6. Februar 2018 | 10:33 | Kategorie:
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Winter im Wandel

Der Winter ist zurück

Der heurige Winter lässt uns wieder einmal aufatmen. Große Schneemengen in den Alpen sorgen für gesperrte Straßen und tägliche Lawinenwarnungen. Berichte von Staus auf den Autobahnen ergänzen das Bild einer intakten Winterwelt. Ein Zehn-Jahres-Rückblick von V. Fleischhacker (Die Wintersportdestinationen Österreichs 2016/17) zeichnet ein etwas differenzierteres Bild.

Hinter den Kulissen ist ein bemerkenswerter Umbau festzustellen, der zwei Überschriften trägt: Starkes Wachstum des nicht schneegebundenen Winters und fortschreitende Konzentration des Skitourismus auf die Winterhochburgen.

Rekordwachstum im Städte- und Wellnesstourismus

Immer mehr Winternächtigungen werden in Gemeinden erzielt, die keine Skilifte aufweisen. Im 10-Jahres-Rückblick haben diese einen Zuwachs von 32 % erzielt und erreichen mittlerweile knapp 24 Mio. Nächtigungen. Hier hat der steigende Städtetourismus natürlich einen wesentlichen Anteil. Das Nächtigungswachstum in den Skigemeinden (solchen die mindestens über einen Lift verfügen) beträgt hingegen bescheidene 8 %. Allerdings werden stolze 45 Mio. Nächtigungen in diesen Gemeinden erzielt und zeugen davon, dass Skifahren im Winter nach wie vor eine dominante Bedeutung hat und seinen dritten Platz in der weltweiten Statistik an Skierdays halten kann.

Konzentration im Wintertourismus nimmt zu

Weniger überraschend ist die Veränderung in den Wintersportgemeinden. Im 10-Jahres-Verlauf haben die Gemeinden, die bis zu fünf Lifte anbieten konnten (also mehr oder weniger nur lokale Bedeutung haben) um 4 % abgenommen, während diejenigen, die über sechs oder mehr Lifte verfügen um fast 10 % zugenommen haben. Die Gruppe der internationalen Skiorte mit mehr als 30 Liftanlagen konnte die Nächtigungen im Lauf der letzten zehn Jahre um 16 % steigern. Die Gemeinden mit Skifahrern, die überwiegend  nur das lokale Einzugsgebiet bedienen, haben hingegen fast 20 % an Nächtigungen verloren. Der Skisport der Wintergäste konzentriert sich immer mehr auf die höhergelegenen, gut ausgestatteten Hotspots des alpinen Skilaufs, die immer mehr Nächtigungen an sich ziehen können, während die weniger schneesicheren Skigebiete verlieren oder überhaupt zusperren.

Herkunftsnationen im Winter verbreitert

Bei den Herkunftsnationen der Skifahrer stagnieren in den letzten zehn Jahr die Gäste aus dem Inland und aus Deutschland. Dieses Faktum wird auch durch die deutsche Reiseanalyse untermauert. Demnach ist die Bereitschaft für „Winterurlaub im Schnee“ langfristig rückläufig während die Bereitschaft für „Winterurlaub in der Sonne“ im letzten Dezennium deutlich zugenommen hat. Tatsächlich kommt das Wachstum der Skifahrer aus dem übrigen Ausland. Es ist somit erfreulicherweise gelungen, den Kreis der Herkunftsnationen und damit die Internationalität auszuweiten. Es ist auch nicht überraschend, dass gerade diese Gäste die attraktiven Destinationen frequentieren, die schneesicher sind und über ein breites Angebot an Winterinfrastruktur und Hotels guter Qualität verfügen.

6. Februar 2018, 12:00

Bezüglich der zunehmenden Konzentration im Wintersporttourismus ist ergänzend anzumerken, dass in den letzten drei Wintersaisonen eine Trendwende zu beobachten ist. So konnten die kleinen Wintersport-Destinationen (3 bis 5 Seilbahn-/Schleppliftanlagen) eine deutlich überdurchschnittliche Nachfragesteigerung erzielen und dadurch Marktanteile gewinnen. Im Durchschnitt der Saisonen 2014/15 bis 2016/17 konnten hier die Winternächtigungen um +2,3 Prozent/Saison gesteigert werden ( insgesamt: +1,3 Prozent).

