Der nächste Winter kommt bestimmt
16 Ansätze für die Branchenkommunikation
Wie kann unsere Branchenkommunikation zur kommenden Wintersaison 2023/2024 weniger defensiv und reaktiv angelegt sein, kommen wir in der Medienarbeit mit unseren Argumenten und Standpunkten in Sachen Schneesport besser durch? Das ist die Gretchenfrage, denn die Multikrise wird bis in den Herbst nicht überwunden, auch Sinn und Unsinn des Skisports wohl wieder mediales Thema sein.
Wir müssen daher vorbereitet sein, Themen antizipieren und auch selbst setzen. Wir müssen innerhalb der Tourismusbranche besser abgestimmt sein, möglichst alle relevanten Medien und Märkte erreichen. Und wir müssen einen plausiblen Plan (zumindest einen Fahrplan) vorweisen können, wie bergtouristische Destinationen in absehbarer Zeit ihre Treibhausgasemissionen stark reduzieren bzw. neutralisieren können.
4 x 4 Ansätze als Diskussionsanstoß
Welche Themen sollten wir als Tourismusbranche ganz konkret vor, während und nach der kommenden Wintersaison in der Medienarbeit proaktiv kommunizieren? Manche sind ohnehin gesetzt, die müssen wir jedenfalls vorbereiten. Einerseits durch Zahlen, Daten und Fakten, andererseits durch herzeigbare, gut vermittelbare Beispiele. Außerdem liegen Positivthemen in der Luft, könnten stärker vorbereitet bzw. aufgegriffen werden. Natürlich müssen wir uns auch überlegen, wie wir kommunizieren.
Zu SOLL, MUSS, KANN und WIE folgen hier jeweils vier Ansätze als erster Diskussionsanstoß, wie in den letzten Wochen durch entsprechende Umfragen mit jeweils vier Punkten (Stimmenanteil in Klammer) auf LinkedIn bereits skizziert.
SOLL – Themen proaktiv spielen
- ÖV: An- und Abreise, Mobilität (82 %): Möglichkeiten zur An- und Abreise per öffentlichem Verkehr sowie der Mobilität vor Ort ohne eigenen PKW auch im Wintertourismus — Positivbeispiele vor den Vorhang!
- Naturschutz durch Skigebiete (18 %): Aus naturschutzfachlicher Sicht ist ein Skigebiet mit seiner hohen Nutzungsintensität auf relativ engem Raum einem mehr individualistischen Modell überlegen.
- Lehrberuf Seilbahntechniker*in: Lehrberuf des/der Seilbahntechnikers*in kann auch in Doppellehre mit Elektrotechnik erlernt werden: Beste Voraussetzungen für eine „Karriere am Berg“!
- Aktueller Pistenöffnunsgrad: Die in aller Regel bei Bergfex eingepflegten Daten zur Öffnung der Pisten und Aufstiegshilfen könnten zu einem Dashboard mit immer aktuellen Daten aggregiert und den Skier Days, Fahrten gegenübergestellt werden.
MUSS – gesetzte Themen
- Klimawandelanpassung (39 %): Möglichkeiten und Grenzen der technischen Beschneiung als primäre Klimawandelanpassungsstrategie, ganzjähriger und flexibler Betrieb, differenzierte Betrachtung/Typologie von Seilbahnbetrieben
- Nachfrage und Nachwuchs (26 %): Entwicklung der Nachfrage im langjährigen Vergleich, Auswirkungen der demografischen Entwicklung, Maßnahmen zur Nachwuchsförderung, trendige Formen des Schneesports
- Mitigation ökologischer Impact (22 %): Bemühungen zur Begrenzung der Emission von Treibhausgasen, Energie- und Wassermanagement im weiteren Sinne, aber auch Fragen der Flächennutzung
- Teuerung und Leistbarkeit (13 %): Gründe für die Teuerung, Preis-/Leistungsverhältnis, Gesamtschau (nicht nur Liftkarte), internationaler Vergleich, Produkt- und Preisinnovationen
KANN – Themen mit Potenzial
- Tourenskilauf und Pistengehen (36 %): Differenzierung innerhalb des wachsenden Segmentes, organisatorisch und wirtschaftlich tragbare Lösungen für das Pistengehen, naturschutzfachliche Aspekte
- Aussichten für Kleinskigebiete (28 %): Strategien angesichts von hohen Erwartungshaltungen der Gäste puncto Beschneiung und Service, Typologie der Kleinskigebiete (z.B. stadtnah, in der Peripherie), Bedeutung als „Feeder“?
- Schneesport und Lebensqualität (28 %): physiologische und psychologische Effekte des Schneesports, Rahmenbedingungen für positive gesundheitliche Wirkung, exzessiver Après-Ski als Mainstream?
- „New School im Schneesport“ (8 %): Entwicklung und Bedeutung von Snowboard / Freestyle, passende Infrastruktur für Sport und Gäste, Manifestation in der Jugendkultur, entsprechende ÖSV-Events
WIE – Beispiele für kreative Umsetzung
- Influencer*innen-Netzwerk (33 %*): Die wichtigsten Influencer*innen rund um Berg- und Schneesport werden identifiziert, vernetzt, laufend informiert und zu speziellen Aktionen und Veranstaltungen eingeladen.
- Tour zur Schneesport-Zukunft (33 %*): Relevante Inhalte zur Zukunft des Schneesports werden als Präsentation, Film und/oder Buch verdichtet und im Rahmen einer im Herbst startenden Tour gezeigt bzw. zur Diskussion gestellt.
- Kooperation mit Handelsketten (22 %*): In Kooperation mit den großen Handelsketten ist der Berg- und Schneesport – natürlich auf eine sympathische Art und Weise – direkt am „Point of Sale“ präsent.
- Regionale PK-„Gipfeltreffen“ (11 %*): Bei inhaltlich gut vorbereiteten, nett inszenierten und terminlich gut abgestimmten Pressekonferenzen tritt die Tourismusbranche ab dem Herbst – z.B. in den Landeshauptstädten – gemeinsam auf.
*) Zwischenstand, Umfrage läuft noch hier
Lieber Herr Redl,
Vielen Dank für ihre ausführlichen Beitrag. Wir haben seitens des Staatssekretariats vor ca. 3 Wochen genau dazu einen Wintersporttisch mit allen Stakeholdern von Handel über Seilbahnen und Beherbergung, Gastronomie, Österreich Werbung, LTOs, BÖTM, ÖHV etc. organisiert, um schon jetzt die gemeinsame Kommunikationsstrategie für den kommenden Winter zu entwickeln und zu moderieren. Mit den seit diesem Winter am Tisch liegenden Fakten des Umweltbundesamtes und den diversen Nachhaltigkeitsplänen der Stakeholder wird mit Unterstützung der ÖW und den LTOs die Kommunikation bereits jetzt in Angriff genommen. Nächste Abstimmung mit AD 10 ist bereits wieder nächste Woche. Es ist relativ viel dazu jetzt im Laufen.
Klar ist, früher ging es nur um Werbung und Marketing für die Winterdestinationen, jetzt geht es auch um die nachhaltige Berechtigung für Tourismus in seinen zahlreichen Facetten. Da sind wir nur mit dem ersten Themenbereich Winter grad mal am Anfang der Herausforderungen wie wir beide wissen. Veränderung in allem ist unsere neue Normalität, auch bei der Angebotsentwicklung, der Kommunikation und vielem mehr
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