17. Juli 2017 | 08:00 | Kategorie:
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Kooperationen? Nichts für Weicheier!

Was eine Kooperation ist, muss niemandem erklärt werden. Sollte man meinen, ist aber oft nicht so. Und deshalb hier mein persönlicher Erklärungsversuch.

Ich bin neu im Tourismuspresse-Blog. Mein Hauptgebiet ist die Zusammenarbeit verschiedenster Branchen mit dem Tourismus und ich freue mich schon auf unterschiedlichste Meinungen, Kritik, Zustimmung oder einfach nur auf Statements.

Kooperation ist nicht Kooperation

Tourismus ist einer der Wirtschaftsmotoren des Landes und bunt. Mir fällt keine andere Branche ein, die so vielfältig ist wie der Tourismus. Im Tourismus kann man praktisch jedes Image transportieren, von Luxus bis Askese, von provinziell über konservativ bis hin zu trashy ist alles vorhanden. Deshalb liebe ich den Tourismus: Es ist alles möglich. Womit es einfach scheint, für unsere Branche Kooperationspartner zu finden. Aber Kooperation ist nicht Kooperation.

Die Grundvoraussetzung einer guten Kooperation ist immer, dass ausnahmslos alle kooperierenden Partner einen Nutzen von der Zusammenarbeit haben. Klingt banal, ist aber oft daran gekoppelt, dass die handelnden Personen manchmal ein unterschiedliches Verständnis davon haben, was ein Vorteil für sie oder das zu vertretende Unternehmen ist – oder eben nicht. Wenn jemand zum Beispiel glaubt, dass der Vorteil der ist, andere über den Tisch zu ziehen, wird eine Zusammenarbeit schwierig. Das kann vorkommen, wenn vermeintlich starke Partner auf schwächere treffen. Das ist unfair und auch ziemlich dumm.

Oder wenn man persönlich beleidigt ist, weil eine attraktive Kooperation doch nicht zustande kommt. Dann ist eine zukünftige Zusammenarbeit mühsam. Das ist dann einfach nur sonderbar. Persönliche Verbindlichkeiten sind im Grunde immer das Schwierigste, um Kooperationen abzuschließen. Weil jeder jemanden hat, dem er oder auch sie Rechenschaft ablegen muss. Angst vor dem Scheitern und die damit verbundene “schlechte Nachred” ist immer eine sehr starke Triebfeder, etwas nicht zu machen.

Dabei würden wir alle keinen Schritt auf dieser Welt gehen, wenn wir nicht unzählige Male auf unsere Hintern gefallen wären bei dem Versuch, endlich eigene Schritte zu gehen. Aber das ist ein anderes Thema.

Kooperationen haben mit Mut zu tun

Kooperationen haben immer etwas mit Mut zu tun. Mit dem Mut des starken Partners, sich auf Augenhöhe mit Schwächeren einzulassen. Mit dem Mut, über den eigenen Schatten zu springen. Mit Mut für eine neue, vielleicht auf den ersten Blick unorthodoxe Zusammenarbeit.

Ich denke, dass man sehr viele Problemstellungen mit Kooperationen vereinfachen und eventuell sogar lösen kann – wie Personalmangel, Ideenlosigkeit, finanzielle Engpässe, … Man muss nur lange genug darüber nachdenken, ein bisschen die Komfortzone verlassen und ausprobieren. Um die Ecke denken hilft.

 

Was will ich damit sagen?

Im Grunde nur so viel, dass wir viel stärker auf Kooperationen setzen sollten und unseren Geist dahingehend öffnen. Ich werde in Zukunft Beispiele von Kooperationen anführen, die ich gut oder schlecht finde. Manche, die ich nicht verstehe, oder die ich selbst sehr spannend finde, wie die Kooperation zwischen den AutorInnen des Tourismuspresse-Blog mit der Tourismuspresse. Hier ist ganz eindeutig der Nutzen für alle offensichtlich.

18. Juli 2017, 9:35

Guter Artikel, vor allem „Mut zur Kooperation“ entspricht auch meinen Erfahrungen!

