17. August 2022 | 09:26 | Kategorie:
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Klimaschutz im Tourismus: So können Betriebe jetzt aktiv werden

Der blaue Planet wird rot. Und die Grenze von 1,5 Grad scheint nicht mehr weit. Seit Beginn der Industrialisierung gegen Mitte des 19. Jahrhunderts begann der menschengemachte Temperaturanstieg und schritt insbesondere in den letzten Jahrzehnten enorm voran. 1,5 Grad, wie sie im Pariser Abkommen festgelegt wurden, klingt nach gar nichts, ist aber tatsächlich alles. Die Erde wird dann nicht schlagartig aufhören zu existieren, aber unser Leben wird sich drastisch verändern, und zwar nicht zum Besseren. Was also können wir tun? Was kann ein Tourismusbetrieb konkret bewirken? Macht ein Einzelner überhaupt einen Unterschied? Danach habe ich Jakob Sterlich, Geschäftsführer von ClimatePartner Österreich, im aktuellen Vitalpin-Podcast Bergegnungen gefragt.

Hohe Ziele

Ja, sagt Sterlich, alles macht einen Unterschied. ClimatePartner unterstützt Unternehmen bei der Ausarbeitung und Umsetzung ihrer Klimaschutzstrategie und orientiert sich dabei unter anderem an den Science Based Targets (SBT), mit Hilfe derer Emissionsreduktionsziele für Betriebe festgelegt werden können. Die SBT konzentrieren sich dabei auf die Menge an Emissionen, die reduziert werden muss – nicht kann –, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. „Das sind sehr ambitionierte Ziele, aber es ist der einzig richtige Ansatz“, macht Sterling klar. Es geht um Verantwortung, und die beginnt immer vor der eigenen Haustür.

Hebelwirkung

Apropos Haustür: Bereits 2019 hatten Vitalpin und ClimatePartner Österreich den KlimaInvestment Förderpreis ins Leben gerufen – die Resonanz ist gewaltig. Zahlreiche Tourismusbetriebe nahmen seither teil, und alle der bislang eingereichten Projekte zeigen uns eindrücklich: Jeder Betrieb macht einen Unterschied. Dabei geht es um echte, um gelebte Verantwortung, die insbesondere dem Tourismus – im Alpenraum eine der wirtschaftsstärksten Branchen – zufällt. „Gerade deshalb hat der Tourismus auch einen sehr großen Hebel, wenn es um Klimaschutzmaßnahmen geht“, betont Sterlich und führt auch aus, wie diese konkret in Angriff genommen werden können.

Kompensieren statt ignorieren

Klimaneutralität erreicht man durch ein Zusammenspiel von drei Aktivitäten: das Messen der Emissionen, ihre kontinuierliche Reduktion und – im dritten Schritt – den Ausgleich, die Kompensation. Gerade letztere hat durch den öffentlichen Diskurs einen negativen Beigeschmack erhalten – die Ischgler Seilbahnen können ein Lied davon singen. Bereits 2019 startete man dort einen umfangreichen Umbruch und konnte binnen eines Jahres den hausgemachten CO2-Fußabdruck um mehr als die Hälfte reduzieren. Gewürdigt wurde das kaum, denn das öffentliche Augenmerk richtete viel mehr auf die zum damaligen Zeitpunkt noch nicht reduzierbaren Emissionen.

„Kompensation“, sagt Sterlich, „ist tatsächlich eine unerlässliche Maßnahme, damit wir unsere Klimaschutzziele überhaupt noch erreichen können. Wir haben zu lange gewartet, um jetzt auf einen Mechanismus, der einen globalen Klimawandel unterstützt, zu verzichten.“

Nur mal schnell die Welt retten

Für mich ist das ein gutes Beispiel dafür, dass man sich als Unternehmen, das Verantwortung übernimmt, auf seinem Weg nicht entmutigen lassen darf. Man hebt die Welt nicht von heute auf morgen aus den Angeln – ganz abgesehen davon, dass wir ja genau das verhindern wollen –, und so sehr wir uns auch anstrengen: Es wird immer Kritiker geben, die das Glas halbvoll sehen. Davon sollte sich niemand beirren lassen. Wir im Tourismus verfügen über einen enormen Hebel und diese Kraft können und müssen wir nutzen. Im Idealfall nicht als Einzelkämpfer, wie auch Sterling betont. Denn gerade bei Themen, die uns als Regionen betreffen, beispielweise in Sachen Mobilitätslösungen für Gäste sind gemeinschaftliche Wege der einzig gangbare Weg. Nur mal schnell die Welt retten schafft keiner allein.

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