15. Februar 2014 | 01:48 | Kategorie:
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Tourismusstimme der Woche: Gernot Memmer

SKIFAHREN KANN VOLKSSPORT BLEIBEN:
Die richtigen Maßnahmen im Bereich der Produkt- und Destinationsentwicklung vorausgesetzt, hat der klassische Skisport Zukunft. Gernot Memmer von Kohl & Partner skizziert wichtige Einflussgrößen, Anforderungen des Marktes und Möglichkeiten für den Tourismus, auch in Zukunft in diesem Segment Nummer 1 zu bleiben.

https://youtu.be/HOSgHaqlcFk

Während sich das Angebot für Skifahrer in den heimischen Tourismusdestinationen seit Jahren verbessert und unser Land zu einer Benchmark in diesem Segment macht, geht die Zahl der „Skier Days“ seit einigen Jahren zurück: Waren es vor 5 Jahren noch 57 Mio. „Ersteintritte“, so konnten zuletzt nur noch 50 Mio. Skifahrer im Bereich der Bergbahnen in Österreich verzeichnet werden.

17. Februar 2014, 16:29

Die Spezialisierung der Skigebiete ist, so wie dies bei anderen touristischen Produkten der Fall ist, zweifelsohne eine vielversprechende Zukunftsstrategie. Dabei kann die Sterneklassifizierung der Hotels als Metapher dienen, ebenso gut bietet sich der Vergleich mit der thematischen Orientierung von Hotels ab. Dass Spezialisierung und Profilierung ein Weg ist, der zum Erfolg führt, haben zahlreiche Skigebiete bereits erkannt und analog zu den natürlichen Voraussetzungen und zur räumlichen Struktur der Destination schon vor Jahren begonnen, konsequent in diese Richtung zu arbeiten.

Erwähnt sei hier das Ötztal, wo drei landschaftlich unterschiedlich strukturierte Skigebiet bestehen, die sich in Anlehnung an die natürlichen Voraussetzungen und die verkehrsgeographische Lage klar spezialisiert haben: Das Skigebiet in Obergurgl-Hochgurgl bietet dem Skifahrer viel Raum und spricht den anspruchsvollen Gast an, der es eher gemütlich haben will. Das Skigebiet Sölden ist sportlich orientiert, spricht die Masse an und ist auf das Engste verknüpft mit der Partymeile im Ort. Das Skigebiet in Oetz wiederum wurde anlässlich der Neuinvestitionen als Familienskigebiet positioniert und es stellt eine wertvolle Ergänzung zu den anderen beiden Skigebieten der Destination dar.

Um ein zweites Beispiel zu nennen: Dieselbe Entwicklung ist im Vorarlberger Montafon zu beobachten, wo die Skigebiete Silvretta-Montafon, Gargellen, Golm und Kristberg – ebenfalls in Anlehnung an landschaftliche und räumliche Gegebenheiten – eigenständige Profile pflegen und damit insgesamt einen breiten Kreis von Skiinteressierten anregen, zum Wintersport in die Destination zu kommen.

Die Erkenntnis über die Notwendigkeit der Spezialisierung findet übrigens auch im aktuellen Masterplan für die Skigebiete im Raum Innsbruck ihren Niederschlag, wo – nicht zuletzt nach dem Vorbild der Innsbrucker Nordkettenbahnen – der Axamer Lizum, der Muttereralm und dem Patscherkofel jeweils spezifische Profile und Gästezielgruppen zugeordnet werden. Damit sollen sich die Innsbrucker Skigebiete in Zukunft in optimaler Weise ergänzen und jene Menge an Skiläufern ansprechen, die sie für ihren wirtschaftlichen Erfolg benötigen.

18. Februar 2014, 0:06

Sorry, aber ist dieses Bild nicht etwas optimistisch? Bei so vielen „potentiellen“ Ski- Interessierten und (Wieder-) einsteigern frage ich mich: warum sinken dann die Skier Days beständig?? Ist es nicht vielmehr so, dass (wie auch praktisch alle Umfragen bestätigen) nur noch schneesichere, große Skigebiete auf dem neuesten Stand des Komforts eine Chance haben und alle anderen in Schwierigkeiten geraten werden (da nützt die Spezialisierung kaum)? Ist es nicht so, dass uns die Substitutions-Mitbewerber (Ferienresorts, Kreuzfahrtschiffe, Freizeitparks…) die Gäste mehr und mehr abspenstig machen, weil diese eindeutig mehr Convenience bieten und nicht mit zerrissenem, oft orientierungslosem Destinationsmanagement kämpfen? Am Ende bleiben vielleicht weniger, dafür aber dauerhaft erfolgreiche Wintersport-Destinationen übrig.

