Nachhaltigkeit: Marketing- oder Überlebensfrage?
Die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit im Tourismus kennen wir schon lange: aus Konzepten, aus Workshops, aus Präsentationen und Diskussionen. Wenn, wie im Tourismus, im großen Stil Ressourcen (ver)braucht werden, kann es aber nicht bei Bekenntnissen bleiben. Es ist immer mehr Verantwortlichen klar, dass den Worten Taten folgen müssen.
Themenschwerpunkt Nachhaltigkeit
Im tp-blog setzen wir uns seit Jahren kritisch und konstruktiv mit relevanten Fragen auseinander. Neben unserem Schwerpunkt DMO 2030 laden wir unsere Autoren und Leser ein, das Thema Nachhaltigkeit mit uns zu diskutieren. Dazu werden wir – ganz im Sinne unseren konstruktiven Ansatzes – gute Beispiele und Initiativen vorstellen. Im Sinne des kritischen Auges dürfen aber auch Beiträge nicht fehlen, die Missstände, Versäumnisse und Ignoranz in Bezug auf dieses so wichtige Thema in den Mittelpunkt stellen.
Nachhaltigkeit im Fokus der UNWTO
Die UNWTO hat das Jahr 2017 der nachhaltigen Tourismusentwicklung gewidmet und dafür fünf Schlüsselbereiche definiert:
- Inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum
- Soziale Inklusion, Beschäftigung und Reduktion von Armut
- Ressourceneffizienz, Umweltschutz und Klimawandel
- Werte, Diversität und Erbe kultureller Natur
- Wechselseitiges Verständnis, Friede und Sicherheit
Ein ambitionierter Aktionsplan enthält 17 Globale Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals oder SDGs), die in den nächsten 15 Jahren durch soziale, ökonomische und ökologische Maßnahmen erreicht werden sollen.
Auch in Österreich werden in diesem Zusammenhang Good Practice Beispiele vor den Vorhang geholt, nachzulesen in einzelnen Kapiteln oder in der Gesamtbroschüre, die das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft anlässlich des Starts des UN-Jahres 2017 des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung veröffentlicht hat.
…und der CIPRA
Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA hat ein neues Handlungsfeld «Tourismus» des Projekts alpMonitor veröffentlicht und widmet sich Fragen einer umwelt- und sozialverträglichen Wende im Tourismus, damit weiterhin ein gutes Leben in den Alpen möglich ist. Anhand der interaktiven Präsentation «Wintertourismus – eine Destination gestaltet den Wandel» zeigt die CIPRA, welche Herausforderungen sich Tourismusdestinationen in den Alpen auf dem Weg zu einem ökologisch und sozial nachhaltigen (Winter-) Tourismus stellen. Eine fiktive Tourismusdestination prüft exemplarisch verschiedene Ideen und Möglichkeiten, wie sie die Zukunft gestalten kann und welche Auswirkungen ihre Entscheidungen auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft haben.
An dieser Stelle erlaube ich mir nochmals auf den Beitrag von Frau Prof. Dr. Dagmar Lund-Durlacher zu „Nachhaltig genießen im Urlaub“ hier im TP-Blog hinzuweisen: https://www.tp-blog.at/unternehmen/nachhaltig-geniessen-im-urlaub.
Über Nachhaltigkeit ist schon so viel geschrieben worden, dass es mir schwer fällt, etwas hinzuzufügen. Ich versuch’s mit ein paar Gedanken:
– Das Wort nachhaltig wird nicht nur im Tourismus zu oft leichtfertig ausgesprochen – leider meist im Sinne von langfristig.
– Dass Nachhaltigkeit eine starke ökonomische Bedeutung einschließt, wird oft zu wenig beachtet. Das unterscheidet Nachhaltigkeit ja von der damaligen Diskussion rund um den Sanften Tourismus.
– Es ist notwendig, immer den Nutzen von Nachhaltigkeit darzustellen. Und zwar für alle Interessensgruppen (Einheimische, Gäste, Mitarbeiter, Unternehmen und letztlich die Region/Destination). Am besten pro Gruppe auf einer MindMap aulisten. Idealer Weise entlang der Servicekette.
– Die Erfolgsfaktoren erkennen: Ehrliche Kommunikation, Verbindlichkeit, Zusammenarbeit aller Stakeholder, Produktentwicklung mit Nachhaltigkeitsbezug, ausreichende Ressourcen.
Dazu 3 Zitate:
– „Sie sägten die Äste ab, auf denen sie saßen und schrien sich zu ihre Erfahrungen, wie man schneller sägen könnte, und fuhren mit Krachen in die Tiefe, und die ihnen zusahen, schüttelten die Köpfe beim Sägen und sägten weiter“ (Bertolt Brecht)
-„Eine bewusste Nachhaltigkeitsorientierung führt in der Startphase zunächst u.U. zu erhöhten Kosten, kann sich aber schon mittelfristig rechnen und ist die einzige vernünftige Langfriststrategie.“ (Franz Rauter, Abt. Raumordnung Tiroler Landesregierung)
– „Nachhaltiges arbeiten bedeutet intelligent und profitabel arbeiten. Es muss ehrlich und authentisch sein, um vom Gast akzeptiert zu werden.“ (Klaus Kessler, Naturhotel Chesa Valisa; Kleinwalsertal)
Kommentieren