeldungen zu den aktuellen Nächtigungszahlen aus den Bundesländern und der kürzlich präsentierten Zwischenbilanz zur Sommersaison möchte ich am Beispiel Wien die Situation der Branche etwas differenzierter darstellen. Denn betriebswirtschaftlich hat die Hotellerie die Krise keineswegs überwunden.
Natürlich ist es erfreulich, dass die Nächtigungen im ersten Halbjahr 2010 sogar im Vergleich zum guten Jahr 2008 von 4,6 auf 4,8 Millionen leicht gestiegen sind. Allerdings ist der Umsatz im selben Zeitraum von 235 Mio. Euro auf 201,5 Mio. Euro gesunken. Noch dazu hat auch die Zahl der Betten von 49.000 auf rund 52.000 zugenommen – insgesamt verteilen sich also mehr Arbeit und weniger Einnahmen auf noch mehr Betten. Daher haben die Hoteliers immer noch – übrigens bundesweit – Probleme, angemessene, wenn nicht gar kostendeckende Preise zu erzielen.
In einer Studie des MCI Innsbruck in Auftrag der WKO, die bei den Wirtschaftsgesprächen in Alpbach präsentiert wurde stellte sich heraus, dass sich in den vergangenen 11 Jahren die Preise in der Beherbergung nur um 18% nach oben bewegt haben. Die viel höheren Kosten und die hohe Zinsbelastung führten aber zwischen 2002 und 2009 zu einem um 13,53 % schlechteren Bilanzergebnis (EGT). Es bleibt also nachweislich weniger übrig!
Und man hat uns auch eindrucksvoll präsentiert, dass es einige Tourismusgemeinden in Österreich gibt, die das Wiener Schicksal teilen. Wien ist also doch nicht so anders.
Das Delta zwischen den Nächtigungszuwächsen und dem Preiszuwachs ist ein erschreckend kleines.
Diese Studie zeigte aber auch eindrucksvoll, was wir mit Stolz immer wieder von uns behaupten – dass jeder Arbeitsplatz im Tourismus 2 andere in der Wirtschaft bildet und dass der Tourismus ein bedeutender Wirtschaftsmotor ist.
Das ist er aber nur, so lange auch wir noch Arbeitsplätze schaffen und erhalten.
Prag und Budapest haben uns heuer eindrucksvoll gezeigt, dass niedrige Preise keine Erfolgsstory schreiben – also bitte lassen wir uns nicht von den Einkäufern der internationalen Wholesaler unsere Preise mit diesen Beispielen drücken, sondern schauen wir auf unsere wirtschaftlich notwendigen Zahlen. Denn schließlich sollten am Ende des Tages auch eine Erfolgsstory unserer eigenen Hotel schreiben.
Erst im August gab es einen Aufschrei des Berliner Tourismuschefs Burkhard Kieker angesichts einer Steigerung der Hotelbetten um 15% in seiner Stadt.
Wien hat bereits jetzt eine höhere Bettendichte als Berlin (33 Einwohner pro Bett in Wien zu 37 Einwohnern pro Bett in Berlin) und bis 2015 soll das Angebot in Wien noch einmal um rund 8.000 auf dann über 60.000 Betten steigen.
eine Entwicklung, die sich schon seit längerer Zeit abzeichnet, die aber bis vor zwei Jahren, also in Wachstumszeiten, von WKO und ÖHV durchaus positiv argumentiert wurde. Vergleichbar mit den EKZs – doch nicht ganz: wer möchte schon bei der SCS seinen Urlaub verbringen. Ein „Sterben“ wird es aber auf alle Fälle geben….
Kommentieren