Pitztal: Trendwende oder Kollateralschaden?
Das Ergebnis der Volksbefragung in St. Leonhart im Pitztal wurde in der ZiB 1 gestern als „Erfolg der Demokratie“ verkauft: Immerhin hätten 5 Stimmen den Ausschlag gegeben, dass das Projekt eines Zusammenschlusses zwischen dem Pitztaler und dem Ötztaler Skigebiet nunmehr offensichtlich nicht realisiert werden soll.
In der Gemeinde selbst sieht man das etwas anders, zumindest wenn man dem Bürgermeister Glauben schenken darf, der auf Beschlüsse des Gemeinderats verweist. Während die Pitztaler Gletscherbahnen ihre Entscheidung nach eigenen Angaben vom Votum der Bevölkerung abhängig machen wollen, bedauert man in Sölden das offensichtliche Aus eines seit langem verfolgten Projektes.
Ist das Projekt aus der Zeit gefallen?
Die Hintergründe für diese Entwicklung sind sicherlich vielschichtiger, auch wenn die Story, dass direkte Demokratie doch noch funktioniert, gern erzählt wird.
Denn dass die Gletscher ein Problem mit dem „ewigen Eis“ haben, und daher nicht nur das Schifahren sondern auch jede Art der Bautätigkeit zunehmend riskanter wird, ist klar. Ebenso klar ist aber auch, dass für touristische Leitbetriebe große Investitionsprojekte wirtschaftlich zunehmend schwerer kalkulierbar werden. Denn nach den massiven Problemen im Spätwinter 2020 sowie in der Wintersaison 2020/21 sind die Betriebe nunmehr mit stark steigenden Energiepreisen, hohen Inflationsraten und nach wie vor großen Unsicherheiten im internationalen Reiseverkehr konfrontiert.
Richtig ist, dass die einheimische Bevölkerung sensibler wird, was Massentourismus und große touristische Projekte betrifft. Richtig ist aber auch, was Peter Haimayer vor fast vier Jahren hier in diesem Blog zum Thema Overtourism geschrieben hat:
Der Tourismus ist in vielen Bergtälern das zentrale wirtschaftliche Standbein mit einem hohen Multiplikatoreffekt. Wir müssen ihm Raum zur Entfaltung geben, denn ohne ihn würden vor allem die inneren Seitentäler völlig anders aussehen als jetzt, nämlich weitgehend frei von wirtschaftenden Menschen.
Die wirtschaftliche Entwicklung wird nunmehr auf Jahre ernste konjunkturelle Dämpfer erhalten. Alternativen für die betroffenen peripheren Regionen müssen demnach – gerade im Sinne einer nachhaltigen Betrachtung – dringend diskutiert werden.
Bei aufmerksamen Studium des Textes ist die Frage wohl klar zu beantworten: Kollateralschaden!
Und zwar als Folge mehrerer(!) Ursachen. Auf deren Gründe hier einzugehen würde jedoch Raum und Zweck des Blogs sprengen. Und wirkliche Experten (Frauen wie Männer) kennen diese ohnedies.
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