Die Vielfalt der alpinen wie nordischen Disziplinen ist eine Besonderheit des Skilauf. Gibt es eine zweite Sportart, die immer wieder neu interpretiert wird, in der sich immer wieder neue Formen herausbilden? War schon das Snowboarding eine absolute Bereicherung für den Schneesport, so entwickelt sich in den letzten Jahren das Freeskiing (Skifahren im „Park“) rasant: sowohl was die kulturelle Relevanz als auch das sportliche Niveau der Weltspitze angeht. (Die ebenfalls erfreuliche Evolution des Freeriding ist einen eigenen Blogbeitrag wert.)

Franz Hoppichler hat Mitte der 1990er-Jahre gemeint, dass die Popularität des Freestyle (Buckelpiste und Springen) unter der Leistungsexplosion leiden wird. Beide Bewerbe waren damals neu in das Programm der Olympischen Winterspiele aufgenommen worden. Tatsächlich war man insbesondere bei den Aerials angesichts von Dreifachsalti mit mehreren Schrauben nicht einmal als Zuseher – geschweige denn als Aktiver – anschlussfähig.

Anders dürfte es sich bei aktuellen (seit 2010 bzw. 2014 ebenfalls olympischen) Freestyle-Bewerben wie Ski Cross oder Slopestyle verhalten. Hermann Maier hat bereits vor etwa zwei Jahren in einem Interview mit dem Tages-Anzeiger gesagt: „Wenn ich mir nur mal die Freeskier, den Slope­style anschaue: Da wirbeln sie durch die Luft, das ist spektakulär, spannend. Da müssen die Alpinen jetzt einmal langsam was tun.“

Die erst 14-jährige Estin Kelly Sildaru, Goldmedaillengewinnerin bei den Winter X Games, repräsentiert eine Generation von Athletinnen und Athleten, die weltweit mit Slopestyle und Big Air für Furore sorgen. Dazu zählt auch im Snowboard-Freestyle der 17-jährige Norweger Marcus Kleveland, zuletzt höchst erfolgreich bei Air + Style in Peking und Innsbruck. Anna Gasser war heute zu Gast bei „Walek wandert“ auf Ö3, damit kommt auch ihr Sport (hoffentlich samt Lebensgefühl und Ästhetik) in der breiten Öffentlichkeit an.

Die SNOW FUN Academy, eine konzertierte Aktion von Skischulen in Niederösterreich, versucht das Freeskiing aufzugreifen, somit auch das „Geschenk“ des sich immer wieder neu erfindenden Sports anzunehmen. Wer kennt andere Beispiele? Für Hinweise bin ich dankbar!