Generation Z: Wie Tourismusbetriebe die größte Altersgruppe der Welt für sich gewinnen können?
Waren wir auch so? Haben wir uns auch unverstanden gefühlt, zu wenig beachtet, zu wenig ernst genommen? Wollten wir nicht auch Freiheit, waren neugierig aufs Leben und konnten uns nicht vorstellen, Tag für Tag einen Job zu machen, der uns zwar das Konto füllt, aber nicht das Herz? Hat die vorhergehende Generation über uns auch so gemunkelt wie wir über unsere nachfolgende?
Aperol statt Arbeit?
Wenn wir über die sogenannte Generation Z sprechen, also die heute 11 bis 27-Jährigen, dann tun wir das mit Skepsis. Als Generation „Aperol statt Arbeit“ wurde sie in einem Zeitungsbeitrag tituliert. Viel Life, wenig Work, und auch gar keine Lust darauf. Dafür alles digital, die (reale) Welt ist nicht genug. Ist das tatsächlich so oder finden wir „Alten“ uns nun in ebenjenem Rollenbild wieder, über das wir uns vor mehr oder weniger vielen Jahrzehnten noch selbst mokiert haben? Sind wir jetzt die, die nicht verstehen, die keinen Freiraum zulassen, die den Jungen zwar gerne Arbeit zusprechen aber keine Verantwortung?
Im Rahmen unseres Vitalpin-Podcasts Bergegnungen besprach ich dieses Thema mit einer, die mit ihren 23 Jahren nicht nur in der Mitte dieser Generation lebt, sondern auch mit ihr arbeitet. Chiara Gemperle gab dabei einen Einblick darin, wie diese jungen Menschen ticken, was sie begeistert und was nicht und vor allem: Wie und womit man sie begeistern kann. Vieles davon unterscheidet sich gar nicht so sehr davon, was viele von uns ebenso erlebt haben dürften. Manch anderes hingegen schon.
Der offensichtlichste Unterschied liegt im Zugang zur digitalen Welt. Während wir uns diese erst in späteren Jahren erarbeiten mussten, wuchs diese Generation damit auf. Was uns Am-dam-des um 15 Uhr am Nachmittag war, ist ihnen Netflix und Was-immer-ich-will on demand. Während wir noch mit beschreibbarer Musikassette am Recorder standen und darauf warteten, dass der Moderator endlich unseren Lieblingssong spielte (und bitte, bitte nicht wieder reinquatschte), reicht dieser Generation der Klick auf eine App, die Millionen von Titeln abspielt. Einfach so. Sie wünschen, wir spielen. Ein ganzes Leben on demand.
Größte Altersgruppe der Welt
Es gibt noch einen Unterschied. Einen, der nicht so offensichtlich ist, aber umso wichtiger. Und der liegt nicht bei den Zlern selbst begründet, sondern vielmehr darin, wie man ihnen begegnet. Diese Generation ist mit über 2 Milliarden Menschen die größte Altersgruppe der Welt. Sie sind eine Macht, die man sich zunutze machen will. Sie sind die Käufer, die Kunden von morgen. Sie sind aber auch die Angestellten, die Arbeitskräfte. Und sie werden umgarnt und umworben. Sie sind die Zukunft, mehr noch als unsere Generation es war und zwar im Hinblick auf den Kampf um Köpfe. Sprach man bis vor wenigen Jahren noch von den „besten“ Köpfen, die es zu akquirieren galt, geht es nunmehr neben Qualität immer mehr auch um Quantität. Jetzt reden wir nicht mehr nur von einem Fachkräftemangel, wir stehen einem latenten Arbeitskräftemangel gegenüber. Wir brauchen Köpfe, die unsere Zukunft denken, Hände, die sie anpacken und Beine, die sie tragen. Wir brauchen alle.
Keine Generation vor dieser wurde so umworben, so bedrängt, um keine musste man sich aber auch so bemühen. Noch vor wenigen Jahren war es, zumindest in den meisten Branchen, der Bewerber, der seine Vorteile hervorheben musste – jetzt ist es das Unternehmen, das sich bewerben muss. Wie macht man das? Wie bekommt man die Aufmerksamkeit von Menschen, deren Horizont ein ganz anderer zu sein scheint, als wir ihn kennen? Die kaum noch Printmedien lesen, dafür aber mit ihrem Smartphone verbunden sind wie ein Ungeborenes mit der Nabelschnur?
Die Antwort ist simpel: Wenn du jemanden abholen willst, dann geh dorthin, wo er ist. Und dieser Place-to-be ist laut Chiara Gemperle ganz klar Social Media, noch konrekter: TikTok. Auf der Social-Media-Plattform sind, ähnlich wie bei Instagram, Kurzvideos das Mittel der Wahl. Schnell konsumierbare Botschaften, lässig, cool oder witzig gemacht, in einer Sprache, die nicht nur gehört, sondern auch verstanden wird. Stellenanzeigen als Videobotschaft? Sich als Arbeitgeber in wenigen Sekunden interessant machen? Geht das? Laut Chiara Gemperle ja. Idealerweise, sagt sie, werden diese Botschaften aber auch von jungen Menschen überbracht. Etwa mit dem Inhalt, wie toll der Zusammenhalt im Team ist. Einem 50-Jährigen würde man das nicht abkaufen, sagt Chiara.
Um jemanden abzuholen, reicht es also nicht, nur dorthin zu gehen, wo derjenige ist. Man muss das richtige Taxi schicken, mit der passenden Ausstattung, ist gleich Botschaft. Und diese Botschaft muss etwas enthalten, das uns doch gar nicht so fremd erscheint, waren wir doch selbst auch mal jung. Sie muss sagen: Das, was du da tust, die Arbeit, die du hier machst, hat einen Sinn. Du machst Sinn. Wir nehmen dich ernst und hören dir zu. Genau das ist es, was junge Menschen mit all ihren grandiosen oder auch verrückten Ideen hören wollen. Wenn man ihnen den Raum gibt, nicht nur passiver Teil zu sein, sondern auch aktiv teilzunehmen, dann weckt man damit vielleicht genau die Leidenschaft, die sie brauchen, um nicht nur zu kommen, sondern auch zu bleiben. Das bedeutet für uns „Alte“, dass wir ein Stückweit loslassen und vertrauen müssen. Vertrauen darin, dass Aperol und Arbeit vielleicht ja gar nicht so schlecht zueinander passen.
Lebenserfahrung, sagt Chiara, ist wichtig, aber frisches, neues Denken doch ebenso. Und wenn man beides miteinander verbindet, dann wären wir die erste Generation, die stolz sagen kann: Nicht früher, sondern heute ist alles besser. Weil wir das Beste von Beidem zusammengefügt haben.
Danke für den Beitrag liebe Theresa Haid! Damit ist die aktuelle Situation gut auf den Punkt gebracht. Wir Älteren sind ordentlich gefordert, uns diesen „neuen“ Anforderungen und auch der wesentlich erhöhten beruflichen Mobilität der jungen Kolleg:innen anzupassen. Und ja, das Umfeld könnte ruhig etwas „langweiliger“ (soll heißen „stabiler“) sein. Ist es aber nicht. Voilà.
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