19. Juli 2017, 16:51

Kann den Artikel vielleicht dahingehend ergänzen, daß Kooperationen vor allem nur dann Sinn machen, wenn man durch stärker, besser oder effizienter wird, als man allein dazu in der Lage wäre! Oftmals werden Kooperationen gegründet, und vor allem aufrechterhalten, ohne damit nachhaltig sinnvollen Nutzen zu stiften, nur weil eine Änderung oder ein Rückzug daraus als Niederlage gesehen werden könnte!

Kooperationen sind, wie Marken, nur dann erfolgreich, wenn sie nachhaltig für Weiterentwicklung und Nutzenstiftung sorgen, und eben richtigerweise für alle Beteiligten langfristig eine Win-Win Situation ergeben. Kooperation heißt aber nicht, jedwede Eigenständigkeit an den Nagel zu hängen, sondern: Kooperation dort, wo es gemeinsam stärker macht, und Individualität, wo diese mehr Sinn macht.

Gerade im Tourismus wurde durch, sowohl sehr sinnvolle als auch durchaus unsinnige Fusion, so manche Kooperation durch neue „Marken“ oder daraus entstehende Logos „zwangsverordnet – und dadurch wurde Porzellan zerschlagen und oftmals ist auch Jahre danach mehr „Gegeneinander“ als Miteinander zu verspüren, weil eben der Sinn, der Erfolg oder der Nutzen nicht spürbar oder zumindest darstellbar wurde. Daß hier ebenso oft mit Emotio und weniger Ratio agiert wird, ist selbstredend, liegt aber in der Natur des Menschen.
Vielleicht könnte die sinnvollste Kooperationsformel in etwa so lauten: gesunde Co-Existenz von Egoismus und Altruismus = die sinnvollste Kooperationsform im Sinne aller Beteiligten…..? Auch dafür braucht es sicher eines: eine gehörige Portion Mut!

20. Juli 2017, 8:07

Vollkommen richtig, Herr Riedel. Danke für die Ergänzung.
Eine Kooperation ist wie eine Ehe. Läuft sie gut und ergänzen sich die Partner zu einem größeren Ganzen, dann haben am Lebensabend beide ein entspanntes Lächeln auf den Lippen.
Läuft sie nicht gut, gibt es wohl nichts Öderes, als an bestehenden Vereinigungen festzuhalten. Wie bei einer “abgelaufenen” Ehe, wo sich die Partner nicht trennen wollen, nur weil es unpraktisch ist, das gemeinsame Haus aufzuteilen oder man sich Sorgen macht, was die Nachbarn sagen könnten.
Alles verlorene Zeit. Und verlorene Zeit kommt nicht mehr zurück.

20. Juli 2017, 8:44

Auch ich beschäftige mich mein Arbeitsleben lang mit Kooperationen & Netzwerken im Tourismus und kann die Beiträge voll unterstreichen. Worauf ich mittlerweile großes Augenmerk lege ist die „Substanz“, ist es eine Kooperation, wo sich Gleichgesinnte zusammenschließen, um Gemeinsam mehr zu erreichen („1&1 ist mehr als 2″ hat mal ein Kunde so schön gesagt), oder ist es etwas von oben drüber gestülptes (oft bei Förderprojekten und ähnlichem der Fall um dem ganzen einen Rahmen zu geben) und spielen da ganz andere Interessen hinein, das ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt.

Ein spannender Wirkungsbereich, der bei Beachtung der wichtigen Faktoren äußerst befruchtend sein kann.“Gemeinsam haben wir hier über 20.000 Jahre Lebenserfahrung“ hieß es mal bei einer Versammlung einer von mir betreuten Kooperation. Der Satz ist bei mir hängengeblieben.

21. Juli 2017, 12:31

Der Beitrag und die Kommentare liefern eine Reihe von Hinweisen zu Kooperationen, die absolut zu unterschreiben sind.

Beim Kommentar von Gernot Riedel haben die Aussagen zu den „zwangsverordneten“ Fusionen von Tourismusverbänden aber doch eine etwas negative Schlagseite, die es aus meiner Sicht zu relativieren gilt. Ich bin davon überzeugt, dass trotz des politischen Drucks – der übrigens zu einem guten Teil auf die mangelnde Kooperationsbereitschaft der damaligen Akteure zurückzuführen war – weit mehr Positives als Negatives entstanden ist. Die (neuen) Verantwortliche haben gelernt zusammenzuarbeiten und es gibt Beispiele für ein ausgezeichnetes Zusammenwirken mit Teilräumen von Destinationen, zu denen man auf den ersten Blick sagen würde: Die passen nicht zu uns, es macht überhaupt keinen Sinn, die mit ins Boot zu nehmen. Ich bin sicher, dass heute nur wenige Touristiker die alten Strukturen zurücksehnen – doch Eigenbrötler und Ewiggestrige gibt es immer und überall.