7. Februar 2018, 8:35

Die These von Dr.Hartl, daß kleine Skigebiete und damit verbundene Urlaubsorte Nächtigungen und Anteile verloren haben, ist grundsätzlich sicher richtig.
Ein Rezept dagegen sind allerdings Spezialisierungen, z.B.im Familienbereich oder auf alternative Urlaubergruppen wie Winterwanderer, Skitourengeher oder Winter-Genussurlauber. Natürlich bedarf es dazu auch gewisser Investitionen, vor allem auch auf betrieblicher Ebene und entsprechender Infrastrukturen.
Der Skimarkt, vor allem in Österreich, ist getrieben von immens hohen Investitionen in Liftanlagen sowie Schneesicherheit, sprich stark technikggetrieben. Eine grosse Chance bietet sich aber, vor allem auch für kleinere Gebiete im Bereich der „Human Software“, sprich Service, Gastfreundschaft und hoher Qualität in der Dienstleistung sowie eben damit verbundener Spezialisierung.
Während grosse Gebiete teilweise zu „industriell anmutenden Abfertigungen der Ware Skifahrer“ werden, können hier kleine Gebiete durchaus mit Individualität und oftmals auch mit zumindest gefühlt stressfreierem Skivergnügen punkten, da in manchen grossen Gebieten die Abfahrt auf der Piste eher einem Slalom durch einen Menschenwald ähnelt….

Natürlich setzt hier sowohl Höhenlage als auch die Machbarkeit von Investitionen durchaus Grenzen, dies hindert jedoch nicht am realistischen Gedankenprozess über Entwicklungschancen für kleinere und auch preisgünstigere Gebiete, die gerade für das Heranführen künftiger Skigenerationen eine wichtige Schlüsselfunktion erfüllen. Aktuell findet hier beispielsweise im Skigebiet der Region St.Johann in Tirol, mit dem neuen skandinavischen Mehrheitseigentümer Skistar, ein massiver Entwicklungsprozess statt, begleitet von umfangreichen Investitionen in regionale Infrastrukturen, Skigebiet und Hotellerie. Die aktuellen und sehr positiven Zahlen untermauern auch das hohe Potenzial und die positive Kundenresonanz auf derartige Entwicklungen.

Es ist also durchaus Platz nicht nur für die „Big Player“ im Wintersporttourismus, sondern auch die Notwendigkeit eines für breitere Bevölkerungsgruppen letztlich auch leistbaren Winter- respektive Skiurlaubs……

8. Februar 2018, 19:46

Mit Blick auf das wirkliche Leben eine persönliche Erfahrung zur Differenzierung zwischen kleinen und großen Skigebieten bzw. zwischen kleinen „möchte-auch-gern“ Tourismusorten und eigentlichen touristischen Zentren.

Eine meiner Enkelinnen wollte die Semesterferien nutzen, um im Hinblick auf die in ihrem Wiener Gymnasium stattfindende Schulskiwoche ihre Snowboardkünste zu verfeinern. Bei der Suche nach einer geeigneten Möglichkeit ließ ich mich von meinem Bestreben leiten, kleine Strukturen gezielt zu fördern. Allerdings musste ich einmal mehr zur Kenntnis nehmen, dass die Umsetzung nur allzuoft an der Realität scheitert.

Bei meinen Bemühungen, die Wertschöpfung, die aus dem mehrtägigen Snowboardkurs einer Schülerin und den Schneesportaktivitäten ihrer Begleitpersonen resultiert, einem weniger tourismusintensiven Ort bzw. einem kleinen bis mittleren Skigebiet im Umland von Innsbruck zukommen zu lassen, habe ich folgende Erfahrung gemnacht:

Die Durchsicht der Websites sowie die persönlichen telefonischen Rückfragen in fünf kleinen bis mitteleren Skigebieten bzw. den dort ansässigen Skischulen brachten das Ergebnis, dass außerhalb der Tiroler Schulferien keine Snowboard-Gruppenkurse angeboten werden. Nur in einem Fall hat mich die Antwort meinem Ziel ein kleines Stück näher gebracht. Sie lautete: „Melde dich einmal im Internet an, wir sagen dir dann ob ein Kurs stattfindet“.

Nach überstandener Geduldsprobe sind wir schlussendlich doch in einem Tourismuszentrum gelandet, wo die Kurse im Internet gelistet sind und ich am Telefon eine klare Antwort erhalten habe. Diese Destination besitzt zwar auch nicht viele Lifte und Skipisten und sie verfolgt daher einen nicht-alpinen Positionierungsschwerpunkt. Für Familien (und nicht nur für diese) bietet sie aber den großen Vorteil, dass sie an einem Punkt ein umfassendes professionelles Angebot in Anspruch nehmen können: Anmeldung zum Snowboardkurs, Ausrüstungsverleih, Skipasskauf, Start des Snowboardunterrichts, Zutritt zu den Aufstiegsanlagen. Und das alles nur wenige Meter vom Pkw-Parkplatz entfernt.

Im Hinblick auf die immer wieder geforderte Bequemlichkeit bei der Inanspruchnahme von touristischen Angeboten versteht es sich wohl von selbst, dass in einem solchen Fall der Preis keine prioritäre Rolle bei der Entscheidungsfindung spielt. Auch wird an diesem Erlebnis einmal mehr deutlich, dass sich die Schere zwischen Groß und Klein, seien es nun Tourismusorte oder Skigebiete, zwangsläufig immer weiter auftun muss.

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