WM in Katar: Die Mär vom klimaneutralen Turnier
Der FIFA-World-Cup-Qatar steht vor dem Anpfiff, und die Medien haben sich rechtzeitig in Stellung gebracht: Menschenrechtsverletzungen, Ausbeutung und Diskriminierung verdunkeln den Himmel über dem Austragungsland. Die WM-Stimmung will nicht richtig aufkommen.
Und da ist noch die Frage der Nachhaltigkeit. Die Klimakonferenz in Sharm-el-Sheik neigt sich dem Ende zu, und jetzt soll bei sommerlichen Temperaturen Fußball gespielt werden. Im Deutschlandfunk heißt es dazu: „Kaum ein Wort haben die Katarer in ihrer WM-Bewerbung häufiger benutzt als „Nachhaltigkeit“. Und seit der Vergabe macht auch die FIFA bei diesem Versprechen mit. Aber was ist davon zu halten, wenn für die WM sieben neue Stadien gebaut werden mussten und praktisch alle Gäste mit dem Flugzeug kommen?“
Schauen wir 12 Jahre zurück…
Vor genau 12 Jahren hat das noch etwas anders ausgesehen: Da wurde das Nachhaltigkeitskonzept der Katarer als besonders innovativ und zukunftsträchtig gepriesen, und kurz nach der Finanzkrise 2008 brachten sich nicht zuletzt auch deutsche Industrieunternehmen in Stellung, um am Bau der Stadien in Katar mit zu verdienen.
Zur Vergabe der WM an Katar habe ich am 3.12.2010 einen Blogbeitrag verfasst, der dankenswerter Weise samt Kommentaren (darunter auch sehr vorausblickend Franz Hartl) immer noch online steht:
Doch angesichts der derzeit stattfindenden Weltklimakonferenz in Cancún finde ich es bedenklich, schweißtreibende Spiele künftig in einem Wüstenstaat auszurichten. Quatar will dieser Herausforderung nämlich mit vollklimatisierten Stadien begegnen (Geld spielt keine Rolle), und – eine Konzession an das Thema Nachhaltigkeit – diese Stadien nachträglich abbauen und an Entwicklungsländer verkaufen. Ich wage zwar zu bezweifeln, dass diese Staaten für die Lösung ihrer Probleme Second Hand Stadien brauchen – aber vielleicht werden ja die Klimaanlagen verscherbelt!
Der Link, den ich damals zu einem der Jubelartikel im deutschen Handelsblatt gesetzt habe: „Klimatisiert, mobil, spektakulär: Die exotischen Stadien für die Fußball WM 2022 in Katar.“ Passt offenbar nicht mehr ins Bild…
In Zeiten, wo der durchschnittliche Haushalt seine Energiekosten nicht mehr finanzieren kann und Europa die höchste Inflation seit 70 Jahren erlebt, sinkt das Verständnis für Sport-Großveranstaltungen. Das müsste analog aber auch auf Motorsportveranstaltungen zutreffen und – ja auch dies muss hier angesprochen werden – auf Wintersportveranstaltungen in Zeiten des Klimawandels.
Ja, selbstverständlich hat Katar ein Nachhaltigkeitskonzept. Dieses ist wahrscheinlich genauso gut oder schlecht wie viele andere Nachhaltigkeitskonzepte von Großveranstaltungen. Die zentrale Frage muss sich danach richten, ob wir uns solche Veranstaltungen tatsächlich noch leisten können. Denn auch der ökonomische Wirkungseffekt muss vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse kritisch hinterfragt werden.
Leider werden Worte wie Klimaneutralität, Nachhaltigkeit, CO2 Neutral etc.längst derart inflationär verwendet, daß vieles, was unter diesem Deckmantel verkauft wird, vom mündigen Konsumenten schlichtweg enttarnt wird…somit werden aber auch notwendige Veränderungen, sowohl im Wirtschaftsdenken als auch in der Form der westlichen Lebensführung der letzten Jahrzehnte, bedauerlicherweise in Mißkredit gebracht.
Denn uns sollte allen klar sein: so wie bisher kann es nicht weiter gehen, und eine Fußball WM in einem Wüstenstaat als nur annähernd nachhaltig oder gar klimaneutral zu bezeichnen ist wohl der blanke Hohn! Dies dürfte wohl diversen Zahlungen geschuldet sein, deren Verdacht zu zumindest im Raum steht! https://www.eurosport.de/fussball/wm/2022/korruption-verletzung-der-menschenrechte-und-missachtung-der-pressefreiheit-die-brennpunkte-in-katar_sto9231203/story.shtml
Unendliches Wachstum ist in einem von vornherein begrenzten System Erde schlichtweg unmöglich! Siehe dazu auch https://de.wikipedia.org/wiki/Donut-Ökonomie
Auch wenn mancher das wohl noch immer nicht verstanden haben dürfte…..
Die WM in Katar hat nicht nur in Hinblick auf die Vergabe der Veranstaltung viel schlechte Presse abbekommen. Da sind dann wohl auch die Tourismusverantwortlichen gefordert mit den täglichen Sorgen der Menschen umzugehen. Wir tun gut daran zu zeigen, dass wir Tourismus mit Augenmaß und Verantwortung betreiben.
Wenn bei einigen Menschen die Begleichung der Stromrechnung zum Problem wird geht das Verständnis für Pistenbeschneiung und Nachtslalom den Bach hinunter. Da ist es dann wichtig, dass die Stimmen aus dem Tourismus Verständnis für diese Sorgen zeigen und gleichzeitig darauf hinweisen wie sehr wir sorgsam mit den Resourcen umgehen.
Leider sprechen die Heizschwammerl gegen den sorgsamen Resourcenumgang.
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