Ähnliches gilt für die von Brigitte Hainzer angesprochenen Förderprojekte. Zweifelsohne wird dabei mancher Unfug getrieben, aber im Großen und Ganzen bringen gerade auch die EU-Förderungen, die häufig Kooperationen voraussetzen, sehr viel. So ist ein nicht unbeträchtlicher Teil der touristischen Erlebnisangebote dank solcher Fördermöglichkeiten entstanden, wobei festzuhalten ist, dass stets ein mehr oder weniger großer Anteil an Eigenfinanzierung bzw. Eigenleistung eingebracht werden muss. Festzuhalten ist ebenfalls, dass diese Projekte nicht selten das Ergebnis einer engen und fruchtbaren Zusammenarbeit von Tourismusverbänden und Regionalmanagementorganisationen sind. Und um den Bogen zu den Fusionen zu schließen: Ohne die Finanzkraft der nunmehr weit größeren Tourismusverbände würde so manches Projekt das Reich der Träume nie verlassen können.

Es wäre wohl ein spannendes Experiment, herauszuarbeiten und zahlenmäßig zu belegen, wie der Tourismus in Tirol aussehen und welche Angebote er bereitstellen würde, wenn es den Druck zur Fusion von Tourismusverbänden und die Bereitstellung von Förderungen für die touristische Angebotsentwicklung nicht gegeben hätte. Die Ergebnisse würden vermutlich selbst hartgesottenen Kritikern die Augen öffnen.

24. Juli 2017, 8:58

Lieber Peter Haimayer,
mein Kommentar sollte keinesfalls eine negative Schlagseite haben, da ich ja sowohl von positiven als auch weniger sinnvollen Kooperationen oder Fusionen gesprochen habe. Dies bezieht sich auch keineswegs „nur“ auf Tirol, sondern ist Spiegelbild für die gesamte Tourismuslandschaft Österreichs, vielleicht auch darüber hinaus. Es steht völlig ausser Frage, daß die Fusionen in Tirol, von ehemals 250 auf nunmehr 34 TVBs, grundsätzlich alle sinnvoll waren, da dadurch grössere und schlagkräftigere Einheiten entstanden sind. Wie ich jedoch in Gesprächen mit Kollegen, ebenfalls quer durch Österreich, immer wieder feststellen darf, gibt es innerhalb so mancher Regionen aber relativ ausgeprägte „Scharmützel“ zwischen längst zu einer Einheit fusionierten Verbänden oder jahrelang existenten Regionen.
Dies sollte also eher die Komplexität des Miteinanders bei ( verordneter und gelebter Kooperation ), als Teil eines grösseren Ganzen, darstellen und sicherlich keinesfalls eine negative Schlagseite über grundsätzlich absolut sinnvolle Tiroler Fusionen vermitteln. Denn auch das Beispiel mehrerer Projekte unserer Region, sowohl in den Kitzbüheler Alpen als auch der Teilregion St.Johann in Tirol zeigt, daß 1+1 doch mehr als 2 ergeben kann, und, wie von Dir auch richtig erwähnt, viele Projekte erst durch die gemeinsam höhere Finanzkraft ermöglicht werden….

4. August 2017, 10:17

Eine erfolgreiche bzw. sinnstiftende Kooperation hat für mich vor allem mit einer richtigen, inneren Haltung zu tun. Den Vergleich mit einer funktionierenden Ehe, den Sie hier ziehen Herr Benkovics, finde ich dabei absolut stimmig. Eine Haltung welche es mir erlaubt, mich jeden Tag als Unternehmerin in den Spiegel schauen zu lassen und mit mir im Reinen zu sein schwappt damit auch unweigerlich auf jedes unternehmerische Tun über. Dabei sind Kooperationen in jeder Hinsicht einfach ein Muss, im sehr positiven Sinne. Niemand ist eine Insel.

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