18. Februar 2014, 8:39

Skifahren wird zur Luxussportart und löst somit Golf ab.
Immer teurer und besser müssen die Lifte sein. Auch die immer höheren Kosten für Beschneiung lassen die Liftkartenpreise über der Inflationrate steigen.
Da kommen viele Skigebiete einfach nicht mehr mit.
Aufgrund des Verschuldungswahnes der letzten 40 Jahren von Staat und auch privat wird die Mittelschicht in den nächsten Jahren verarmen.
Am Ende dieser Entwicklung wird sich nur mehr 0,5 – 3 % der Weltbevölkerung skifahren leisten können. Und von denen werden dann auch nicht alle skifahren, genau wie derzeit nicht alle golfen die es sich leisten können.
Daher werden die Skifahrer-Tage in den Skigebieten in den nächsten Jahren weiter sinken.
Was sollte man daher tun? 10 Skigebiete in Österreich sollten auf das beste und moderste ausgebaut werden. Der Rest sollte nichts mehr investieren und in den nächsten 40 Jahren zusperren.

18. Februar 2014, 14:17

Horwath arbeitet aktuell an einer in Österreich bislang einzigartigen Schigebietserweiterung inkl. Ortsplanung. Zudem verfügen wir über internationale Erfahrung und teilen gerne auszugsweise unsere Expertise und Markteinschätzung zum Thema:
– Schifahren wird immer mehr zum Luxusgut. Für Österreich besteht sicher ein weiterer Marktanteil, dabei ist die Kooperation der gesamten Destination (on-stop-shop) für den Erfolg sehr dienlich.
-kleinere Schigebiete sollten sich auf Randgruppen spezialisieren.
– kleine Schigebiete müssen sich auf einen Markt konzentrieren (Beispiel Kreischberg) oder im Verbund stark sein (Hinterreith als Trainingseldorado). Daran ist auch die Infrastruktur ausgerichtet.
– die großen Gebiete werden die Gewinner sein, da die Größe und technische Entwicklung eines Gebietes sehr wichtig für den Kunden sind.
– Chancen sind der Ausbau des Sommerbetriebes, also Gebiete, die auch im Sommer über ein Themenangebot verfügen (ein Themenberg verzeichnet im Sommer ca 150tsd Ersteintritte, das 3fache von einem nicht mit einem Thema versehenen Berg).
– Differenzierung: eine Herausforderung, da viele Schigebiete sich von nahezu den selben Firmen und Produkten ausstatten lassen und somit ein ähnliches Produkt mit einer ähnlichen Werbelinie und einer ähnlichen Positionierung entsteht.
-Basis für die Positionierung ist die Topografie und der entsprechende Anteil der Pisten für die unterschiedlichen Könnerstufen.
-Erweiterung ja, aber nicht um jeden Preis und stets die Realität betrachten. ICh denke einer der heiklen Punkte. Ich hätte mir selbst schon sicher mehr Freunde gemacht, wenn ich zu allem ja und amen gesagt hätte, also dem Hörgeschmack entsprochen – aber Nachhaltigkeit ist mitunter auch ehrlich zu sagen , ob sich eine Investition lohnt oder nicht – eine Selbstverständlichkeit die in unseren Kreisen alles andere als selbstverständlich ist.
– Marktdifferenzierung zwischen Tagesgast und Übernachtungsgast – daran sind die Marketingaktivitäten auszurichten und zu planen. Grundsätzlich: Marketing ist so grundlegend, dass man es nicht als separate betriebliche Funktion sehen darf. Marketing umfasst das gesamte Unternehmen, und zwar vom Endergebnis her betrachtet -d.h. vom Standpunkt des Kunden. So auch mit dem Produkt und ob es das verkörpert, was auch der Kunde so empfindet.
– Entscheidungen müssen im Kollektiv erarbeitet und getroffen werden.
– Konzepte und Themen kopieren bringt nicht den gewünschten Effekt. Authentizität und nicht Entwicklung um jeden Preis sind Argumente, die zählen.
– es gibt genügend Ideen und somit Potential, das bislang noch nicht aufgegriffen wurde…

19. Februar 2014, 14:31

Auf die Gefahr, meinen Schipass zu verlieren: Marketing (verstanden als Nachfrageorientierung) ist halt leider bei zu vielen „Seilbahnern“ noch immer ein Fremdwort – und der Einfluss der Destinationsmanager ist gering, wenn „wichtige“ Fragen, wie Investitionen anstehen. Selbstverständlich bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel…

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