Tourismuskonzepte und Masterpläne – wie sieht es dabei in Österreich aus?
Unlängst sagte der Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Kapsch, beim Wiener Strategieforum an der WU, es fehle eine Strategie für Österreich. Der Standort habe an Vertrauenswürdigkeit eingebüßt, der Politik fehlten Konzepte. Jede zweite Firma sucht nach einem neuen Geschäftsmodell, dies ergibt eine jüngst vorgestellte Studie der Contrast-Management Consulting und des Institutes für strategisches Management der WU.
Wie sieht es hier in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft auf regionaler Ebene aus? Wieviel Regionen, Destinationen haben einen Masterplan, wie sie sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren entwickeln möchten/werden? Gerade hier geht es um wertvollste Ressourcen, Natur und Landschaft, Lebensräume und Menschen, Infrastruktur und Angebotsschwerpunkte. Kennen hier die Regionen ihre möglichen Szenarien bzw. arbeiten sie daran? Solche Analysen und Masterpläne dienen vor allem der Orientierung für bestehende Unternehmer wie auch künftige Investoren und schließlich für Ausbildung und Arbeitsfelder von Fach- und Hilfskräften. Wie könnte beispielsweise so ein Spezialitätenladen Tirol aussehen?
Die zunehmende Dynamik in der Veränderung aller Lebensbereiche, ob Informations- und Kommunikationstechnologien, Mobilität, steigende Internationalisierung/Globalisierung und damit mehr Wettbewerb, neue Investorenströme oder letztlich das Gäste-/Kundenverhalten u.a.m. sollen genauso Bestandteile dieser Masterpläne der Tourismusdestinationen sein. Auch ein Verzicht auf Tourismus kann Ergebnis dieser Ist-Analyse und des Masterplanes sein, denn künftig wird mehr denn je Entrepreneurship, ein klares Bekenntnis der Regionen zum Tourismus mit all seinen Folgewirkungen ausschlaggebend sein.
Frau Dr. Danler hat vollkommen recht. Nicht gestaltet WERDEN, durch die Politik, Einflüsse der Wirtschaft oder Dritten, sondern SELBST gestalten ist der richtige weg. D.h. aber auch Eigeninitative und Brainstorming, bzw. Konsequenz und Initiative sind gefragt.
Masterpläne bauen Brücken
Fokus Destinations-Masterpläne… Masterpläne geben Richtung vor und zeigen projekt-,marktorientiert und konkret den Weg für die nächsten 10 – 15 Jahre auf. Was soll verbessert und innoviert werden und was soll in den nächsten Jahren (mutig) reduziert oder ganz weggelassen werden. Ob Hotel- oder Infrastruktur-Entwicklungen, Lebensraum-Impulse, touristische Organisation, Destinations-Entwicklungs-Steps generell – der Masterplan ist das Fundament, wie beim Hausbau, auf dem sichtbare Projekte gut fruchten.
Ein Aspekt ist mir dabei besonders wichtig: In der Erstellung und Begleitung von Masterplänen beobachten wir bei Kohl & Partner immer wieder, dass Masterpläne auch integrierend wirken.
Beispiel Next Generation (Integrierender Ansatz bei Masterplänen):
Die jungen Wilden, die Next Generation, mit ins Destinations-Boot zu bringen, bringt neue Denkmuster in den Masterplan und in die Destinationsentwicklung insgesamt. Wenn auch die Next Generation (wieder) Perspektiven für den Tourismus und das Leben in der Destination findet, dann entsteht ein richtiger „Drive“ und die Sache wird rund. Es lohnt sich (auch für die Jungen) in der Destination zu bleiben und man löst sich oft leichter von der vielerorts präsenten Lethargie.
Erfolgreiche Masterpläne können so gut Brücken bauen und bringen Antrieb und Begehrlichkeit nach Innen und Außen (zB in Richtung potenzielle Investoren, Gäste).
Die aktive Entscheidung, den Tourismus in bestimmten Orten und Regionen nicht mehr weiter zu fördern oder sogar rückzubauen, wird für die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs ebenso wichtig sein, wie die Weiterentwicklung des Tourismus. Das Festhalten an alten Denkmustern mag politisch bequem sein. Wirtschaftliche Perspektiven werden dadurch aber kaum entstehen.
Wenn man international unterwegs ist und Projekte für die verschiedensten öffentlichen Stellen sowie Regierungen und Tourismusdestinationen umsetzt, erkennt man sehr schnell, dass dieses Problem in unserem Land sehr stark ausgeprägt ist.
Viele planen von einem Jahr zum nächsten, ohne langfristige Entwicklungsstufen für die Zukunft.
Das Kopieren von Vorhandenem wird zu Wettbewerb.
Dies führt auch zu einer Verödung und gleichzeitig Ideenlosigkeit von normalerweise potenziell höherwertigen Tourismusgebieten.
Andererseits werden auch kaum Gelder aufgetrieben, um solche Masterpläne in Auftrag zu geben. Dienstleistungen diverser Art oder gute Konzepte werden einfach nicht dementsprechend finanziell honoriert.
Die Wichtigkeit von Masterplänen und Strategien ist unbestritten, zumindest in den zentralen Köpfen sollte diese vorhanden sein. Leider ist aber auch unbestritten, dass viel zu viele MasterPläne, Strategien, Konzepte, Leitbilder und vieles mehr, aus öffentlichen Geldern finanziert, unbeachtet in Schubladen vor sich hinstauben. Für manche Auftraggeber scheint die Arbeit somit bereits nach Lieferung des jeweiligen Konzepts bzw der Strategie erledigt zu sein, eine Umsetzung wird vielfach letztlich als zu aufwändig oder nicht als notwendig erachtet beziehungsweise dient der Plan oftmals nur als Alibi, um im Zweifelsfall und auf Nachfrage einen derartigen aus der Schublade ziehen zu können. Leider wahr und selbst miterlebt…denn das „unangenehme“ an einem substanziellen Plan ist,dass er erst durch konsequente Umsetzung zum Leben erweckt wird, gerade durch Verbindlichkeit bei Zielen eben dann auch messbar wird und gerade an dieser Umsetzung sehr viele, vor allem auch im (halb)öffentlichen Bereich frühzeitig scheitern und daher ein realistischer und verbindlicher Plan zwar „grundsätzlich“ befürwortet, tatsächlich jedoch gar nicht erwünscht ist. Denn wo kein Plan und Ziel, auch keine Verantwortung…so ist im Zweifelsfall eben „der andere“ schuld….
Ein nicht ganz ernstgemeinter Beitrag, mit einem ( oder mehreren ) Fünkchen Wahrheit?
Hier im Karwendel wird das sehr charmant gemacht. Strategie hin, Strategier her – den Leuten gefällt´s und sie beteiligen sich sogar selbst
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