11. November 2017 | 01:00 | Kategorie:
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There’s No Business Like Snow Business

No snow, no show! So könnte man den heimischen Wintertourismus auf den Punkt bringen. Zwischen November 2016 und April 2017 wurden laut Statistik Austria 18,8 Mio. Gäste mit ca. 68,6 Mio. Nächtigungen registriert. Wenn dann der Fachverband der Seilbahnen in der vergangenen Wintersaison 52,1 Mio. Ersteintritte zählt, ist zur wirtschaftlichen Bedeutung des Skisports eigentlich alles gesagt — und auch zur Abhängigkeit von Schnee, genauer gesagt von gut präparierten Pisten.

Derzeit wird eine Studie des JOANNEUM RESEARCH kontroversiell diskutiert, die die Klima- und Energiebilanz der technischen Beschneiung unter Berücksichtigung des „Albedo-Effektes“ bewertet: Das höhere Rückstrahlvermögen der Schneeoberfläche zieht geringere Erwärmung nach sich. Recht unverhohlen wird der (Ski-)Tourismusbranche vorgeworfen, die Studie gleichsam als billigen Marketingschmäh beauftragt zu haben. Hinterfragt wird beispielsweise der Anteil der erneuerbaren Energieträger oder auch, ob die Produktion der Anlagen berücksichtigt worden sei. Diese Diskussionen greifen leider zu kurz, ja sind geradezu thematisch verfehlt.

  • Erstens verursachen die zunehmend energieeffiziente Beschneiung, die Pistenpräparation und der Betrieb von Aufstiegshilfen nur einen geringen Anteil (meine grobe Schätzung: 15 %) der durch einen typischen mehrtägigen Skiurlaub direkt verursachten Treibhausgasemissionen. Der bestimmende Faktor ist sicherlich die An- und Abreise zum bzw. vom Urlaubsort, allenfalls noch die vor Ort benötigte Mobilität (vermutlich häufig mehr als 50 %). Dann erst kommen Unterkunft, Verpflegung und sonstige Dienstleistungen am Urlaubsort.
  • Zweitens ist der typische Skiurlaub in Österreich, so nicht mit dem Flugzeug angereist wird, relativ zu vielen anderen Aktivitäten mit deutlich geringeren Treibhausgasemissionen verbunden. Es ist unrealistisch, dass die Menschen in ihrer Freizeit gar nicht mehr reisen. Damit ist es eine Frage der gesamtgesellschaftlichen Abwägung, welche Tourismusformen forciert werden sollen. Gerade im sensiblen Naturraum der Alpen spricht viel dafür, einerseits Menschen dessen Besonderheit hautnah zu vermitteln und andererseits teilweise durch den Tourismus finanziert Kulturlandschaften zu erhalten.

Wenn diesen Argumenten gefolgt wird, haben vermeintlich unversöhnliche Gegenspieler doch zum Teil auch die gleichen Interessen: Alle wollen vernünftige Mobilitätslösungen und zu einem tieferen Verständnis der Natur führende, einprägsame (Berg-)Erlebnisse für unsere Gäste.

© NÖ-BBG / Martin Fülöp

11. November 2017, 17:07

Es führt nicht sehr viel weiter, wenn man wirtschaftliche Aktivitäten einfach unter dem Aspekt CO2-Ausstoss verunglimpft oder befürwortet. Wir müssten zu einem System CO2-gerechter Steuern gelangen, die dann sowohl auf Stromerzeugung, Flugtreibstoff, Benzin für private PKW-Fahrten etc. gelangen, dann würde die Kostenseite ein Regulativ sein und es erhebt sich lediglich die Frage ob man sich die private PKW-Anfahrt oder den Skipass leisten will oder nicht.

Das derzeitige System bevorzugt beispielsweise Flugreisen, weil Flugbenzin gegenüber Treibstoff Individualreisende nicht vergleichbar besteuert ist. Um aber der Diskussion über Ressourcenverbrauch im Wintersport etwas entgegensetzen zu können, wäre eine möglichst CO2-neutrale Schneebereitung anzustreben. Etwa durch Nutzung energiearmer Technologie, Anlegen von naturnahmen Speicherteichen oder Errichtung von Kleinkraftwerken, die im Jahresverlauf soviel Energie auf alternative Weise erzeugen wie für die Beschneiung verbraucht wird.

Wenn diese Vorgangsweise auch noch ausreichend dokumentiert und kommuniziert wird, hat man gute Argumente zur Hand die Beschneiungsskeptiker zu beruhigen.

13. November 2017, 10:37

Meiner Meinung nach geht die Kritik an der Kritik am Kern der Sache vorbei. Nicht die Kritik am Energieverbrauch und damit der CO2-Belastung der Beschneiung stand im Mittelpunkt der Kommentare – hier teile ich die Meinung von Markus Redl vollkommen, dass vor allem die touristische Mobilität als viel größerer Verursacher (noch) mehr Aufmerksamkeit benötigt.

Die Kritik bezog sich hauptsächlich auf die Schlussfolgerung der Studie, dass Beschneiung quasi direkt dem Klimaschutz dient. Und hier wurde ein weiterer methodischer Fehler in den bisherigen Diskussionen meiner Wahrnehmung nach, noch gar nicht erläutert. Nämlich die Tatsache dass ein guter Teil der Beschneiung auf Flächen erfolgt, die bereits Schnee haben, aber zu geringe Schneehöhen zum Skifahren aufweisen. Da es sich aber um bereits weisse Flächen handelt, ist der durch die Beschneiung hinzukommende Albedo-Effekt gleich Null. Eine präzise Studie müsste also diesen Anteil der Beschneiung noch abziehen – etwas was (wiederum nach meiner Kenntnis der Kurzfassung der Arbeit) nicht geschehen ist.

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