Cannabis im Spa… zu viel des Guten?
Kriminalisiert, missbraucht, verschrien – die Cannabis Sativa L.! Dabei birgt diese Pflanze mehr seriöses Heilpotential, als ihr Missbrauch als Droge erlaubt, und sie könnte schon bald fixer Bestandteil in österreichischen Spa-Menüs sein. Marie-Luise Buchinger verfasste ihre Bachelorarbeit über die touristischen Potentiale von Cannabis und deren Einsatz in der Spa-Industrie. Für den TP-Blog fasst sie ihre Arbeit zusammen…
Cannabis im Tourismus – ein seriöser Trend oder prädestiniert zur schlechten Reputation?
Zugehörig zur Familie der Hanfgewächse, spielt diese Pflanze alle Stücke: von ernstzunehmendem Sinnesrausch durch den bekannten „Stoff“ Tetrahydrocannabinol (THC) bis hin zur rauschfreien Entspannung durch Cannabidiol (CBD). Enthalten sind diese Stoffe hauptsächlich in der Blüte und im Harz der Pflanze.
In der Wirkung auf den körperlichen Organismus unterscheiden sich diese beiden Stoffe unverkennbar. THC ist psychoaktiv und kann erhebliche Rauschzustände hervorrufen, aber auch schmerzlindernd, entzündungshemmend und appetitanregend wirken, sodass es seit Jahrhunderten auch zu medizinischen Zwecken in Anwendung ist. CBD hingegen ist in nur vernachlässigbarem Ausmaß psychoaktiv, zeichnet sich aber mit den nahezu gleichen Vorteilen wie THC aus. Dies gilt besonders für körperliche Entspannung auf muskulärer Ebene, die wiederum zu psychischen Entspannungszuständen führen kann. Darüber hinaus verfügt CBD über entzündungshemmenden Eigenschaften.
„Hot Stoned Massage“ als Umsatzbringer
In der amerikanischen Wellnessindustrie wurde der Mehrwert von Cannabis schon längst aufgegriffen. Anwendungen wie eine „Hot Stoned Massage“ oder „420 Yoga“ wurden seit der Entkriminalisierung 2014 in Colorado entwickelt und auf den Wellnessmarkt gebracht. Seither pilgern Touristen mit dem Motiv der Entspannungssuche dorthin, wo man im Format der geführten Pauschalreise durch ein „High runterkommen“ kann. Insbesondere „Canna-Spas“ sind hierbei attraktiv: Massagen nach dem Konsum von medizinischem Cannabis, Hanfstempel-Massagen und Kosmetik mit CBD- und THC-haltigen Zusätzen bilden eine neue Nische am dortigen Wellnessmarkt. Doch inwiefern kann die Cannabis Sativa tatsächlich mit ihren Inhaltsstoffen auftrumpfen?
Hauptaugenmerk bei der Einführung von solchen Behandlungen liegt einerseits darauf, das Spa-Personal auf das nötige Know-How zu den Wirkmechanismen der Cannabis Sativa L. zu schulen, andererseits spielt die Auswahl der angebotenen cannabishaltigen Pflegeprodukte und deren Qualität eine entscheidende Rolle. An der Regionalität bei der Auswahl mangelt es nicht: In Österreich sind namhafte Vertriebe wie hempcare aus St. Georgen am Steinfelde in Niederösterreich vertreten, deren Philosophie für Nachhaltigkeit und Qualität steht. Darum zählen Laborberichte über die angebotenen Produkte zum Qualitätsstandard. Der Erfolg dieser Philosophie stellt sich offensichtlich ein, denn schon bald soll in Wien das zweite Geschäft eröffnet werden.
CBD im Spa?
Kaum ein anderer natürlicher Inhaltsstoff boomt derzeit so stark wie CBD. Ob als angebotener Kuchen in der Wiener Konditorei AIDA, oder in Graz in Form von Blüten, erhältlich rund um die Uhr beim Automaten: Die Nachfrage stimmt. Doch wie profitiert der Spa-Bereich von diesem Trend?
CBD-Blüten sowie CBD-Öle und all jene Bestandteile der Pflanze, die kein psychoaktives THC enthalten, sind in Österreich legal in Vertriebsstellen erhältlich und können beispielsweise anstelle von herkömmlichen Spa-Produkten eingesetzt werden. Dies kann für Spa-Gäste von Vorteil sein, die synthetische Pflegeprodukte eher schlechter vertragen, da CBD auch Hauttalg-regulierende Wirkungen erzielt. Massagen mit CBD-Öl können durch die Aufnahme des Öls durch die Haut muskulär entspannend, Güsse aus kalten Hanfblättertee abschwellend wirken.
Bei der Einführung dieser neuer Anwendungen ist dennoch Mut von Spa-Managern gefragt. Denn obwohl sich das gesellschaftliche Bild zur Pflanze in den letzten Jahren geändert hat, müssen die Gäste korrekt und in einem adäquaten Setting über die Cannabispflanze und deren Wirkmechanismen aus medizinischer Sicht informiert werden, um mit Missverständnissen aufzuräumen und den Weg für ein neues Verständnis zu ebnen. Und das ist angesichts der jahrzehntelangen Verfemung der Hanfpflanze als „Hippie-Droge“ eine Herausforderung…
Lieber Daniel!
Toll, dass Du (und Eure Studentin) dieses spannende Thema aufgegriffen hast.
CBD gehört in den USA zu den größten Wachstumsbringern. CBD im Spa aber auch im Bereich Medical Wellness wurde im Rahmen des Global Wellness Summit (GWS) in Cesena, Italien Anfang Oktober diesen Jahres intensiv diskutiert. Auch wenn es für unsere Ohren noch etwas fremd klingt, wird CBD mit Sicherheit bald auch in Wellness- & Spa-Betrieben in Österreich Einzug finden, denn die entspannende Wirkung und weitere positive Aspekte der Pflanze werden das negative Image der Vergangenheit überholen.
Somit dürfen wir gespannt auf das „1. CBD-Spa Österreichs“ sein.
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