Wird die DMO 2030 noch gebraucht?
„Die Dienstleistungen des Touristeninformationsbüros umfassen die Vermittlung von Unterkünften, Tipps und Ratschläge zur Gegend und Bereitstellung von häufig kostenlosem Informationsmaterial, wie Karten und Broschüren zu Sehenswürdigkeiten, Museen und anderen lokalen Besonderheiten. Zudem sind in Touristeninformationen häufig Souvenirs oder Eintrittskarten erhältlich.“
Daß diese fast schon historisch anmutende Definition angesichts der stetigen Weiterentwicklung von Booking & Co, aber auch von Google Trips sowie sämtlichen anderen online verfügbaren und obendrein usergenerierten Serviceleistungen nur mehr zu einem Bruchteil der Gegenwart entspricht, darüber wird man sich wohl relativ rasch einig sein.
Der Beitrag von Gernot Riedel eröffnet unser Schwerpunktthema „DMO 2030“, das wir in den kommenden Wochen gemeinsam aus verschiedenen Perspektiven mit unseren Autoren und Lesern beleuchten wollen. Machen Sie mit, posten Sie Ihre Kommentare zu diesem für den Tourismus so wichtigen Thema!
Um 2030 erfolgreich zu sein, müssen in den Destinationen vor allem 4 große und zentrale Probleme bzw. Herausforderungen gemeistert werden – die DMO 2030 muss Lösungen entwickeln, die folgende Punkte in den Griff bekommt:
1.Betriebliche Probleme:
Oft fehlt die betriebliche Nachfolge in den Hotels oder ist zu schwach, Investitions-Stau und Konkurse sind zu meistern, Nahversorger (Konditorei, Post, Geschäfte etc.) sperren zu, Immobilienprojekte nehmen zu und „passieren“ ohne Masterplan, kein Investorenmarketing…
2.Falsche Erwartungen an die DMO:
Die DMO wird von vielen Betrieben nach wie vor als „Verkaufsmaschine“ und Bettenfüller gesehen und soll möglichst alle Themen spielen. Durchgriffsrechte werden der DMO allerdings keine zugestanden.
3.Generell Mittelmäßigkeit:
Im Branding, im Marketing, in der Dienstleistung, in der Infrastruktur…vieles ist zu mittelmäßig. Das Einzigartige ist nicht vorhanden oder nicht erlebbar und spürbar.
4.Stimmung & Perspektiven:
Schwindender Glaube an den eigenen Ort, die eigene Region. Die Tourismusgesinnung lässt nach. Die bisherige Motivation über Kapazitätswachstum ist noch nicht einer Motivation über das gemeinsame Wirken in Netzwerken gewichen.
Da die DMO der Zukunft nicht alles für alle machen kann, muss sich jede Destination zwei Fragen stellen:
1. Was lassen wir in Zukunft weg (…weil es nicht mehr gebraucht wird oder weil es jemand anderer besser übernehmen kann…)?
2. Was bauen wir aus/innovieren wir?
Ein paar Ansatzpunkte und Thesen von Kohl & Partner zur zukünftigen Rolle der DMO (hier: in der Rolle als regionale Tourismusorganisation) – entstanden aus den Erfahrungen und vielen kritischen Diskussionen inner- und außerhalb der Branche:
• Die DMO entwickelt sich von einer Marketingorganisation zum Destinationsentwickler und organisiert sich als Netzwerk der Netzwerke
• Die DMO wird zum Kompetenz-Zentrum für ausgewählte Themen und zum Innovations-Motor (Spitzenleistungen entwickeln!)
• Die DMO wird zum Support-Center für Mitgliedsbetriebe – sie unterstützt insbesondere Kleinbetriebe (Support nach innen)
• Die DMO wird zum „Freizeit-Hub“ mit „personal support“ (Support nach außen)
• Die DMO initiiert eigene privatgesellschaftliche Gesellschaften als Investoren und Betreiber von Infrastruktur und Betrieben.
Erfolgreiche Destinationen werden sich von der Dominanz im Marketing entfernen und stärker zu einer Netzwerkorganisation mit Entwicklungsaufgaben. DMOs wird es auch 2030 geben (die Mindestgröße wird zwar wachsen, um den zunehmenden Anforderungen gewachsen zu sein) aber die Rolle wird sein: Destinations-, Standort-, Lebensraumentwickler.
2030: Österreich hat im Marketing 4 Destinationen die Tiroler -, Salzburger – und Wiener Alpen (um die Marken zu verwenden, die international überhaupt wahrgenommen werden), außerdem die Donau Österreich und die Österreichischen Städte. Vielleicht reicht auch „Austria“, da müssten wir die Koreaner fragen. Im Nahbereich (Europa) wird noch mit kleineren Destinationen geworben.
Um die von Gernot Memmer genannten Innovationsaufgaben erfüllen zu können gibt es Innovations- und Entwicklungsorganisationen, die wiederum so groß/klein sind, dass der Kontakt mit den Betrieben und Leistungsträgern gewährleistet wird und die sich nicht um Bezirks- und Landesgrenzen kümmern. Z. B. das Wechselgebiet könnte so wieder vereint werden und müsste sich nicht zwischen NÖ und Stm aufteilen.
Ums Marketing kümmert sich die ÖW, dann sind auch die Verantwortlichkeiten klar.
Ach, jetzt bin ich aus den Träumereien meines mittäglichen Powernapping erwacht….
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