Regeneration! Gestresste Gäste treffen auf gestresste Lebensräume
Ich darf jetzt seit 1990 in dieser großartigen Branche arbeiten. Und ich möchte keinen einzigen Tag missen. All die Jahre hat mich vor allem interessiert, welche Veränderungen sich gerade am Markt, in der Technologie oder in der Gesellschaft zeigen und welche Möglichkeiten es gibt, darauf angemessen zu reagieren.
Regeneration = Nachhaltigkeit
Seit damals ist “Nachhaltigkeit” ein ständiges Thema touristischer Diskussionen.
Jost Krippendorf, Beat Krippendorf, Prof. Kurt Luger, Martin Uitz und viele andere mehr wurden damals von der Tourismusbranche belächelt (im besten Fall) oder auf das Übelste beschimpft (im schlimmsten Fall), wenn sie die Auswirkungen der (massen)touristischen Entwicklung kritisch beurteilten.
Gestresste Gäste…
Fast Forward 1990 -> 2024:
Viele Reisende sind erschöpft.
Viele Unternehmen sind erschöpft. MitarbeiterInnen auch.
Die Mitwelt? Ächzt auch.
Diese Entwicklung ist aber kein ausschließlich touristisches Problem. Manche meinen, dies basiert auf den Glaubenssätzen, Annahmen, Denkmuster und Systemzwängen der Akteure. Optimieren, Leistung steigern, konsumieren. Bis zum Umfallen, oder wie es in Wirtschaft & Gesellschaft heißt: Burn Out.
“Wir leben nicht in einem Zeitalter des Wandels, sondern erleben einen Wandel des Zeitalters“, konstatierte Papst Franziskus einmal. Diese Betrachtungsweise macht einen Unterschied, die einen Unterschied macht. Was zeichnet es dann aus, dieses “neue” Zeitalter?
Regeneration statt Degeneration
Ein Begriff, der uns vor allem aus dem Sport bekannt ist, scheint als Entwicklungskonzept für Wirtschaft, Gesellschaft und somit auch für das Geschäft mit dem Reisen zukunftsfähig zu sein. “Regeneration” – das steht für Erneuerung, natürliche Wiederherstellung, nachwachsendes, unbegrenztem Kreislauf. Es ist mehr als ein Reparaturdienst.
Regenerative Landwirtschaft. Regenerative Finance. Regenerative Medizin. International gibt es auch zum Thema Regenerativer Tourismus einige Initiativen, dazu mehr in einer Blogpost-Serie.
Wie man das Thema „Regenerativer Tourismus“ ganz praktisch auch in hoch entwickelten Regionen umsetzt, das konnte ich letzte Woche bei einer Veranstaltung von Thomas Mur, Geschäftsführer der Messe Bozen gemeinsam mit Wolfgang Töchterle, Direktor Marketing der IDM Südtirol in Bozen erspüren.
Erfolgsbeispiele für Regeneration
BEAM – be ambitious, waren 24 Stunden unglaubliche Inspiration über neue Arten der Hospitality. Kurze Impulsvorträge und danach gemeinsames hineinspüren in die Gefühle, Werte und Motive der Protagonisten.
Helena & Alois Clemens Lageder | Weingut Lageder
Das Geschwisterpaar Alois Clemens Lageder und Helena Lageder führen den Betrieb so wie sie denken. Ganzheitlich und mit einer biologisch-dynamischen Arbeitsweise, die der Erneuerung der Landwirtschaft dienlich ist. Mit dem OCHSENPROJEKT und dem Projekt GRANDORTO versuchen sie, dem Ideal des geschlossenen Kreislaufs näherzukommen und mehr Diversität im Weinberg schaffen. Ihr Appell: “Diversity is key”
Claus Sendlinger | Slowness
Bekannt wurde Claus Sendlinger mit den Designhotels. Mit seiner Präsentation von privat geführten Hotels hat er damals schon eine Art Plattform Ökonomie im Tourismus vorweggenommen. Slowness steht für “Cultivating arts, crops and inner gardens” und prolongiert eine neue Art der Hospitality für eine Zeit nach dem Massenkonsum.
Sein Appell an die Branche: “Take care of people instead of selling rooms.”
Erich Eichstätter | Basque Culinary Center
Mit Erich durfte ich das AI Lab gestalten. Im Basque Culinary Center wird getestet, wie AI im Alltag zur Dienstplanerstellung, als Micro-Learning Programm für die Entwicklung von Mitarbeiter/innen sowie für die Erfindung neuer Rezepte eingesetzt werden kann. Sein Appell: “Experiment with AI to boost your work”
Das waren nur 3 Beispiele von Inputs. Selten gelingt es einem Veranstalter eines Business Events, diesen unglaublichen Spirit an Kreativität, Herzlichkeit, Innovation, Augenhöhe, Lust und positiver Energie bei rund 200 Teilnehmer/innen zu entfachen. Meiner Ansicht nach, war es die hohe Dichte an kreativen Akteuren in der Hospitality und dem besonderen Eventdesign, basierend auf den Theorien Otto Scharmer, Friedrich Glasl oder Frederic Laloux.
Herzliche Gratulation dem Kurator Martin Luible, den Facilitatoren von blufink vor allem aber allen rund 200 Menschen, die vor Ort Teilgeber waren.
Ich weiß jetzt, wie es weitergeht: Regeneration is key!
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