28. Juni 2024 | 11:11 | Kategorie:
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Digitaler Euro: Programmiertes Geld?

Ist der digitale Euro programmierbares Geld? Mit der technologischen Komponente einer digitalen Zentralbankwährung sind Möglichkeiten verbunden, die wir bei physischem Bargeld bisher definitiv nicht kannten. Eine solche Möglichkeit besteht in der Programmierung, die die Befürworter in Bezug auf den digitalen Euro allerdings vehement bestreiten. Doch es geht nicht darum, ob die EZB den Euro programmiert. Es geht darum, dass diese digitale Währung ideale technologische Voraussetzungen für Programmierung schafft: sei es im Internet of Things oder in Form von Smart Contracting.

Programmieren im Smart Contracting

Die EZB definiert programmierbares Geld als „eine digitale Form von Geld, die wie ein Gutschein für einen im Voraus festgelegten Zweck verwendet wird. Sie ist mit Einschränkungen versehen, wo, wann oder bei wem sie verwendet werden kann.“ Es wird betont, dass das Eurosystem die Verwendung des digitalen Euro nicht einschränken werde.

Beim digitalen Euro handelt es sich um Zentralbankgeld mit den Eigenschaften von Bargeld. Es geht daher vorrangig nicht um die Frage, ob die EZB bereits programmiertes Geld ausgibt. Das kann und wird sie in absehbarer Zeit nicht tun. Es geht um die Frage, dass die Steuerung von Konsumverhalten – sei es zeitlich oder mengenmäßig – durch einen digitalen Euro erleichtert wird.

Es ist unbestritten, dass der digitale Euro durch den Einsatz von Smart Contracting das Programmieren von Geldflüssen ermöglicht. Damit wird die Integration von Lieferprozessen und Zahlungsvorgängen in Echtzeit Realität.

Machine-to-Machine-Payment

Wir wissen, dass Maschinen mit anderen Maschinen kommunizieren können. Es ist technologisch auch möglich, dass sich Maschinen gegenseitig für ihre Dienste und Services bezahlen. In diesem Fall spricht man von Machine-to-Machine-Payment. Die Zahlung wird von der Maschine ausgelöst, ohne dass es einer Mitwirkung durch einen Menschen bedarf.

In einem Pilotprojekt hat die Lastwagensparte eines deutschen Automobilkonzerns einen voll automatisierten Bezahlvorgang getestet. Lieferung und Zahlung wurden bei einer Tankladesäule für Elektrizität und einem Lastkraftwagen-System auf Basis der „Cash on Ledger“ Technologie vollautomatisch abgewickelt.

Es ist zu erwarten, dass mit dem Internet of Things die Integration des Zahlungsvorganges in die vollumfängliche maschinelle Abwicklung von Geschäftsvorfällen Realität wird. Wir werden Autos fahren, die den Bezahlvorgang ebenso eigenständig abwickeln wie unsere Kühlschränke, die für uns die Nachbestellungen vornehmen. Warum sollte der Staat auf diese Möglichkeiten verzichten? Jede Steuer, jede Abgabe, die bei einem Geschäftsvorgang anfällt, könnte in Echtzeit auf den digitalen Konten des Fiskus landen!

Seien wir also achtsam: nein, die EZB wird kein programmiertes Zentralbankgeld ausgeben. Aber ja, es gibt mehr als einen Grund zur Befürchtung, dass unser Konsumverhalten durch die Ausweitung der technologischen Basis weit mehr als bisher von politischen und wirtschaftlichen Interessen gesteuert werden wird. Selbstverständlich werden unsere Transaktionen mit dem digitalen Euro „identifizierbar“ sein. Mit dieser Gefahr werden wir uns im vierten und letzten Teil der Miniserie auseinandersetzen.

Hier geht es zu Teil 1 (Bargeld) und Teil 2 (Fluchtwährung) der Mini-Serie zum Digitalen Euro.

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